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Sehr, sehr unartig (und das ist gut so): Filmkritik zu "Violent Night"

So hat sich die Familie Lightstone das Weihnachtsfest ganz sicher nicht vorgestellt. Als wäre das Treffen mit den teils verhassten Familienmitgliedern nicht genug, da brechen auch noch Terroristen unter der Führung des brutalen Mr. Scrooge (John Leguizamo) ins Anwesen des steinreichen Familienoberhauptes Gertrude (Beverly D'Angelo) ein - mit Waffengewalt unter Androhung der Ermordung der gesamten Familie wollen sie sich Zugang zum Safe der Großmutter verschaffen, in welchem sie dreihundert Millionen Dollar vermuten. Doch Rettung für die armen Familienmitglieder ist bereits auf dem Weg, denn der leibhaftige Santa Clause (David Harbour), der eigentlich nur die Geschenke für die kleine Trudy (Leah Brady) vorbeibringen wollte, legt sich mit den Dieben an... und geht dabei, nachdem er erst einmal in Fahrt gekommen ist, wahrlich nicht zimperlich vor.

Die Prämisse ist nicht zwingend neu, verspricht aber jede Menge blutige Freude. Und tatsächlich ist "Violent Night" dann auch genau der rabenschwarze, augenzwinkernde und sehr brutale Spaß, den man sich anhand des Trailers erwarten durfte... zumindest ab einem gewissen Punkt. Denn der Film löst die vorab gegebenen Versprechen zwar ganz klar ein und spätestens, wenn sogar die kleine Trudy ganz nach dem Vorbild ihres Lieblingsfilms "Kevin allein zuhaus" Fallen für die fiesen Gangster aufstellt, die hier aber eine wesentlich blutigere und endgültigere Lösung nehmen, ist der Spaßfaktor so hoch, wie man es sich zuvor vorgestellt hat: Da metzelt sich der gar nicht mal so brave Santa pflichtschuldig durch die Gruppe der fiesen Verbrecher und greift dabei auf allerhand Waffen (oder zweckentfremdete Gegenstände) zurück, um den Splatter-Gehalt auf ein ziemlich matschiges Level zu heben. Und auch wenn diese enormen Gewaltexzesse durch die deutliche Überspitzung der zentralen Tötungsszenarien sowie die inszenatorische Entscheidung, die meisten dieser Momente im Halbdunkeln spielen zu lassen, abgemildert werden... früher wäre solch eine Schlachtplatte, in welcher dutzende Menschen zerhäckselt, enthauptet und gleich vollkommen zermatscht werden, nicht mit einer glimpflichen FSK-Freigabe ab 16 Jahren durchgekommen.
Bis diese Prämisse aber so richtig Vollgas gibt, braucht "Violent Night" eine ganze Weile, um wirklich in Schwung zu kommen. Denn nicht nur die etwas zu gut gemeinte Exposition der verschiedenen Charaktere nimmt zu Beginn recht viel Raum ein... auch im Mittelteil verliert der Film deutlich an Fahrt. Zwischen einer ersten Auseinandersetzung mit einem der bösen Buben und dem späteren Chaos, bei welchem alle Zügel losgelassen werden, geht der Film durch eine recht schläfrige Ruhepause, in welcher besonders den überzeichneten und viel Nervpotenzial bietenden Mitgliedern der Familie Lightstone erschreckend viel Raum gegeben wird, um ihre ganz eigenen (biederen) Konflikte auszuhandeln. Wesentlich charmanter und gar rührender als diese Clownsparade ist da schon das zentrale Drama um die kleine Trudy, die nicht nur von der Scheidung ihrer Eltern gezeichnet ist, sondern mit dem muffigen Santa auch noch ein echtes Team bilden darf. Da sind dann schon einige Momente dabei, die nicht nur von kreativen Ideen, sondern auch von echtem Herz innerhalb dieses blutigen Wahnsinns leben... ganz ohne einige Längen kommt aber auch dieser Plot nicht aus.
Aber da gibt es ja auch noch David Harbour! Dass der "Black Widow"-Star für die Rolle des grantigen Weihnachtsmanns, der die Sympathie für die Kinder, die er beschenken soll, längst verloren hat und besoffen auch schon mal aus dem Schlitten reihert, die Idealbesetzung ist, war im Grunde klar. Und Harbours knochige Performance, bei der die trockenen Oneliner ebenso sitzen wie die knallharten Punches mit dem Vorschlaghammer, beherrscht diesen Film dann natürlich auch. Unter den Bösewichtern kann John Leguizamo einige Extrapunkte sammeln, denn obwohl seine Figur als weihnachtshassender Soziopath natürlich ein reines Klischee ist, so hat der "John Wick"-Star doch so viel offensichtliche Freude am Bösesein, dass man ihm dabei nur zu gerne zusieht. Vielleicht wäre es sogar sinnvoll gewesen, den Fokus ein wenig von der in Geiselhaft genommenen Familie abzuziehen und ein wenig mehr über diesen fiesen Mr. Scrooge zu erfahren... denn die Ansätze seines ganz eigenen Traumas klingen interessant genug, werden aber leider nicht mehr vertieft. Das ist im Grunde aber auch halb so schlimm, denn im Kern geht es in diesem Film ja doch nur um den herrlich überzogenen Splatter-Wahnsinn und der wird im letzten Drittel dann mit viel Freude am Meucheln auch geliefert. Man weiß hier also genau, was man bekommt... wenn man zumindest ein bisschen Sitzfleisch mitbringt.

Fazit: David Harbour ist als abgefuckter Santa, der die Rute gegen den Vorschlaghammer tauscht, natürlich eine Bank. Bevor sich das versprochene Splatter-Spektakel so richtig austobt, muss man zwar einige etwas zähe Minuten verbringen, die sich aber mit dem Anbruch der echten Hatz wirklich gelohnt haben... starke Mägen und die Vorliebe für finsteren Humor natürlich vorausgesetzt.

Note: 3+ 



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