Alarmstufe Rot in der E.L.F.-Abteilung, die sich 364 Tage im Jahr darum kümmert, dass das weihnachtliche Geschäft läuft: Weihnachtsmann Nick (J.K. Simmons) wurde gekidnappt! Sein bester Schutzbefohlener, Callum Drift (Dwayne Johnson), der eigentlich seinen Dienst quittieren wollte, ist sogleich zur Stelle, um seinen Vorgesetzten aufzuspüren und zu retten. Da alle Spuren kalt sind, muss Drift einen normalen Menschen um Hilfe bitten, der als einer der besten Spurensucher überhaupt gilt... und womöglich auch unfreiwillig damit zu tun hatte, dass die bösen Häscher den Nikolaus ausfindig machen konnten. Jack O'Malley (Chris Evans) hat aber eigentlich gar keine Lust, seinen Kopf für den Weihnachtszauber zu riskieren... und erst recht nicht, ein Team mit dem grummeligen Drift zu bilden.
Für welche Zielgruppe dieser starbesetzte Blockbuster entwickelt wurde, lässt sich nachträglich schwer sagen. Angesichts der im Kern familienfreundlichen Geschichte rund um den entführten Nikolaus und das Ziel, das Weihnachtsfest aufgrund all der Hoffnung und Freude, die es bietet, zu retten, würde man natürlich an ein möglichst junges Publikum denken. Und die ziemlich zahnlosen Dialoge, der meist harmlose Humor und die extrem flach gezeichneten Figuren, von denen alle natürlich ein paar Familienkonflikte ins Feld führen, die im Laufe der Handlung gelöst werden müssen, scheinen genau dieses Ziel auch zu unterzeichnen. Für Kinder unter 12 Jahren ist "Red One" aber keinesfalls zu empfehlen, denn die Actionszenen, in denen sich die beiden großen Stars nicht nur mit CGI-Monstern, sondern auch mit gesichtslosen Agenten balgen und ihnen in bester "Fast & Furious"-Manier die Kauleisten polieren, erinnern eher an grobschlächtigere Action-Kracher. Das Zielpublikum, welches auf solch generische Blockbuster-Action giert, wird mit der flachen, bisweilen sehr kitschigen Geschichte aber wahrscheinlich weniger anfangen können.
Man muss sich also fragen, wer auf die Idee gekommen ist, ein solch unentschlossenes Projekt schon wieder mit einem Mega-Budget umzusetzen, welches in dieser Form fast nur noch die großen Marvel-Verfilmungen erhalten. Das neunstellige Budget kann dann wohl auch fast ausschließlich in die Taschen der namhaften Stars gewandert sein, denn die Computereffekte sind (wie so häufig bei aktuellen Blockbustern) indiskutabel, während die generischen Actionszenen sowohl Übersichtlichkeit als auch Kreativität vermissen lassen. Es ist aber natürlich nicht so, als hätte man genau das nach den dürftigen Trailern nicht erwartet und ich war völlig bereit, für rund zwei Stunden mein Hirn auszuschalten und mich von einer immerhin spaßigen Buddy-Komödie unterhalten zu lassen - dafür sind Blockbuster wie diese, die keine Mühe in die Handlung, dafür aber mehr ins Drumherum stecken, ja immer noch gut. Doch auch hier enttäuscht "Red One", was angesichts der Besetzung ebenfalls nicht sonderlich erstaunt. Denn hier finden sich zwei, die besonders mit kultigen Rollen in großen Franchises in Verbindung gebracht werden, darüber hinaus im Falle von Evans aber nie so richtig und im Falle von Johnson schon seit einiger Zeit nicht mehr wirkliche Selbstläufer für die Kino-Einnahmen sind.
Während "Avengers"-Star Evans immerhin noch seine schon zigfach Gesehene, aber zumindest mit genug Energie vorgetragene Version eines unsympathischen Miesepeters, der im Verlauf der Handlung sein Herz entdeckt, vorträgt, agiert Johnson mal wieder am Rande der Arbeitsverweigerung. Es ist nicht nur schade, sondern mittlerweile auch echt frech, dass sich der "Jumanji"-Star solch gigantische Schecks einsteckt und dann offensichtlich trotzdem nicht dazu zu bewegen ist, zumindest mal gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Seine Selbstironie, die er in albernen Blockbustern immer wieder spaßig beweisen konnte, hat er ja vor einigen Jahren verloren und agiert dementsprechend mit tumbem Ernst vor dem Hintergrund dieses bunten Kuddelmuddels, sodass herbe Kontraste entstehen. Es gibt kaum einen Moment, in welchem Johnson zumindest mal eine Miene verzieht - er spielt einfach gelangweilt an allem und jedem vorbei. Dementsprechend kann natürlich auch keine zündende Buddy-Chemie zwischen ihm und seinem Co-Star Evans entstehen, wodurch die Lacher hinsichtlich der Kabbeleien des unfreiwilligen Duos ebenfalls ausbleiben. Eine feine Idee ist allenfalls noch die Besetzung von "Spider-Man"-Star J.K. Simmons auf den Nikolaus, der hier nicht als dicker Knuddel auftritt, sondern als die Hanteln schwingender, wortkarger Senior, was durchaus seine Ironie hat. Aufgrund der Ausrichtung der Handlung bekommen wir von Simmons jedoch nur sehr wenig zu sehen, weswegen diese kleine, feine Idee im Grunde ungenutzt bleibt.
Fazit: Generischer Blockbuster mit den üblichen Zutaten - keine Chemie zwischen den Darstellern, maue CGI-Action, ein zähes Handlungsgeflecht. Das hat man alles so kommen sehen, trotzdem ist es schade, dass selbst in vorhergesagten Kreativ-Flops wie "Red One" am Ende nicht endlich mal eine feine Überraschung steckt und die Studios so faul nur das Minimum an Kreativität abliefern.
Note: 4
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