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Das soll Teenie-Kult sein?: Filmkritik zu "Clueless - Was sonst!"

Die fünfzehnjährige Cher Horowitz (Alicia Silverstone) gehört zu den beliebtesten Schülerinnen an ihrer High School - gemeinsam mit ihrer besten Freundin Dionne (Stacey Dash) hält sie das Lehrer-Kollegium ebenso auf Trab wie ihre Mitschüler. Als ihr ehemaliger Stiefbruder Josh (Paul Rudd) bei Cher und ihrem Vater Melvin (Dan Hedaya), einem millionenschweren Staranwalt, einzieht, um diesem bei einigen Fällen zu helfen, hängt der Haussegen schief - sie kann den ständig sprücheklopfenden Typen jedenfalls nicht leiden. Und dann taucht mit der deutlich reiferen Tai (Brittany Murphy) auch noch eine neue Schülerin an der High School auf, die Cher unbedingt unter ihre Fittiche nehmen will, womit sie ihrem eigenen Stand auf Dauer jedoch auch Probleme bereitet...

Ich habe in meinem Leben ja durchaus schon einige Teenie-Highschool-Filme gesehen und bin dem Genre, auch wenn ich definitiv nicht die Zielgruppe bin, nicht per se abgeneigt. Eine wirkliche Bindung zu den oftmals sehr oberflächlichen Konflikten kann ich zwar meist nicht aufbauen, aber wenn die Charaktere sympathisch sind und der Humor frech ist - warum nicht? Dass nun ausgerechnet "Clueless" in den 90ern ein solcher Hit war und sogar Kultstatus genoss (oder immer noch genießt), kann ich jedoch nicht nachvollziehen, hat mich der Film von Regisseurin Amy Heckerling doch über die komplette Strecke wahnsinnig genervt. Im Grunde ist hier alles drin, was man von einer Highschool-Comedy erwartet und hofft, dennoch nicht zu finden: Konflikte, die selten über den Status "Wann spricht mich der süße Typ endlich an?" hinausgehen; sich im Kreis drehende Dialoge; harmloser Humor; und austauschbare Figuren, die meist nur dahingehend charakterisiert werden, mit wem sie denn nun anbandeln.
Dabei ist Protagonistin Cher nicht unbedingt eine Unsympathin - sie ist nur so kopflos geschrieben, dass man sich mehrfach fragt, wer sie denn nun ist. Auf der einen Seite eine oberflächliche, etwas schusselige und jeglichen Lebensinhalt überdramatisierende Jugendliche, die mehr Wert auf ihr Äußeres als ihr Inneres legt. Die Mitmenschen manipuliert, einen Heulkrampf wegen eines verschwundenen Shirts bekommt und die sich selbst Liebesbriefe schreibt, um einen Jungen auf sich aufmerksam zu machen. Immer wieder wechselt das Drehbuch ihren Charakter jedoch... und das meist dann, wenn es irgendwie vom Plot her gebraucht wird. Dann ist Cher plötzlich redegewandt, klug, mitfühlend und sorgt sich um die Zukunft ihres Planeten. Das macht sie bisweilen sympathisch, doch springt das Buch mit diesem Charakter so sorglos um, dass nie klar wird, wer sie eigentlich ist. Da muss man vor der Leistung von Alicia Silverstone tatsächlich den Hut ziehen, denn wie diese es noch schafft, bei solch einer schlecht geschriebenen Figur noch eine ziemlich ambivalente Spielfreude an den Tag zu legen, ist sicherlich bemerkenswert.
Das kann man vom Rest des Casts nicht behaupten - über "Prince Avalanche"-Star Paul Rudd bis hin zu der hier kaum wiederzuerkennenden Brittany Murphy verrichten sie alle wenig mehr als Dienst nach Vorschrift, werden vom Drehbuch, welches ihre Charaktere ohne jegliche Facetten in die Welt ziehen lässt, aber auch mehr als einmal im Stich gelassen. Der Plot folgt dabei den Grundmustern des Genres, wirkt aber auch arg unfokussiert und springt unmotiviert von einem Nebenschauplatz zum anderen. Etliche Charaktere, die bald wieder verschwinden oder einfach für eine lange Zeit vergessen werden, geben sich die Klinke in die Hand und es ist kaum möglich, einen wirklichen roten Faden auszumachen. Am ehesten scheint dieser aus der ziemlich langwierigen Selbstfindung der Protagonistin zu bestehen, doch da das Drehbuch bis zum Schluss selbst nicht weiß, wer diese Cher eigentlich sein soll, ist dieser Plot dann ohnehin eher müßig geraten. Kommt ein erstaunlich niedriger Gag-Quotient neben aufgesetzten, melodramatischen Konflikten hinzu und fertig ist ein wirrer, ziemlich langweiliger Teenie-Cocktail, der ohne Ecken und Kanten das übliche Mischmasch abliefert. Für Fans sicherlich okay, aber darüber hinaus erstaunlich schlecht gealtert... und mies geschrieben.

Fazit: Alicia Silverstone versucht ein vollkommen wirres Drehbuch und eine ungenügend geschriebene Hauptfigur mit Leben zu erfüllen. Herauskommen tut dabei nur ein buntes Potpurri aus langweiligen Figuren und banalen Konflikten, die langweiliger und stumpfer kaum sein könnten.

Note: 5 



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