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Schöne Bilder und das wars: Filmkritik zu "In einem fernen Land"

Die Familie Donnelly pflegt zum Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine Farm in Irland... bis die armen Bauern die Pacht an den Grundbesitzer Daniel Christie (Robert Prosky) nicht mehr bezahlen können. Dies gipfelt darin, dass die Farm der Donnelly's niedergebrannt wird und sich der jüngste Sohn Joseph (Tom Cruise) mit Gefühlen der Rache aufmacht, um Christie aufzusuchen. Als er in diesen in seinem Landhaus auffindet, schlägt Josephs Racheschlag jedoch fehl und er wird verletzt... wobei er auch die Bekanntschaft mit Christie's Tochter Shannon (Nicole Kidman) macht. Diese sucht einen Ausweg aus dem von Reichtum und Engstirnigkeit gespickten Leben ihrer Familie und sieht in Joseph, der neues Land für sich sucht, die Chance zur Flucht. Gemeinsam bilden sie eine Zweckgemeinschaft, die sie fernab ihrer Heimat führt und mehr als einmal Gefahren für sie bereithält...

Eigentlich sollte man meinen, dass Nicole Kidman und Tom Cruise in diesem Film eine ähnliche, enorme Chemie zueinander entwickeln sollten wie es beispielsweise Brad Pitt und Angelina Jolie in dem Action-Kracher "Mr. & Mrs. Smith" taten - denn auch die lernten sich am Set kennen und lieben und wurden so zu einem der strahlendsten Paare Hollywoods. Dass Cruise und Kidman anschließend ein Paar wurden, ist hier aber nicht erkennbar... vielleicht auch, weil "In einem fernen Land" viel zu sehr darum bemüht ist, die extreme Starpower von Kidman und Cruise in den Fokus zu stellen. Da ist nicht allzu viel brillantes Schauspiel und erst recht kein Charme vonnöten, wenn sämtliche Aufnahmen so bemüht darum sind, die beiden in dem perfekten Licht darzustellen. Zwar werfen sich Kidman und vor allem Cruise mit viel Verve in den Ring, können den wahnsinnig flachen Charakeren aber kaum interessante Seiten abgewinnen... und die Romanze, die sich zwischen ihnen entspinnt, ist so zäh und maßlos überkitscht erzählt, dass man von Glaubwürdigkeit ohnehin nicht sprechen muss.
Da sich der Film von Regie-Legende Ron Howard ganz besonders auf diese romantische Beziehung zwischen zwei Menschen, die eigentlich von der Gesellschaft entzweit werden müssten, fokussiert, fühlt sich die Geschichte wahnsinnig langatmig an. Immer wieder ein sich im Kreis drehender Dialog über die gegenseitigen Gefühle oder auch Abneigungen zueinander, wobei fast jeder Satz mit einem überraschten Keuchen beginnt. Nicht einmal der Abstieg Joseph's in eine brutale Box-Hölle, wo er auf den intriganten Wettmeister Kelly (immerhin charismatisch: Colm Meany) trifft, kann den Film vor dem Abstieg in die totale Langeweile bewahren. Und das zieht sich dann durch die erschreckend langen 138 Minuten: Joseph und Shannon geraten in eine neue Situation, schlagen sich durch einige Gefahren und himmeln sich dabei gegenseitig an, ohne dass der Plot irgendeine Dynamik entwickeln würde. Gerade Josephs dramatische Grundsituation wird irgendwann völlig in den Hintergrund gedrängt, sodass der gesamte, vor Klischees nur so strotzende Plot abseits der zähen Liebesgeschichte keinerlei weitere Tiefe entwickelt.
Immerhin hat Ron Howard aber die Inszenierung im Griff und kann in regelmäßigen Abständen zumindest beeindruckende Bilder der gewaltigen, irischen Landschaften zaubern. Besonders das finale Pferderennen sieht auch heute noch gewaltig aus und gewinnt durch den schwungvollen Soundtrack aus der Feder von "Indiana Jones"-Komponist John Williams so richtig an Dringlichkeit. Letztendlich ist das aber eben auch nur die Oberfläche: Da können Kameraarbeit und Musik noch so gut sein, wenn der Film dahinter wenig taugt. Und das tut er eben kaum, auch wenn sich Howard noch so sehr bemüht, seiner klischeehaften Geschichte mehr Rasanz zu verleihen als sie eigentlich besitzt. So sieht das alles von außen wirklich hübsch aus und das Gespür für teils imposante Bilder kann zumindest ansatzweise darüber hinweghelfen, die katastrophal langen zwei Stunden zu überstehen. Aber das darf dann auch nicht zu einer Sichtungsempfehlung reichen, denn hübsch aussehende Filme gab es auch im Jahr 1992 schon zu genüge... und die könnte man sich stattdessen ja einfach (nochmal) ansehen.

Fazit: Cruise und Kidman haben keine stimmige Chemie, die Geschichte besteht nur aus Klischees und zieht sich über quälend lange 138 Minuten ohne wirkliche Highlights. Immerhin sind jedoch die malerischen Bilder und der starke Soundtrack ziemlich gut.

Note: 4-



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