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Mel Gibson ist gut drauf: Filmkritik zu "Maverick - Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel"

Der schlitzohrige Pokerspieler Bret Maverick (Mel Gibson) versucht, 25.000 Dollar zusammenzukriegen, um an einem großen Pokerturnier, organisiert vom Commodore Duvall (James Coburn), teilzunehmen - dem Sieger winkt dabei ein Preisgeld in der Höhe von 500.000 Dollar. Doch schon die Beschaffung der Teilnahmegebühr gestaltet sich für Maverick schwierig, da er ständig in Schwierigkeiten gerät, ihm sein Geld abhanden kommt oder finstere Gestalten hinter seinen grünen Scheinen her sind. Da hilft es auch nur zeitweilig, dass sich die Pokerspielerin Mrs. Annabelle Bransford (Jodie Foster), die ebenfalls auf eine Teilnahme am Turnier hofft, an seine Seite stellt... denn diese ist, ebenso wie Maverick, stets erstmal auf ihren eigenen Vorteil aus und hilft dem Halunken nur so lange, wie sie selbst Vorzüge daraus erhaschen kann.

Mel Gibson und Regisseur Richard Donner fanden sich im Jahr 1994 für diese schmissige Western-Komödie zusammen - zwei von drei Teilen des Dreamteams, welches zu dieser Zeit die ersten drei "Lethal Weapon"-Filme zu durchschlagenden Erfolgen machte, wollten auch in diesem Genre glänzen. Und das tun sie tatsächlich, denn über die weitesten Strecken macht "Maverick" tatsächlich aufgrund der altbekannten Qualitäten Laune, die nun auch im Western-Setting ihren typischen Charme entfachen: Süffisanter Humor, knackige, handgemachte Action und ein gut aufgelegter Cast. Gerade die erste halbe Stunde, wenn sich der sympathische Antiheld gleich mehrfach in Schwierigkeiten bringt und seinen Hals auf charmante Art und Weise aus der Schlinge zieht, ist in Sachen Tempo und Schwung nah dran an der Perfektion. Später kann der Film dieses Tempo allerdings nicht immer durchhalten, da einige Etappen auf Mavericks beschwerlicher Reise nicht mehr so aufregend ausfallen und gerade der Stopp in einem Indianer-Dorf für manch eine Länge sorgt. Bisweilen droht auch der später etwas repititive Ablauf mit dem Auftauchen neuer Feinde, die sich dann doch wieder als Freunde entpuppen oder zu ihnen entwickeln, ein wenig langatmig zu werden.
Angesichts einer Laufzeit, die die Zwei-Stunden-Marke sprengt, hätten es also auch rund fünfzehn bis zwanzig Minuten weniger getan. Für etwaige Längen entschädigt dafür ein (leicht vorgezogenes) Finale, welches dann trotz der heiteren Stimmung einige echte Spannungsspitzen entwickelt, die das Adrenalin mächtig in die Höhe schrauben. Dabei bleiben auch die Schauwerte durchweg hoch: Regisseur Donner versteht sich auf die klassischen Elemente eines Western, inszeniert diese aber wesentlich lockerer und flotter. So finden sich Shootouts, Verfolgungsjagden zu Pferd und per Kutsche, Kartenduelle und auch einige Abenteuer in der Natur in diesem Film, was das Herz von echten Western-Fans schnell höher schlagen lässt. Die Actionszenen sind dabei durchweg routiniert inszeniert und halten immer wieder auch Humor bereit. Noch spannender und gewitzter sind jedoch die ständigen Seitenwechsel, bei denen jede wichtige Figur immer wieder eigene Facetten und Ziele offenbart - das erinnert in seiner wilden Austarierung bisweilen gar an die unterschätzten Qualitäten der absolut brillanten "Pirates of the Caribbean"-Trilogie.
Dabei gibt Mel Gibson einen Charakter, der mit seiner Verschlagenheit auch an den schlitzohrigen Piratenkapitän Jack Sparrow erinnert. Dass der "The Expendables"-Star dabei wie gehabt mit einer enormen Spiellaune auftritt, verwundert kaum und dementsprechend ist es dann auch eine wahre Freude, dem schelmischen Gibson bei seinen selbstbewussten und manchmal auch tollpatschigen Aktionen über die Schulter zu schauen. An seiner Seite ragt zudem auch Altstar James Garner hervor, der sich als knurriger Sheriff immer wieder einige Szenen zu stehlen vermag. Und Jodie Foster kann als einzige, wichtige Frauenrolle deutliche Akzente setzen, indem sie den beiden Männern mehr als einmal zeigt, dass man sie keinesfalls unterschätzen und sie definitiv nicht mit einem Bündel Dollarnoten aus den Augen verlieren sollte. Und als kleines Extra obendrauf ist auch noch "Spider-Man"-Star Alfred Molina dabei, der schon im Jahr 1994 sein Talent als Bösewicht bewies und dabei nie zu einfältig herüberkommt, um tatsächlich eine echte Bedrohung für Maverick und seine Weggefährten zu sein. Darüber hinaus rundet auch der klassische, schwungvolle Soundtrack von "Toy Story"-Komponist Randy Newman die Inszenierung wunderbar ab.

Fazit: Innerhalb der zwei Stunden kann der Schwung der ersten dreißig Minuten nicht immer gehalten werden und einige Atempausen weniger hätten es sicher auch getan. Die ansteckende Spielfreude der Stars, die temporeiche Inszenierung und der treffsichere Humor tun jedoch ihr Übriges, um einen sehr kurzweiligen und spaßigen, mit Referenzen gespickten Westernritt zu erschaffen.

Note: 3+



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