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M. Night Shyamalans neues Kammerspiel: Filmkritik zu "Knock at the Cabin"

Gemeinsam mit ihren Vätern Andrew (Ben Aldridge) und Eric (Jonathan Groff) verbingt die achtjährige Wen (Kristen Cui) einen Urlaub in einer abgelegenen Waldhütte. Alles ist gut, bis eines Tages vier Fremde an der Hütte auftauchen und sich nach mehrmaligen Bitten um Einlass schließlich gewaltsam einen Weg ins Innere bahnen. Angeführt von dem ebenso bulligen wie gruselig-freundlichen Lennart (Dave Bautista) schwören diese vier Menschen, dass die Apokalypse droht... und nur ein selbstgewähltes Opfer unter den drei Personen der erschrockenen Familie kann diese noch abwenden. In einem verzweifelten Versuch, die Fremden von dem Wahnsinn dieser Geschichte zu überzeugen, kämpfen Andrew, Eric und Wen mit jedem Wort um ihr Leben.

Die neueren Filme von M. Night Shyamalan sind stets gewisse Wundertüten, an denen sich das Publikum immer wieder scheidet. Beispielsweise gefielen mir die von der Kritik weitestgehend verrissenen "Glass" und "Old" aus Shyamalans Feder deutlich besser als vielen anderen Zuschauer*innen, was aber natürlich kein Zeichen dafür sein muss, dass sein neuestes Werk nun sogar richtig gut auf mich wirken könnte. Dieses kam nämlich bei der Kritik wesentlich besser weg, was meine Erwartungen zwar ein wenig in die Höhe schraubte, mich aber auch skeptisch machte - denn wenn nun die Dinge fehlen könnten, die ich an Shyamalans letzten Filmen mochte, alle anderen aber nicht... was würde denn dann für ein Streifen herauskommen? "Knock at the Cabin" lautet die Antwort und der liefert, wie im Grunde jeder Film des "Signs"-Regisseurs, erst mal wieder eine hochspannende Grundprämisse mit. Diese führt zu einem ausladenden und dialoglastigen Kammerspiel, wobei Shyamalan immer wieder interessante Fragen stellt, das Tempo aber nicht durchgehend hochhalten kann.
Tatsächlich dreht sich das Spiel nämlich mehrfach im Kreis: Die beiden Väter wollen den vier Fremden (naxchvollziehbarerweise) diese verrückte Geschichte nicht abkaufen, weswegen die Eindringlinge wortgewandte Überzeugungsarbeit leisten. Und das geht dann eben immer so weiter. Zwar findet Shyamalan immer wieder recht gelungene Spannungsspitzen und kleine Wendungen, um den Glauben der Protagonisten ins Wanken zu bringen und so neue Konflikte aufzubauen. Besonders clever geht er dabei mit dem potenziellen Homophobie-Thema um - die Abneigung eines der Fremden gegen die sexuelle Ausrichtung der Gefangenen wird dabei zu einem echten Problem für die Eindringlinge. Hier vollführt Shyamalan auf gar nicht mal so offensichtliche Weise ein, dass Hass auf lange Sicht einen ziemlichen Rattenschwanz nach sich ziehen kann... so zum Beispiel das eventuelle Nichtverhindern der Apokalypse. Neben diesen kleinen, feinen Ideen findet sich aber auch genretypischer Leerlauf und eine bisweilen recht stumpfe Aneinanderreihung von Ereignissen, die immer wieder kurz für Spannung sorgen, aber keinen echten Spannungsbogen kreieren, der durchweg bei der Stange hält.
Shyamalans Regie bleibt dabei zurückhaltend - die monotonen Farben und der ruhige Stil sorgen nicht dafür, die ohnehin etwas behäbige Inszenierung noch etwas aufzuwerten. Dabei hat man dann leider genug Zeit, sich über etwaige Plotholes Gedanken zu machen, die im späteren Verlauf des Films immer auffälliger werden - bis zu einem ziemlich unbefriedigenden Ende. Eine sehr feine Wendung, die bei genauerem Nachdenken eigentlich sehr offensichtlich sein könnte, mich aber dennoch eiskalt erwischt hat, liefert Shyamalan darin aber auch und zeigt somit, dass er durchaus noch in der Lage ist, das Publikum immer noch zu überraschen - sofern diese sich denn auf die typische Skurrilität seiner Drehbücher einlassen. Diese beinhalten natürlich auch wieder einige stumpfe Dialoge, was besonders deswegen so schade ist, da sich ein talentiertes Ensemble vor der Kamera tummelt. Die Leistungen der Schauspieler*innen sind aber deutlich besser als die teils sehr banalen Textzeilen, die sie zum Besten geben müssen, was für ein paar herbe Kontraste sorgt. Als echter Lichtblick erweist sich der hünenhafte Dave Bautista, der seinem Wunsch nach mehr Charakterrollen hier passend entspricht und eine zurückhaltende und deswegen sehr anziehende Performance zum Besten gibt, in welcher der "Guardians of the Galaxy"-Star durchweg höchst glaubwürdig wirkt.

Fazit: Shyamalan verliert in diesem sich bisweilen im Kreis drehenden Kammerspiel immer wieder das Gaspedal und liefert eher zwischenzeitliche Spannungsspitzen als einen kohärenten Bogen. Die Grundprämisse ist wie gehabt mörderisch spannend, hält aber nicht bis zum enttäuschenden Ende durch - trotz einiger sehr cleverer Wendungen.

Note: 3-



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