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Only Murders in the Building - Die vierte Staffel

Es ist eine ebenso erfreuliche wie überraschende Nachricht für die drei Hosts des mittlerweile extrem erfolgreichen True-Crime-Podcasts "Only Murders in the Building": Hollywood plant eine starbesetzte Verfilmung des Stoffes und überrumpelt den ehemaligen TV-Star Charles-Haden Savage (Steve Martin), den Theaterregisseur Oliver Putnam (Martin Short) und die mittlerweile wohnungslose Mabel Mora (Selena Gomez) mit diesem Angebot förmlich. Charles hat jedoch kaum Zeit, um sich wirklich auf den Glanz und Glamour der Filmbranche, in welchen die drei nun hineingezogen werden, einzulassen. Seine gute Freundin Sazz Pataki (Jane Lynch) ist nämlich verschwunden und Charles ist besorgt um ihr Wohl. Als die drei Freunde dann auch noch Spuren in Charles' Appartement entdecken, die auf einen dort begangenen Mord hindeuten, packen sie ihre Spürnasen wieder aus: Es wird zum vierten Mal Zeit, einen prekären Fall zu lösen. Und der könnte womöglich auch etwas mit der so plötzlich angelaufenen Filmproduktion, die auf ihren eigenen Leben beruht, zu tun haben...

Man merkte bereits der dritten Staffel an, dass hier im Grunde keinerlei echte Wagnisse mehr eingegangen werden sollen und das ist prinzipiell auch gar nicht nötig. Denn obwohl einem das Prozedere und auch der Ablauf der zehn Folgen durchaus bekannt vorkam, so war das Drumherum immer noch so spaßig und vital inszeniert, dass keine Langeweile aufkam. Die vierte Season teilt sich im Grunde die gleichen, mittlerweile unvermeidlichen Schwächen mit den vorhergehenden Staffeln, wobei aber natürlich vorab kein Grund zur Sorge erkennbar war, denn die Macher würden mit diesen auch diesmal sicherlich wieder so charmant umgehen, dass Fans weiterhin ihre Freude haben würden. Leider hat die vierte Staffel aber nicht nur die Schwächen geerbt, sondern darüber hinaus einige der größten Stärken der Seasons 2 und 3 nicht mehr mit hinübergerettet. Der Charme ist zwar immer noch da, doch fehlt es diesmal an der einen, richtig zündenden Grundidee, die über den etwas langsam in die Gänge kommenden Kriminalfall und die diesmal doch eher mau geschriebenen Drama-Elemente hinwegtäuschen. Stattdessen geht man in jedem Moment so auf Nummer sicher, dass sich zum ersten Mal in der Geschichte dieser Serie durchaus Ermüdungserscheinungen zeigen.
Das liegt zum einen daran, dass der im Fokus stehende Fall der bisher unspannendste der gesamten Serie ist. Dieser muss sich natürlich erneut an dem mittlerweile sehr durchsichtigen Plotgerüst entlanghangeln, wobei es mehrere Folgen braucht, um wirklich alle Verdächtigen und zahlreiche weitere, neue Figuren in diesem neuen Setting vorzustellen und einen Überblick über das zu geben, was Charles, Mabel und Oliver diesmal eigentlich enträtseln müssen. Dieser oftmals etwas müde Einstieg war auch in den Vorgänger-Staffeln schon ein kleines Problem, doch da man diesmal keine bunte Broadway-Welt mit wunderbar-komischen Musical-Einlagen oder einen düsteren Handlungsstrang rund um eine den Verstand verlierende Mabel eingebracht hat, gibt es praktisch nichts, was diese anfängliche Langatmigkeit irgendwie auffängt. Zu Beginn könnte man glauben, dass ein Schauplatz-Wechsel hier das neue, große Ding wird, doch relativ schnell kehrt man an die bekannten Setpieces zurück, um "Only Murders in the Building" auch in seiner vierten Staffel noch möglichst nah an den bekannten Nebenfiguren und Atmosphären zu halten. Der Fall, der sich hierbei über zehn neue Folgen erstreckt, ist zudem ziemlich wirr geschrieben und entblättert sich erst überraschend spät mit einigen Enthüllungen, die weniger überraschend ausfallen als zuvor. Man hat hier tatsächlich den Eindruck, einfach nur einem weiteren Fall zuzuschauen, der weder die Serie als Ganzes noch die Hauptfiguren wirklich voranbringt, die in den vorherigen Staffeln in ihrer persönlichen Entwicklung auch stets das Salz in der Suppe waren und der Serie neben dem Comedy-Faktor auch immer wieder einige sehr bewegende, dramatische Momente einbrachten.
Dabei hätte gerade dieser Fall, während dem es um eine Person geht, die insbesondere Charles sehr nahe steht, durchaus emotionaler werden können. Bis kurz vor dem Staffelfinale ist von einer tatsächlich persönlichen Involvierung unserer Hauptfiguren aber kaum etwas zu spüren, weswegen man sich auf den an und für sich eher schwachen Kriminalfall und auf die bereits bekannten Comedy-Elemente verlässt, die über die gesamte Länge nicht genug tragen. Letztere sind aufgrund des spielfreudigen Ensembles aber immer noch ein Garant für zahlreiche, witzige Momente... und die erneut anwachsende Armada an Stars in Haupt- und Nebenrollen macht ihre Sache dabei mal wieder glänzend. Die drei Hauptdarsteller fühlen sich offensichtlich pudelwohl in ihren Rollen, auch wenn sie hier weniger entwickelt werden als zuvor. Es scheint, als hätte man an dem todsicheren Erfolgsrezept hier nicht all zu sehr rütteln wollen, was einerseits verständlich ist (und auch kaum nötig - es macht schließlich immer noch Spaß), andererseits aber auch dafür sorgt, dass man fast alles irgendwie schon kennt. Das führt dann auch dazu, dass das Barometer diesmal deutlicher in die Comedy-Richtung ausschlägt, was zwar durchaus unterhaltsam, aber auch weniger packend ist als zuvor. Die frische Symbionte aus Spaß, Thrill und überraschendem Drama kann hier also nicht mehr aufrecht erhalten werden, was sicherlich auch an dem überzogenen, in dieser Form aber auch schon oft gesehenen Stil liegt, das Hollywood-Thema mit allerlei Seitenhieben zu präsentieren.

Fazit: Das Hollywood-Thema sorgt für einen deutlich erhöhten Comedy- und Starfaktor, wobei Spannung und Charaktermomente jedoch unterzugehen drohen. Obwohl die Starbesetzung wie immer hervorragend aufgelegt ist, kann sie kaum über in dieser Serie so noch nicht gesehene Schwächen in den Drehbüchern hinwegtäuschen, was den vierten Fall für die Podcast-Crew zu ihrem bislang zähesten und unspannendsten macht.

Note: 4+



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