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Geschichte eines irischen Helden: Filmkritik zu "Michael Collins"

Im Jahr 1916 befinden sich irische Rebellentruppen im Kampf gegen die britischen Besatzungstruppen. Michael Collins (Liam Neeson), ein noch junger Kämpfer in der irisch-republikanischen Bruderschaft, kommt gerade aus dem Gefängnis frei, als er sich gleich wieder ins Geschehen stürzt. Mit Worten und auch mit blutigen Taten möchte er die verstreuten Rebellen um sich sammeln, um den Kampf gegen die Besatzer wieder aufzunehmen - durch brutale Guerilla-Aktionen möchte er sie letztendlich zu Verhandlungen zwingen und dem irischen Volk so seine Freiheit zurückgeben. Dabei verbündet er sich auch mit seinem langjährigen Freund Eamon de Valera (Alan Rickman), auch wenn der Konflikt droht, die beiden auseinanderzureißen, da sie mit der Zeit verschiedene Ziele stecken...

Auf einer oberflächlichen Ebene betrachtet lässt sich an diesem Biopic wenig aussetzen - "Michael Collins" ist durchweg intensiv inszeniert und gewinnt besonders durch seine zahlreichen, sehr brachial umgesetzten Actionszenen. In einer Zeit, als Hollywood noch vorzüglich mit Handarbeit ans Werk ging und keinerlei Computereffekte brauchte, wirken Explosionen, Gewehrfeuer und Massenszenen angenehm kinetisch. Dabei kühlt Regisseur Neil Jordan die wahren, blutigen Akte auch keinesfalls herunter und zeigt diese in teils drastischer Brutalität - der Schaden von Gewehrkugeln und Folterinstrumenten wird recht bildhaft dargestellt und einzelne Szenen wie das Feuern eines Panzers auf eine Gruppe unschuldiger Zuschauer*innen während eines Fußballspiels brennen sich durchaus ins Gedächtnis ein. Zum reinen Selbstzweck verkommen diese Momente glücklicherweise auch nie. Stattdessen werden beide Parteien nicht mit Samthandschuhen angefasst, sodass auch die Rebellentruppe rund um Collins persönlich nicht zu glorifizierten Helden gemacht werden, sondern durchaus gezeigt wird, dass auch sie zu sehr brutalen Taten fähig waren.
So richtig in die Tiefe geht der Film dabei aber nie und über die wahre, historische Figur des Michael Collins erfährt man praktisch nie mehr als das, was Berichte über ihn darlegten. Das Biopic interessiert sich ganz offensichtlich mehr für seine Taten im Krieg als für den Menschen hinter dem Soldaten, was darüber hinaus auch für alle anderen Figuren gilt. Selbst auf dem Papier spannend klingende Konflikte, wenn sich ehemalig Verbündete im Zeichen einer Neuausrichtung des Krieges plötzlich verfeinden, werden arg gehetzt erzählt und können so nie wirklich ihre emotionale Kraft entfalten. Dies führte dazu, dass mich der Film nach einer recht packenden ersten Stunde allmählich verlor - die kräftige Inszenierung kann einige dramaturgische Stolpersteine später nicht mehr wirklich ausgleichen. So bleiben interessante Nebenfiguren wie Collins' Verbündete, die ihm angesichts seiner Taten jedoch irgendwann nicht mehr unnachgiebig folgen wollen, etwas zu blass. Am interessantesten ist dabei noch die Geschichte rund um einen Spion unter den Briten, der mit Collins zusammenarbeiten möchte und sich dabei selbst in große Gefahr begibt.
Liam Neeson gibt in der Titelrolle eine gute Vorstellung, auch wenn man ihn sicherlich schon besser gesehen hat - gerade in Szenen, in denen der "Schindlers Liste"-Star Verzweiflung und Trauer um einen gefallenen Kameraden spiegeln soll, wirkt Neeson ein wenig steif. Wie immer großartig, wenn auch leider etwas zu sparsam eingesetzt, ist dafür Alan Rickman, welcher dem irischen Rebellen Eamon de Valera sowohl Würde als auch ganz leisen Humor zu verleihen mag. In der Besetzungsliste tummeln sich zudem weitere bekannte Namen wie die "Harry Potter"-Stars Brendan Gleeson und Ian Hart sowie der irische Schauspieler Stephen Rea, der als Maulwurf unter den Feinden für einige wirklich spannende Szenen verantwortlich ist. Leidtragende des Stückes ist hingegen Julia Roberts, die als Frau, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss, doch arg unterfordert bleibt. Gerade angesichts des enormen Star-Status, den Roberts seit dem Durchbruch mit "Pretty Woman" hatte, ist es unverständlich, dass man der vielleicht größten Hollywood-Schauspielerin der 90er Jahre dort nur eine solch schmale Rolle anbot. So richtig wirkt Roberts mit diesem Part dann auch nicht und spielt ihre wenigen Szenen, in denen sie zumeist nur in Hotelzimmern auf die Rückkehr des heldenhaften Mannes wartet, ohne wirklich viel Esprit herunter.

Fazit: Inszenatorisch durchaus kraftvoll, spannend und teilweise bewegend wird die Geschichte des irischen Rebellen Michael Collins brachial auf Zelluloid gebannt. Etwas mehr Tiefe hätte es abseits der kinetischen Kriegsszenen aber gerne geben dürfen, um die doch etwas eindimensional gezeichneten Figuren erinnerungswürdiger zu gestalten.

Note: 3



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