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Immer dieses Weihnachtsfest: Filmkritik zu "Die Gebrüder Weihnachtsmann"

Der finanziell schwach aufgestellte Fred Claus (Vince Vaughn) hasst Weihnachten... und er hat auch allen Grund dazu. Sein Bruder Nick (Paul Giamatti), der Weihnachtsmann höchstpersönlich, hat ihm dieses Fest aufgrund seines Verhaltens in der Kindheit ordentlich vermiest, weswegen sich Fred von der Familie losgesagt hat. Nun benötigt Nick jedoch die Hilfe seines Bruders: Der eiskalte Rationalisierungsexperte Clyde Northcutt (Kevin Spacey) möchte den Geschäftsbetrieb des Santa's am liebsten dichtmachen und sucht deswegen in der Vorweihnachtszeit akribisch nach Fehlern in der Vorbereitung. Fred soll aushelfen und dafür fürstlich bezahlt werden, um seine finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen. Dies würde jedoch auch ein reichlich unangenehmes Familienwiedersehen bedeuten...

Manchmal gibt es Filme, die mit einer Besetzung aufwarten, die eigentlich viel zu gut für das ist, was sie dort dann spielen. Und so ist es auch hier: Vince Vaughn zieht im Grunde wie gehabt seine sympathische, zynische Performance durch, muss angesichts der betulich familienfreundlichen Inszenierung aber natürlich ein wenig mit gebremstem Schaum agieren. Noch besser zeigt sich Paul Giamatti, der sich auch mit einer klischeehaften Darstellung des Weihnachtsmannes hätte zufrieden geben können, diesem aber durchweg Spuren von Ernsthaftigkeit verleiht, weswegen dieser Santa Clause doch origineller daherkommt als man es aus vielen anderen Filmen kennt. Und dann liefert "Die Gebrüder Weihnachtsmann" unter den Nebenrollen auch noch einmal richtig ab: Stars, die sich in einer ziemlich witzigen Gruppentherapie-Sequenz selbst spielen, führen zu einigen der wenigen Lacher des Films; "Fast & Furious"-Star Chris Bridges gibt als DJ-Elf eine selbstironische Vorstellung und dann wird auch noch Kevin Spacey aus dem Gut gezogen. Der tritt natürlich als eindimensionaler Bösewicht auf, verleiht dem oftmals etwas wilden Treiben aber einen Anflug von schauspielerischer Klasse, den man in jeder einzelnen seiner Szenen einfach nur genießt.
Deutlich schwächer sieht es jedoch mit den Frauenrollen aus. "The Blind Side"-Star Kathy Bates kommt noch auf ein, zwei nette Szenen, doch die Rolle von Elizabeth Banks als attraktiver Elf, der wohl wirklich nur einige lüsterne Blicke auf sich ziehen soll, hätte man auch ohne jegliche Einbußen streichen können. Und wer kam denn auf die Idee, Rachel Weisz zu engagieren und ihr dann nicht mehr zu tun zu geben, als sich in der Rolle der genervten Freundin ständig mit Vince Vaughn zu streiten? Weisz hatte nur anderthalb Jahre zuvor ihren Oscar als beste Nebendarstellerin gewonnen und wurde schon hier wieder auf den Part der unsympathischen und für die Handlung durchgehend irrelevanten, im Off wartenden Frau zurechtgerückt - das ist tatsächlich alles andere als schön. Trotzdem ist der Cast, auch allein aufgrund seiner Namhaftigkeit, noch das hellste Licht in diesem Film, da sie allesamt recht spielfreudig agieren. Auch der Look ist ziemlich fein geraten und stellt das bunte Weihnachtsdorf dank knackiger visueller Effekte optisch ansprechend dar.
Rein dramaturgisch bekommt man aber nicht viel mehr als den üblichen Weihnachtskitsch geboten, der trotz eines weihnachtshassenden Hauptcharakters kaum wirklich frech sein darf, um die jüngere Zielgruppe ja nicht abzuschrecken. Das führt nicht zu einer etwaigen Vorhersehbarkeit der Handlung (die man bei einem Familienfilm ja gern noch verzeihen kann), sondern auch zu einem drögen Ablauf von Ereignissen, der niemals richtig in Schwung kommt. 110 Minuten dauert dieser Film und ist damit mindestens zwanzig Minuten zu lang, was man vor allem im zähen Mittelteil ordentlich spürt. Die wenigen netten Ideen (so zum Beispiel die Thematik rund um "artige und unartige" Kinder) gehen im Kitsch ziemlich unter. Besonders desaströs ist jedoch die Trefferquote der Gags: "Die Gebrüder Weihnachtsmann" bemüht sich wahnsinnig um etliche Lacher, kann dabei jedoch kaum einen echten Treffer setzen. Entweder sind die Witze in ihrem Bemühen zu harmlos oder zu gewollt - da verkommt sogar eine ausladende Schneeballschlacht noch zu einem nervigen Gewimmel. Am Ende ist man wirklich nicht begeistert und hat, anders als der natürlich wundersam bekehrte Fred Claus, die Liebe zu Weihnachten auch nicht (wieder) entdeckt. Und das bedeutet wohl, dass dieser Film sein Ziel deutlich verfehlt hat.

Fazit: Obwohl die namhafte Besetzung richtig schwungvoll auftritt, kann der Film niemals die Vorhersehbarkeit seiner Handlung, die maue Inszenierung und das mangelnde Tempo ausgleichen. Das führt, auch aufgrund der geringen Trefferquote der harmlosen Gags, alsbald zu Langeweile.

Note: 4



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