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Nicht so himmlisch: Filmkritik zu "Stadt der Engel"

Sie sind immer und überall da, aber sehen können wir Menschen sie nicht: Engel in Menschengestalt wachen über uns, lenken unsere Leben mal in die richtige Richtung oder holen uns nach unserem Tod in die jenseitige Welt. Einer von ihnen heißt Seth (Nicolas Cage) und hat sein Dasein als Engel schon immer in Frage gestellt. Als er Zeuge davon wird, wie die Ärztin Maggie Rice (Meg Ryan) sich bis zum Äußersten um einen todkranken Patienten kümmert, ist es um ihn geschehen - er verliebt sich in die menschliche Frau. Eine Zukunft können beide jedoch kaum haben, da Seth eine Verpflichtung hat... und dabei immer wieder auch in Maggies Leben eingreifen und es auch zum Schlechteren verändern muss, da sonst die Schicksale anderer Menschen verdreht werden könnten.

Es ist immer etwas schlecht, wenn der Titelsong eines Films das größte Merkmal ist - so gewann Alanis Morisette für den grandiosen Song "Uninvited" sowohl den Golden Globe als auch einen Grammy und wenn dieser während des Abspanns gespielt wird, bekommt man durchaus Gänsehaut. Gänsehaut, die ansonsten weitestgehend fehlt in diesem ziemlich kitschigen Werk, welches ganz besonders tiefgründig und dramatisch sein will, dabei aber ziemlich harsch an der Oberfläche verbleibt. Dabei fängt das Ganze noch ziemlich vielversprechend an: Die Einführung der beiden Hauptfiguren hat etwas Düsteres, was man zumindest im Jahr 1998 nicht von einem Film erwartete, der vordergründig als Romanze beworben worden war. Und auch der "Arbeitsalltag" der mysteriösen Engel hat noch etwas Finsteres, auch wenn deren Regeln nie ganz klar werden - wer sich da nun um wen kümmert, ob einfach nur willkürlich eingegriffen wird oder doch ein Plan hinter jedem Schicksal steckt, bleibt eher schwammig und lässt die kreative Grundidee der Handlung doch etwas diffus wirken.
Diffus ist auch Seth, der als Hauptcharakter des Films immer wieder den Eindruck eines angsteinflößenden Stalkers bekommt. Da starrt er seine geliebte Maggie mit durchdringendem Blick an, beobachtet jeden ihrer Schritte quasi aus dem Schatten heraus und dringt damit auch (vollkommen ohne ihr Wissen) tief in ihre Privatsphäre ein. Nun gut, wir befinden uns hier natürlich immer noch in einem Fantasy-Werk mit geradezu göttlich angehauchten Plotpoints, aber etwas schräg wirkt dieser Seth hier schon... und das nicht (immer) auf die positive Weise. Deswegen mag auch die im Fokus stehende Romanze nicht so ganz zünden, die eher den Anschein einer krankhaften Liebe macht alsdass sie wirklich von echter Leidenschaft zehrt. Da helfen dann auch klischeehafte Kalendersprüche, kitschige Popsongs und allerlei malerische Aufnahmen nicht - nichts hiervon wirkt echt. Gegen Ende gelingen dem Film zwar noch einige dramatische Zwischenschritte, die man durchaus als bewegend ansehen kann... zuvor muss man sich dafür aber auch durch einige sehr herbe Längen kämpfen, die vor Schmalz nur so triefen und so gut wie nie auch mal sanft gebrochen werden.
Nicolas Cage bleibt hierbei nur zwei Jahre nach seinem Oscargewinn für "Leaving Las Vegas" in der Schublade des murmelnden, geheimnisvollen Fremden stecken und dringt auch kaum aus ihr hervor... er wirkt ein wenig wie die Vorstufe des mysteriösen Edward Cullen in der "Twilight"-Reihe, der dabei ja auch schon unfreiwillig komisch herüberkam, wenn er seine geliebte Bella schnurrend und funkelnd umgarnte. Cage kann hier kaum einen Blumentopf gewinnen, während sich "Schlaflos in Seattle"-Star Meg Ryan zumindest zu Beginn noch wesentlich tougher und doppelbödiger positionieren darf. Sobald die etwas weirde Liebesgeschichte jedoch wirklich an Fahrt aufnimmt, muss auch sie sich den ziemlich schläfrigen und kitschigen Dialogen ergeben. Als Scene Stealer erweist sich dann einzig und allein Dennis Franz, den Filmfans womöglich noch als grimmigen Polizisten in "Stirb langsam 2" kennen. Dessen teils losgelöster Plot, der zudem eine wichtige Wendung der Handlung in Gang bringt, ist tatsächlich ziemlich bewegend und auch von einem feinen Humor geprägt, die ich sonst in diesem Film schmerzlich vermisst habe.

Fazit: Gerade die im Fokus stehende Liebesgeschichte besteht hier fast nur noch aus kitschigen Binsenweisheiten und ziemlich weirden Blicken und auch die Geschichte der "Engel" mag nicht wirklich überzeugen. Ein paar dramatisch passende Schlenker gelingen dem Film zwar, doch herrscht dazwischen auch sehr viel schmalziger Leerlauf.

Note: 4



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