Direkt zum Hauptbereich

Die x-te Buddy-Komödie: Filmkritik zu "Showtime"

Weil er gegenüber einem Kameramann gewalttätig geworden ist, wird Detective Mitch Preston (Robert De Niro) zu einer für ihn furchtbaren Strafe verurteilt: Um seinen Job zu behalten, muss er die Hauptrolle in einem Realityformat darstellen, welches zwei Polizisten bei ihrem beruflichen und privaten Alltag begleiten soll. Der Sender hat ein großes Interesse an Mitchs rustikaler Persönlichkeit, während dieser aber einfach nur seine Ruhe haben möchte. Zudem wird ihm mit dem aufgeregten und schon mehrfach durch die Detective-Prüfung gerasselten Officer Trey Sallers (Eddie Murphy) auch noch ein Partner zur Seite gestellt, den Mitch so nicht in seiner Nähe haben will. Sallers riecht dabei sowohl seinen Durchbruch als ernstzunehmender Gesetzeshüter als auch den als Schauspieler... und er ist sogar voller Vorfreude, als die beiden vor laufenden Kameras einem gesuchten Schwerverbrecher auf die Schliche kommen.

Eigentlich sollte diese Buddy-Komödie kein Problem haben, denn da das Genre vordergründig davon lebt, wie die Chemie zwischen den beiden (zumeist ungleichen) Hauptdarstellern ausfällt, gab es in diesem Fall keinen Grund zur Skepsis - De Niro und Murphy würden dieses Ding doch schon schaukeln. Der "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und Ich"-Star schien da jedoch anderer Ansicht an zu sein und überrascht im negativen Sinne mit einer extrem müden Performance, die zwar durchweg grimmig, aber dazu eben auch sehr gelangweilt wirkt. De Niro spielt diese Nummer so fahrig herunter, als würde er nur verdrossen auf seinen Gehaltsscheck warten und tritt das Gros der Arbeit an Eddie Murphy ab. Der zieht dabei seine altbekannte Nummer ab, wofür ihn seine Fans lieben (und wofür ihn andere nicht mehr sehen wollen) und sorgt dabei durchweg für Energie. Das passt natürlich auch zu seinem Rollenbild, doch eine wirklich stimmige Chemie findet zwischen den beiden Stars nie statt. Tatsächlich wirken gerade die Frotzeleien, die die beiden Cops hier austauschen, immer sehr gehemmt, was vor allem daran liegt, dass De Niro sich gar nicht die Mühe macht, diese mit ein wenig Grimmigkeit auszustatten.
Ansonsten stammt der Film aus dem Lehrbuch für Buddy-Komödien und befolgt alle gängigen Regeln. Etwas Neues hat "Showtime" nicht zu erzählen, was ja auch nicht zwingend so sein muss, wenn denn genügend Esprit vorhanden ist. Das lässt sich über diesen Film jedoch nur teilweise sagen, denn auch wenn immer wieder ein paar nette Gags dabei herumkommen, ist die Geschichte so banal, dass man sich trotz einer recht kurzen Laufzeit alsbald langweilt. Murphy beherrscht den Film zwar auf seine eigene, grotesk-sympathische Art, kann dem fahlen Plot aber auch wenig Leben einhauchen: Rene Russo bleibt als begeisterte TV-Produzentin eine funktionale Rolle, während der Bösewicht ebenso eindimensional wie vergessenswert agiert. Für Spannung sorgt das nicht und da von allen Gags auch allerhöchstens die Hälfte zumindest ansatzweise für ein Schmunzeln sorgt, ist das hier nicht gerade ein Buddy-Feuerwerk und steht deutlich im Schatten besserer Genre-Filme wie der grandiosen "Lethal Weapon"-Reihe oder dem ersten, energetischen "Rush Hour"-Film.
Immerhin sind die Actionszenen recht solide und stechen aus der ansonsten lange vor sich hinplätschernden Geschichte im letzten Drittel noch einmal heraus. Auch hier wird das Rad nicht neu erfunden, aber immerhin haben sich die Macher nicht auf dem nötigsten Material ausgeruht und einige nette Setpieces erdacht, die dem Ganzen gar eine gewisse Kinetik verleihen. Zu einer Zeit, als solche Szenen noch mit Handarbeit, echten Stunts und echten Autocrashs durchgeführt wurden und nicht dauerhaft auf Computereffekte zurückgegriffen wurde, machen diese Momente heute Spaß und entfachen auch viel Energie. Das macht aus Regisseur Tom Dey nun noch keinen Action-Spezialisten, denn eine eigene Handschrift kann er nicht darbringen, aber immerhin ist das Feuerwerk, welches er in der letzten halben Stunde abbrennt, zumindest unterhaltsam und angemessen chaotisch. Insgesamt kann "Showtime" aber so nicht aus der Masse aus allerlei Action-Komödien nach ähnlichem Prozedere herausstechen und tut auch nicht viel, um dieses potenzielle Ziel zu erreichen.

Fazit: Eddie Murphy wirkt angenehm energetisch, ihm gegenüber zeigt sich Robert De Niro jedoch erstaunlich müde. Das führt zu keiner schönen Chemie, was diese Buddy-Komödie ziemlich zahn- und witzlos macht... trotz einiger feiner Actionmomente und netter Sprüche.

Note: 4+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se