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Ziemlich überdreht: Filmkritik zu "Der Diamanten-Cop"

Das hatte sich der Juwelendieb Miles Logan (Martin Lawrence) definitiv anders vorgestellt: Während eines Einbruchs rückt plötzlich die Polizei an und Logan muss den gerade erbeuteten Diamanten in einem Lüftungsschacht des Polizeireviers zurücklassen, bevor er erwischt und verhaftet wird. Nach zwei Jahren im Gefängnis nimmt er den Plan zur Erbeutung des Klunkers wieder auf und lässt sich mit Hilfe einiger gefälschter Dokumente ins Revier einschleusen - als frisch versetzter Detective namens Malone. Doch es bleibt weiterhin eine echte Herausforderung, den Diamanten wieder in Besitz zu bringen, da seine neuen Kollegen ihn argwöhnisch beäugen und er mit dem Frischling Carlson (Luke Wilson) auch noch einen Partner zugewiesen bekommt, der von "Malone" lernen soll. Zudem sind auch andere Beteiligte des damaligen Raubes noch hinter dem Klunker her und geraten so auf die Spur Logans...

Diese Action-Komödie aus dem Jahr 1999 ist natürlich voll und ganz auf Hauptdarsteller Martin Lawrence zugeschnitten, der sich zu dieser Zeit dank dem Mega-Blockbuster "Bad Boys" an der Seite von Will Smith auf dem Hoch seiner Karriere befand. Das ist aber auch ein wenig das bezeichnende Problem dieses Films, der sich so sehr auf Lawrence konzentriert, dass er auch genau dessen Energie annimmt... und die ist in diesem Fall wahnsinnig überdreht. Lawrence grimassiert wild, quasselt ohne Ende, tanzt und kreischt und brüllt. Da kommt hin und wieder auch mal ein netter Spruch rum, doch meistens fühlt sich der gesamte Film dadurch arg veralbert an. Immer wieder bemüht sich "Der Diamanten-Cop" auf wildeste Art um Lacher und trifft gerade deswegen recht zuverlässig nicht ins Ziel - alles ist wahnsinnig laut und die oftmals sehr stumpfen Gags werden mit dem Holzhammer dargeboten. Ohne jede Spur von Subtilität geht es dabei zur Sache, was auf Dauer durchaus anstrengend werden kann.
Wesentlich spaßiger, wenn auch nicht unbedingt originell ist dabei das Chaos, welches Miles Logan aufgrund seiner Attitüde innerhalb des Polizeireviers anrichtet... denn aufgrund seiner ganz eigenen Art, diesen Job, für den er eigentlich nicht qualifiziert ist, anzugehen, macht er seine Arbeit erstaunlich gut und bekommt so immer mehr Verantwortung zugetragen. Wie sich Logan immer wieder aus diversen Situationen herausquasselt und dabei doch immer mehr Chaos anrichtet, welches sich alsbald über ihm türmt, ist zumindest hin und wieder lustig. Aus dem Buddy-Part, der zwischen Lawrence und seinem wesentlich ruhiger agierenden Konterpart Luke Wilson entsteht, macht der Film aber im Grunde nichts: Wilson bleibt vollkommen austauschbar, während Lawrence seinen Partner überenergetisch schier überrollt. Auch die restlichen Charaktere bleiben im direkten Vergleich zurück und dienen entweder nur dazu, dem Hauptdarsteller ein paar Bälle zuzuspielen oder ähnlich überdreht durch den Film zu hasten - letzteren Part übernimmt beispielsweise der vielfach diskutierte Comedian Dave Chapelle in einer Nebenrolle als Logans Partner beim Diamantenraub.
Auch rein inszenatorisch bietet "Der Diamanten-Cop" wenig mehr als den damaligen Genre-Standard - die Actionszenen sind solide gemacht, ohne jedoch aus dem Gros der Konkurrenz hervorzuragen. Zudem kann sich das Drehbuch bisweilen ganz offensichtlich nicht entscheiden, ob es nun eine reinrassige Komödie sein oder doch einen etwas düstereren Ansatz verfolgen will. So eröffnet gerade die erste Szene allerlei Möglichkeiten, mit dem in Stellung gebrachten Bösewicht eine brutale Linie zu verfolgen, die dann aber für lange Zeit völlig aus dem Film verschwindet und später dann doch für herbe und unpassende Kontraste sorgt. Gerade dieser Touch hätte jedoch helfen können, den arg überdrehten Film hin und wieder ein wenig in die Spur zu bringen, um das Publikum nicht mit ewigem Comedy-Bombast taubzuschießen. So bleibt "Der Diamanten-Cop" aufgrund deutlich weniger Charme und Esprit recht deutlich hinter lustigeren und auch charismatischeren Filmen wie "Rush Hour" oder "Lethal Weapon" zurück und ist bisweilen mehr anstrengend als wirklich unterhaltsam.

Fazit: Martin Lawrence überdreht hier so dermaßen, dass der ganze Film diese Energie annimmt und dabei in seiner Mühe, immer wieder Holzhammer-Gags abzuliefern, sehr angestrengt daherkommt. In diesem Feuerwerk treffen einige Witze zwar auch das Ziel, insgesamt bleibt "Der Diamanten-Cop" aber eher fahrig als wirklich lustig.

Note: 4



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