Weil ihre Tochter Blair (Julie Gonzalo) zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren nicht zu Hause sein wird, beschließt das Ehepaar Luther (Tim Allen) und Nora Krank (Jamie Lee Curtis), das Weihnachtfest ausfallen zu lassen und stattdessen eine Kreuzfahrt in der Karibik zu begehen. Die Nachbarschaft, die ihr ganzes Leben nach dem alljährlichen Fest auszurichten scheint, ist damit jedoch ganz und gar nicht einverstanden und geht resolut gegen die Entscheidung der Kranks vor. Vor allem Luther will sich davon aber nicht beeindrucken lassen und seinen Standpunkt beibehalten... was zu einem großen Konflikt mit den Nachbarn führt, den vor allem der selbsternannte Blockwart Vic Frohmeyer (Dan Aykroyd) mit seiner Familie anführt.
Die Handlung dieses mittlerweile bereits zwanzig Jahre alten Weihnachtsfilms ist ein schlechter Witz: Eine ganze Nachbarschaft lässt sich aufgrund der verweigerten Weihnachts-Teilnahme von zwei Nachbarn so auf die Palme bringen, dass sie deren ganzes Leben auf den Kopf stellen, Demonstrationen anzetteln und ziemlich bösartige Streiche spielen, sogar ihre Freundschaft mit ihnen brechen. Was sich hier liest wie eine völlig überspitzte Sozial-Satire ist in erster Linie der Grundboden für jede Menge Chaos - allerdings Chaos ohne jegliche Bodenhaftung, da die darin chargierenden Charaktere rein gar nichts mit dem realen Leben zu tun haben und man sie dementsprechend nicht ernstnehmen kann. Aufgrund der Überhöhung der Ereignisse kommen zwar ein paar nette Lacher herum und einige Slapstick-Momente sind ebenfalls gelungen... doch niemals so sehr, wie es die chaotische Geschichte eigentlich hergeben würde. In den zentralsten Momenten halten sich die Macher verwirrenderweise zurück und lassen einen lange vorbereiteten Gag sinnlos verpuffen, ohne die Pointe wirklich auszuspielen. So wirkt die ganze Geschichte noch sinnlos-überzeichneter und letztendlich frustrierender.
Man hätte die ganze Nummer als völlig übertriebene Komödie, die keinerlei Subtilität oder Herz kennt und dementsprechend der ganzen, friedlichen Weihnachtsnummer total im Wege steht, auch einfach so stehen lassen und völlig zügellos herumwettern und ein echtes Schneechaos anstiften können. Doch auch diesen Weg möchte der Film nicht gehen und getreu seinem Titel und dem im Fokus stehenden Festtag doch noch die ganz große Kitschkeule schwingen. Das passt dann so gar nicht mehr zur ersten, bisweilen richtig bösartig anmutenden Hälfte des Films und wirft deswegen die Frage auf, was genau die Macher eigentlich erzählen wollten. Einen herzlichen Film über den Zusammenhalt an Weihnachten oder doch eine völlig substanzlose Kritik gegen diesen konsumträchtigen Feiertag? Entscheiden kann sich das Werk nicht und ist dann nicht mal lustig oder clever genug, um irgendwie einen Platz zwischen den beiden Extremen zu finden. Und das überrascht besonders, weil hier immerhin Chris Columbus als Autor und Produzent seine Finger im Spiel hatte... und der hatte rund fünfzehn Jahre vorher mit den beiden "Kevin"-Filmen ja absolut perfekte Weihnachtsunterhaltung abgeliefert, die ebenso witzig wie herzlich war und bis heute Kult ist.
Das Ensemble ergibt sich diesem chaotischen Kauderwelsch dann auch passenderweise recht schnell. Tim Allen mag gemeinhin als Comedy-Talent bekannt sein, wirkt hier aber völlig unmotiviert und kann deswegen kaum einen Lacher auf sich verbuchen. "Freaky Friday"-Ikone Jamie Lee Curis kommt da schon vitaler daher, zehrt aufgrund ihrer völlig aufgekratzten Performance, bei der jeder Anruf ihrer Tochter einen extremen Schreikrampf auslöst, auch an den Nerven. Dan Aykroyd agiert hingegen der überzeichneten Prämisse entsprechend, bekommt jedoch auch zu wenig gute Gags in den Mund gelegt, weswegen er deutlich unterfordert wird. Letztendlich überwiegt so das Gefühl, dass niemand hier wirklich wusste, was er zu tun hatte. Die Schauspieler bekommen nichts an die Hand, mit dem sie ordentlich arbeiten können; die Autoren liefern eine ganz merkwürdige Version von Weihnachten ab, die weder scheußlich noch herzlich ist; und die Dramaturgie ist so dermaßen holprig, dass man selbst am größten Chaos keinen Spaß findet. Zum Kult ist dieses Werk dementsprechend nicht geworden, sondern zeigt im Grunde nur auf, wie man es nicht machen sollte.
Fazit: "Verrückte Weihnachten" ist weder lustig noch herzlich genug und deswegen genau das, was ein Weihnachtsfilm nicht sein sollte. Gegen Ende versucht man mit solcher Kraft, doch noch die Kitschkeule zu benutzen, was aber aufgrund der sich diffus verändernden Handlung nicht mehr funktionieren mag.
Note: 4-
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