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Purer Terror und das wars: Filmkritik zu "Terrifier"

Während der Halloween-Nacht haben Tara Heyes (Jenna Kanell) und ihre beste Freundin Dawn (Catherine Corcoran) ordentlich einen über den Durst getrunken und machen hungrig noch in einer Pizzeria Halt, um etwas zu essen. Dort begegnen sie einem als finsteren Clown verkleideten, äußerst merkwürdig agierenden Mann (David Howard Thornton), der vor allem Tara durch sein Verhalten ängstigt. Zurück am Auto stellen die beiden Frauen fest, dass einer der Reifen aufgestochen wurde und sie deswegen auf die Ankunft von Taras Schwester Victoria (Samantha Scaffidi) warten müssen, welche die beiden abholen möchte. In dieser Zeit taucht auch der Clown wieder auf... und diesmal sind seine Hände blutig.

Spätestens seit dem letztes Jahr im Kino gelaufenen zweiten Teil ist die "Terrifier"-Reihe zu weltweiter Berühmtheit gelangt und forderte etliche Horrorfans heraus. Es war nun also auch für mich Zeit, mal einen Blick zu riskieren und mir die beiden bisherigen Filme (ein dritter Teil befindet sich bereits in Planung) anzusehen. Der erste Film aus dem Jahr 2016 hat dabei die FSK-Prüfung nicht bestanden und ist in Deutschland leider nur geschnitten zu sehen - trotz fehlender 106 Sekunden ist das hier aber dennoch ein ziemlich unappetitliches Gematsche. "Terrifier" macht seinem Namen alle Ehre und ist hochgradig brutal geraten, auch wenn deutlich zu sehen ist, wo hier für die deutsche Veröffentlichung die Schere angesetzt werden musste. Die Kills des psychopathischen Clowns Art überschreiten durchaus die Schmerzgrenze und wischen selbst mit den Folterfallen der "Saw"-Reihe noch einmal deutlich den Boden. Dabei ist es mehrfach nicht einmal der Gewaltgrad, der herausfordert, sondern die grausam-masochistische Ader des stummen Killers.
Dem verleiht David Howard Thornton unter einem Übermaß an gruseliger Schminke ein mehr als schauriges Gesicht. Thorntons Performance ragt dann auch aus dem restlichen Mittelmaß der Darstellerriege hervor, die allenfalls Genrestandards erfüllen. Gerade der Supporting Cast agiert mehrfach an der Grenze zur Amateurhaftigkeit, während die beiden Hauptdarstellerinnen immerhin noch annehmbar agieren. Charakterliche Tiefen sollte man dabei tunlichst nicht erwarten: Sämtliche Figuren abseits des psychopathischen Killers erfüllen einzig und allein den Zweck, Art zum Pfer zu fallen und/oder ihm zuvor noch einen feinen Kampf zu liefern. Auch der Killer selbst wird nicht weiter beleuchtet - diesen fehlenden Background in einer beinahe handlungslosen Schlachtplatte mag manch einer als Faulheit bezeichnen, doch empfinde ich einen Bösewicht, der völlig ohne jeglichen Background agiert, in dieser Form sogar als noch unheimlicher. Es gibt keine Dramaturgie, an der wir uns festhalten können und die diese überbrutale Form irgendwie noch ausgleicht - das macht "Terrifier" sogar noch etwas belastender.
Das minimale Budget wird dabei von einer treffsicheren Inszenierung aufgefangen - Regisseur Damien Leone hat das Genre verstanden und kann in den einzelnen Terrorsequenzen eine ordentliche Form der dauerhaften Anspannung aufbauen. In Verbindung mit den handwerklichen Splatterszenen entsteht dabei ein Film, dem man das wenige Geld zwar ansieht, der aber eben diese finanziellen Grenzen auch nutzt, um so richtig schön altmodisch und krösig auszusehen... eben so, wie es sich für einen richtig fiesen Splatter gehört. Doch auch Leone kann nicht verhindern, dass ein blutiger Slasher ohne jede Form der Handlung bisweilen ein wenig dröge wirkt - mit der Zeit verlieren auch noch so clever inszenierte Szenen des ewigen Wegrennens, Versteckens und Kämpfens ihren Reiz. Trotz einer knappen Laufzeit von nur 82 Minuten kann da in der zweiten Hälfte durchaus etwas Langeweile entstehen, wenn "Terrifier" doch nur eine Killsequenz an die nächste reiht. Das ist dann zwar wirklich heftig inszeniert und verstörmt durchaus Adrenalin, aber mehr ist dahinter eben auch nicht zu spüren. Man darf gespannt sein, ob der zweite Teil, der überdeutlich die Zwei-Stunden-Grenze sprengt, diese längere Laufzeit auch zu etwas mehr Handlungsfutter nutzt... oder ob er den brutalen Amoklauf des Clowns diesmal einfach nur fünfzig Minuten länger laufen lässt.

Fazit: "Terrifier" ist ein trashiger, aber durchweg stark inszenierter Terrorschocker, der selbst in der geschnittenen Version noch wahnsinnig brutal ausfällt. So blutig die Kills auch ausfallen, so wenig bietet der Film jedoch bezüglich Handlung und schauspielerischer Finesse und langweilt so bisweilen doch ein wenig.

Note: 3-



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