Schon in jungen Jahren ist die ehemalige Dichterin Sam (Lupita Nyong'o) durch eine unheilbare Krebserkrankung dem Tode geweiht. Während eines Hospiz-Ausfluges in ein Marionettentheater kommt es in New York jedoch plötzlich zu einem Angriff: Unzählige, blinde Kreaturen, die jedem kleinsten Geräusch nachjagen und alles töten, was sich durch Töne bemerkbar macht, attackieren die Stadt. Sam gelingt es, sich zu verstecken, während zahlreiche Menschen in ihrer Umgebung zu Tode kommen, und sich schließlich in dem Theater zu verschanzen. Anders als die anderen Überlebenden möchte sie jedoch nicht den Ausweg per Boot aus der Stadt wahrnehmen, sondern hat ein ganz anderes Ziel. Während ihrer Reise trifft sie den Jura-Studenten Eric (Joseph Quinn), der sich gegen ihren Willen an ihre Fersen heftet und aus der Einzelgängerin plötzlich einen Menschen mit dem Sinn für Zusammenhalt formt...
Schon in "A Quiet Place 2", den ich sogar noch ein bisschen besser fand als das hochspannende Original, bekamen wir einen Einblick in die Geschehnisse des ersten Tages der Alien-Invasion. Und schon damals dachte ich, dass ich angesichts der knallharten Inszenierung und eines konstanten Spannungslevels alleine dieser weniger Minuten unbedingt viel mehr davon sehen möchte. Und als hätten die Produzenten der erfolgreichen Horror-Franchise meine Gedanken (und die zahlreicher Fans) gelesen, bekamen wir drei Jahre später exakt diesen Film - "Day One" erzählt in Spielfilmlänge die Ereignisse dieses ersten Tages nach, als noch großes Chaos auf den Straßen herrschte. Oder sollte er zumindest, denn die Enttäuschung folgt sogleich auf dem Fuße: In der Summe bekommen wir von der großen Invasion und der Attacke auf die durch die Straßen hetzenden Menschenmassen kaum mehr zu sehen als noch im Intro von "A Quiet Place 2". Stattdessen kehrt auch dieser Film schon sehr früh zu den Stärken der Originalfilme zurück, ohne dabei aber neue Impulse zu kreieren und ein Alleinstellungsmerkmal zu besitzen, welches ihn von den anderen Filmen abhebt.
Dabei hätte dieses Alleinstellungsmerkmal ja durchaus ein konkreterer Blick auf die ersten Angriffe der blinden Aliens sein können. Allerdings schwenkt "Pig"-Regisseur Michael Sarnoski immer recht früh weg und sorgt mit einer wackligen Kamera, schnellen Schnitten und einem blassen Graufilter dafür, dass wir von genau dem, womit der Film so großspurig beworben wurde, gar nicht mal viel erkennen können. Und das ist dann schon ein wenig entmutigend, denn auch darüber hinaus fügt "Day One" dem Franchise praktisch nichts Neues hinzu. Das muss es natürlich auch nicht, denn konkrete Antworten bezüglich der Herkunft der außerirdischen Invasoren benötigten auch die Original-Filme nicht und tatsächlich hätten solcherlei beantwortete Fragen den Mythos der Kreaturen auch schädlich entkleiden können. Aber dann bräuchte es zumindest etwas anderes oder etwas, was in Sachen Intensität mit den Originalen mithalten kann. Das Team hat sich nun für eine Überlebensgeschichte entschieden, die so auch in einem gänzlich eigenständigen Film abseits des Franchise hätte stattfinden können, wenn man die wenigen Bezüge zu den beiden letzten Teilen außer Acht lässt. Das muss in der Summe nichts Schlechtes sein und die vielen, actiongeladenen und naturgemäß stillen Szenen sind auch durch die Bank weg packend genug inszeniert, um immer wieder ordentlich Adrenalin zu geben.
Im direkten Vergleich fehlt diesem Film dann aber auch der nötige, emotionale Unterbau und eine gewisse inszenatorische Finesse, die John Krasinski den Originalen mit vielen, richtig fiesen Ideen noch mitgeben konnte. Zwar bemüht sich "Day One" um eine rührende Geschichte rund um die Hauptfigur, die von Oscarpreisträgerin und "Wir"-Star Lupita Nyong'o auch mit ordentlicher Präsenz ausgefüllt wird. Letzten Endes sind das aber nur ein paar Tropfen auf einem heißen Stein, da der Film darüber hinaus wenig zu erzählen hat, was ihn sonderlich erinnerungswürdig machen würde. Und da er nicht das abliefert, was er eigentlich versprochen hat und stattdessen nur mehr vom Altbekannten liefert, dem im Vergleich auch der intime, der wirklich leise und grausame Schrecken in der alleinigen Stille abgeht und stattdessen alles auf die "Größer"-Karte gesetzt wird, will sich die echte Panik nicht einstellen. Natürlich hat auch "Day One" vielen Schmalspur-Horrorfilmen immer noch eine ganze Menge voraus, da er weiterhin treffsichere Spannungselemente und treibende Ankerpunkte besitzt. Man hätte aber auf jeder Ebene auch nichts verpasst, wenn es diesen Film nie gegeben hätte... und angesichts der Tatsache, wie sehr ich mich gerade auf diese Geschichte gefreut habe, ist das schon ein bisschen schade.
Fazit: "Tag Eins" versprach anfangs viel und löst davon nur ganz, ganz wenig ein. Was wir stattdessen bekommen, ist inszenatorisch immer noch ziemlich packend, im Vergleich zu den Originalen aber auch weniger fies, weniger originell und letztendlich weniger schaurig, da es den großen Schauplätzen an den kleinen, intimen Momenten des Horrors fehlt.
Note: 3-
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