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Start der klassischen Sci-Fi-Reihe: Filmkritik zu "Planet der Affen" (1968)

Im Jahr 1972 verlässt der Astronaut George Taylor (Charlton Heston) auf seinem Raumschiff und mit drei Crew-Gefährten die Erde - achtzehn Monate sind sie unterwegs, wobei die Erde in dieser Zeit aufgrund der Lichtgeschwindigkeit jedoch um zweitausend Jahre altert. Die Crew stürzt schließlich auf einem fremden Planeten ab, auf welchem die Evolution ein Rad geschlagen hat: Affen sind dort nun die vorherrschende Spezies und haben menschliche Züge angenommen, während Menschen in Käfigen gehalten und für Experimente missbraucht werden. Auch Taylor gerät in die Fänge der Affenkolonie und versucht daraufhin, seine Intelligenz zu beweisen, um mit dieser kommunizieren zu können... und klarstellen zu können, dass sich Affen und Menschen nicht zu verfeinden brauchen, sondern auch an einem gemeinsamen Strang ziehen könnten.

Die "Planet der Affen"-Reihe ist Kult und das dürfte natürlich in besonderer Hinsicht für das Original aus dem Jahr 1968 gelten, welches den Stein erst ins Rollen brachte. Nicht umsonst zog dieser Film vier (teils ziemlich umstrittene) Fortsetzungen mit sich sowie einen gescheiterten Reboot-Versuch von Tim Burton und letztendlich gleich eine ganze Prequel-Trilogie, die zu den besten Blockbustern der vergangenen Jahre gehört. Beinahe ein Frevel also, dass ich die Originale bislang nicht gesehen habe, doch diese Lücke konnte ich nun (dank dem Streamingdienst DisneyPlus) endlich schließen. Und der originale "Planet der Affen" funktioniert auch noch heute als spannender und teilweise recht intelligenter Blockbuster, der nicht nur an der Oberfläche spektakuläre Unterhaltung bietet, sondern darunter auch noch einige Fußnoten, liefert, die durchaus als gesellschaftskritisch zu lesen sind. Diese Message mag aus heutiger Sicht ein wenig plump wirken, bezeugt aber ziemlich energetisch die (auch damals noch immer schwelende) Angst der US-Amerikaner vor der Atombombe. Das führt dann zu einem der bekanntesten, aber auch effektivsten Cliffhangern der Filmgeschichte, welcher die damaligen Zuschauer*innen sicherlich mit offenen Mündern zurückgelassen hat.
Ein wenig plump sieht natürlich, wenn man nach heutigen Seh-Maßstäben rechnet, die Optik des Films aus - wir sind mittlerweile fast perfekte CGI-Affen gewohnt und über Menschen in Affenkostümen kann man deswegen vielleicht ein wenig grinsen. Doch auch aus heutiger Sicht muss man anmerken, wie grandios vor allem das Make-Up-Design der damaligen Zeit war - die Affenmasken wirken niemals stumpf, sondern verbinden sich gemeinsam mit der ausdrucksstarken Mimik des Casts zu einem sehr stimmigen Gesamtbild. Hat man die Pille mit herumlaufenden Affen, die Experimente durchführen, Museen eröffnen und Beerdigungen abhalten, dann erstmal geschluckt (Details, die aber auch damals schon durchaus satirisch gemeint waren), dann wirkt die ganze Sache durchaus rund und ist auch optisch immer noch sehr beeindruckend. Die aufwendigen Bauten waren im Jahr 1968 vielleicht nicht mehr zwingend Maßstäbe setzend, da große Monumentalfilme wie "Ben Hur" zuvor bereits ähnlich Großartiges, wenn nicht gar Besseres umgesetzt hatten. Doch erstaunlich sieht all dies auch heute noch aus und zeigt, wie gut Filme altern können, wenn man denn schon zur Produktionszeit alles daran setzt, der Technik einen Schritt voraus zu sein.
Mit der optischen Brillanz kann der Inhalt dann nicht immer Schritt halten - die vielen Dialoge wirken bisweilen arg zweckmäßig und die recht simple Dramaturgie sorgt auch nicht dafür, dass "Planet der Affen" nun (von der überraschenden Schlusssequenz mal ganz deutlich abgesehen) ganz große, plottechnische Überraschungen zu bieten hätte. Trotzdem gibt es aber auch hier einige Szenen zu sehen, die erstaunlich düster wirken - vor allem gewisse Techniken, welche die vorherrschenden Affen nutzen, um ihre Menschen... nun ja... zu "nutzen", könnten so auch direkt aus einem Horrorfilm stammen. Im direkten Vergleich äußerst befremdlich fällt hingegen die reingequetschte Liebeshandlung zwischen dem heldenhaften Astronauten und einer stummen, wilden Frau aus, die nicht nur aus heutiger Sicht mit einigen furchtbaren Dialogen sehr problematisch anmutet. Das ändert zwar nichts daran, dass die Performance von Schauspiellegende Charlton Heston in jeder Phase absolut kernig ist, doch wird sein George Taylor doch etwas überstrapaziös in die Rolle des Frauenhelden geschoben, was damals gang und gäbe und heute zum Glück verpönt ist.

Fazit: Auch fünfundfünzig Jahre nach seiner Uraufführung ist "Planet der Affen" vor allem aufgrund der damaligen, perfekten Tricktechnik noch immer wunderbar anzusehen. Dramaturgisch ab und an etwas seicht, aber dennoch nicht ohne clevere Ideen, entsteht ein spannender Blockbuster, der mal witzig, mal unheimlich ausfällt und zu seiner Zeit Maßstäbe setzte.

Note: 3+



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