Direkt zum Hauptbereich

Echter Kult... nur nicht bei uns: Filmkritik zu "Fröhliche Weihnachten"

Im Jahr 1940 wünscht sich der kleine Ralphie (Peter Billingsley) nichts sehnlicher zu Weihnachten als das Luftgewehr "Red Ryder BB Rifle". Er glaubt jedoch, dass seine Eltern ihm dieses niemals schenken würden, da sie darin eine Gefahr sehen, weswegen er beschließt, sie dahingehend zu manipulieren. Doch auch weitere Dinge erfordern Ralphies Aufmerksamkeit in der Vorweihnachtszeit. So muss er sich mit seinem jüngeren Bruder Randy (Ian Petrella) herumschlagen und entwickelt einen Schwarm zu seiner Lehrerin Miss Shields (Tedde Moore). Und Ralphies Vater (Darren McGavin) ist auch stets für einiges an Chaos gut, wenn er versucht, Dinge im Haushalt zu reparieren und dabei seinen Kindern durch sein ständiges Gefluche nicht das beste Vorbild ist...

In den USA gehört dieser Weihnachtsfilm beinahe so sehr zur Tradition wie die kultigen Filme rund um Kevin McCallister oder John McClane - "A Christmas Story" war im Jahr 1983 ein bahnbrechender Überraschungserfolg, mit dem dort niemand wirklich gerechnet hatte. Über die amerikanischen Grenzen hinaus kam der Film aber nie so recht an und gerade hier in Deutschland ist das Werk deutlich weniger bekannt als andere Weihnachtsstreifen... was auch daran liegt, dass er hier deutlich seltener im Fernsehen gezeigt wird und auch als physische Version äußerst schwierig zu bekommen ist. Zudem dürfte es dem deutschen Publikum ohnehin schwergefallen sein, der recht speziellen Dramaturgie des Films zu folgen, die eher wie eine sprunghafte Abbildung verschiedener Einzelsituationen wirkt und als diese auch recht skurill daherkommt. Gerade Ralphies ständige Tagträume sind nicht nur oftmals wunderbar schräg, sondern zielen mit dem frechen Humor auch auf Zuschauende ab, die den Kindesbeinen schon lange entwachsen sind.
Immer wieder macht das in seiner sympathischen Überzeichnung viel Spaß - so zum Beispiel, wenn Ralphie sich erträumt, plötzlich zu erblinden, um seinen Eltern ein schlechtes Gewissen einzutrichtern oder wenn ein genervter Weihnachtsmann im Einkaufszentrum die anwesenden Kinder kreischend über eine steile Rutsche hinabschickt. Zudem entsteht alsbald eine hübsche Atmosphäre, die den (wenn auch hier nicht wirklich realistisch anmutenden) Alltag eines Kindes zur Vorweihnachtszeit portraitiert. Fiese Streiche spielen dabei ebenso eine Rolle wie ein Kampf gegen einen gemeinen Bully oder eine Diskussion mit den Eltern. Die Situationskomik funktioniert dabei nicht immer, ist aber zumindest oft genug amüsant, um keine Langeweile auftreten zu lassen. Rein dramaturgisch ist da aber nicht viel zu holen, weswegen "Fröhliche Weihnachten" mehr wie eine mal mehr, mal weniger witzige Sketchreihe daherkommt, die weder emotional berührt noch wirklich lange im Gedächtnis bleibt.
Der Cast macht seine Sache dafür durchweg hervorragend - Peter Billingsley kann es mit seiner witzigen Ausstrahlung dabei auch recht locker mit "Kevin allein zuhaus"-Star Macauley Culkin aufnehmen und auch die jungen Nebendarsteller als seine Freunde und Geschwister machen ihre Sache ganz ausgezeichnet. Als wahrer Scene Stealer erweist sich jedoch Darren McGavin als oftmals zwar lauthals fluchender und seine Kinder herumscheuchender, aber im rechten Moment auch sehr herzlicher Vater, der ein grandioses Comedy-Timing an den Tag legt. Letztendlich haben aber auch die fabelhaften Darstellerleistungen nicht durchweg dazu beitragen können, dass ich "Fröhliche Weihnachten" wirklich mochte. Wie bei einer charmanten Sketchcomedy-Show ist das Gefälle zwischen guten und weniger guten Szenen eben immer recht breit... weswegen sich lustige Momente mit einigen Momenten der Langeweile abgewechselt haben. Seinen ganz eigenen Charme, der für viele Menschen zudem noch einen großen Nostalgiebonus parat haben dürfte, hat der Film aber natürlich und passt deswegen gut in die Vorweihnachtszeit... die wir momentan natürlich nicht haben.

Fazit: Charmanter Weihnachtsfilm, der kaum auf eine richtige Dramaturgie als auf ein angenehm-schräges Abbild eines Kindes zu den friedvollen Tagen setzt. Gut gespielt, immer wieder lustig und dennoch bisweilen etwas repetitiv - wer dem Film mehr Nostalgie entgegenbringen kann als ich, dürfte durchaus mehr Freude daran haben.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...