Eine junge Frau (Dakota Johnson) steigt am New Yorker Flughafen in ein Taxi, um sich nach einem langen Flug nach Hause fahren zu lassen - im Gepäck hat sie dabei eine Menge Probleme. Der redselige Taxifahrer Clark (Sean Penn) scheint ihr diese quasi an der Nasenspitze anzusehen und verwickelt die Frau dabei in ein ungezwungenes Gespräch. Es dauert nicht lange, bis sich beide quasi in einer Art Seelen-Striptease wiederfinden, wobei sie der unbekannten Person gegenüber Dinge mitteilen, die sie einem nahestehenden Menschen so vielleicht nie mitgeteilt hätten. Als sich die Fahrt aufgrund eines Staus weiter verlängert, lernen sich die beiden noch mehr kennen und erhalten Lehren fürs Leben, die sie sich in dieser Nacht nicht einmal erträumt hätten...
Bis auf zwei kurze Szenen spielt "Daddio", inszeniert von der hiermit ihr Langfilm-Debüt gebenden Regisseurin Christy Hall, ausschließlich in einem Taxi. Dabei holt Hall auf ziemlich erstaunliche und optisch ansprechende Art und Weise das Maximum aus dem beengten Spielraum heraus, traut sich immer wieder neue Kameraeinstellungen zu und kann natürlich immer ganz, ganz nah an den beiden Protagonisten dran bleiben. Das führt zwangsläufig zu einem Kammerspiel, nach welchem sich alle Schauspieler*innen auf dieser Welt die Finger lecken dürften. Dakota Johnson sehe ich ja ohnehin immer gerne (solange sie nicht in banalem Blockbuster-Müll wie "Madame Web" mitspielt) und auch hier beweist die talentierte Mimin wieder ihr Gespür für kleine, feine Gesten und überzeugt mit einer natürlichen und deswegen auch so bewegenden Performance. Und dass sich der zweifache Oscarpreisträger Sean Penn hier keinerlei Blöße geben würde und in den Dialogszenen mit Johnson ebenso brillant aufspielt wie in den kleinen, forschenden Blicken, die er ihr über den Rückspiegel zuwirft, daran hatte zuvor ohnehin niemand Zweifel.
Das Problem des Films ist natürlich eines, welches sich so kaum umschiffen lässt. Denn da das Drehbuch seine beiden Figuren mit der Zeit immer weiter entblättern will, ist es nötig, sie Dialoge führen zu lassen, die auf diese Art und Weise sicherlich niemals zwischen einem Taxifahrer und einem Fahrgast stattfinden dürften. So bemüht sich Regisseurin Hall zwar sehr, die Gespräche zwischen den beiden einigermaßen natürlich ablaufen zu lassen, doch sobald dann große Lehren erteilt werden müssen, wird es doch ein wenig diffus. Die zwei großartigen Darsteller können solcherlei Schwächen aufgrund ihrer sehr nahbaren Performances zwar abfangen, doch wirklich glaubwürdig kommt das Szenario dennoch nicht daher. Wesentlich interessanter, weil in dieser Form realistischer und bisweilen gar gruselig kommt die Einführung eines dritten Charakters daher, der nur durch Textnachrichten in der Story auftaucht... und das auf solch eindringliche Art und Weise, dass man von dieser Person schon direkt ein konkretes Bild vor Augen hat.
Die Lehren, die uns "Daddio" in Form der beiden handelnden Charaktere mit auf den Weg geben möchte, sind dabei glasklar, werden aber immerhin recht subtil weitergegeben. Dass man zwischendurch mal sein Smartphone weglegen und der Person gegenüber ohne weitere, digitale Ablenkung zuhören und mit ihr sprechen sollte, wird hier eindeutig thematisiert, aber niemals mit dem erhobenen Zeigefinger - so greift die Hauptfigur trotz dieser Lehre immer wieder zum Handy, ohne dass darüber moralisch entschieden werden würde. Das verschafft dem Film einen gewissen Charme, der nicht zu altklug daherkommt. Auch die Ambivalenz der beiden Figuren weiß zu gefallen: So wirkt Taxifahrer Clark zu Beginn tatsächlich wie ein echter Mansplainer, wobei nach und nach weitere Hintergründe ans Licht kommen, die diesen Charakter keine 180-Grad-Wendung durchführen lassen, aber ein paar ungeahnte Tiefen ans Licht bringen. Auch das geschieht auf zumeist unaufdringliche Art und Weise, sodass man an dieser langen Taxifahrt, trotz dramaturgisch unvermeidbarer Schwächen, recht gerne teilnimmt.
Fazit: Der beengte Spielraum wird filmisch erstaunlich griffig genutzt, Johnson und Penn spielen absolut großartig. Die herkömmlichen Schwächen eines solchen Films fallen dennoch auf - ignoriert man diese, kann man sich an durchaus berührendem Schauspielkino erfreuen, welches angenehm unaufgeregt daherkommt.
Note: 3
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