Die New Yorker Anwältin Diane (Catherine Keener) steckt mitten in einer Scheidung. Um der erdrückenden, heimischen Atmosphäre zu entgehen, greift sie sich ihre beiden Kinder Jake (Nat Wolff) und Zoe (Elizabeth Olsen) und fährt mit den beiden raus aufs Land. Dort lebt ihre Mutter Grace (Jane Fonda) - sie und ihre Tochter haben sich vor zwanzig Jahren aufgrund eines Dilemmas zerstritten und sich seither nicht mehr gesehen. Während Diane's Kinder begeistert sind von der aufgeschlossenen Großmutter, die zu einer Hippie-Kommune gehört und wöchentlich auf den Straßen gegen den Krieg demonstriert, hat Diane damit so ihre Probleme. Noch dazu versucht Grace ihre Tochter mit einem ihrer Bekannten, dem attraktiven Jude (Jeffrey Dean Morgan) zu verkuppeln...
Regisseur Bruce Beresford hat für diesen kleinen, kaum bekannten Film eine recht beachtliche Riege an großen Stars versammelt: So ist es selbstverständlich immer eine Freude, die große Jane Fonda noch auf dem heimischen Bildschirm zu sehen und sie verleiht ihrer gewissen Substanzen nicht abgeneigten, aber auch mit beiden Beinen voll im Leben stehenden Hippie-Großmutter durchaus Gravitas. Leider bekommt das restliche Ensemble aber nur wenig Gelegenheit, wirklich zu glänzen, was vor allem mit dem unentschlossenen Drehbuch zu tun hat. Dieses entwickelt die Hauptcharaktere nicht nur nach völlig langweiligen Schablonen, sondern schreibt ihnen auch immer wieder urplötzliche Entwicklungen auf den Leib, welchen ihren zuvor gezeigten Manirismen gegenüberstehen. Der Film verwendet zu wenig Zeit darauf, diese Figuren zu formen und zu entwickeln, um charakterliche Änderungen glaubhaft zu machen, weswegen diese arg sprunghaft agieren und in ihren oftmals sehr unglaubwürdigen Aktionen auf Abstand zum Publikum bleiben.
Unglaubwürdigkeit ist ohnehin ein gutes Wort, wenn es um das Drehbuch geht, denn dieses scheint weniger Wert darauf zu legen, wirklich charmante Figuren zu entwickeln als ihnen Binsenweisheiten in den Mund zu legen. Es ist tatsächlich erschreckend, dass kaum ein Satz, den einer der Charaktere aussprechen muss, irgendwie gelenk wird - alles sind immer nur Weisheiten und Lebenslehren, die an und für sich nicht falsch sind, in dieser Form aber ungemein kitschig daherkommen. Immerhin entgeht "Peace, Love & Misunderstanding" der kompletten Kitschkeule, indem er sich bemerkenswert unaufgeregt aus der Affäre zieht. Viele Szenen wissen besonders durch ihre solide Ruhe zu gefallen, es gibt kein großes Chaos und immer wieder hat man den Eindruck, durch ein Fenster in das Leben der Charaktere zu schauen und kurz an ihren Geschehnissen teilzuhaben. Nun sind diese Geschehnisse nicht sonderlich erquickend oder aufregend, aber das macht nichts - in diesen Szenen bekommt es das sonst so unentschlossene Drehbuch nämlich hin, einige Momente der unaufgeregten und deswegen durchaus charmanten Wahrheit zu inszenieren.
Leider hält auch das aber nicht lange an, denn nachdem das Drehbuch seine Figuren allesamt in Stellung gebracht hat, damit ein jeder von ihnen über die Erfahrungen mit dem jeweiligen Gegenüber ein paar Lehren fürs Leben erlernen kann, wandelt sich das Familiendrama in eine ganze Ansammlung von romantischen Quereleien. Diese sind nicht nur vorhersehbar geschrieben und entfalten zwischen den einzelnen Spielenden keinerlei Funkensprühen, sondern offenbaren auch keine greifbaren Konflikte. Somit fällt ein Mitfiebern ebenso flach wie ein wenig Schmachterei, da sich unter den langatmig geschriebenen Romanzen keine wirklich nach vorne spielen kann. Der zentralste und interessanteste Konflikt, jener zwischen Mutter und Tochter, wird dadurch auch noch unangenehm in den Hintergrund gedrängt, wodurch "Love, Peace & Misunderstanding" bis zum Abspann im Grunde nur noch ereignislos und ohne echte Ecken und Kanten vor sich hindümpelt. Und gerade letzteres ist, wenn man bedenkt, dass der Film ja eine Geschichte über Hippies erzählt, ziemlich schade.
Fazit: Das namhafte Ensemble kann mit den schablonenhaft geschriebenen und ständig Weisheiten vor sich hertragenden Charakteren offensichtlich wenig anfangen. Trotz einiger charmant-unaufgeregter Momente bleibt der Film dementsprechend vorhersehbar, ereignislos und letztendlich oberflächlich.
Note: 4
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