Drei Jahre nach seinem Sieg in den tödlichen Spielen sucht Seong Gi-hun (Lee Jung-jae) noch immer nach den Drahtziehern. Dafür hat er sich sogar mehrere treue Helfer an seine Seite gestellt, die er fürstlich entlohnt, um den Mann zu finden, welcher die zumeist hochverschuldeten Spieler und Spielerinnen zu rekrutieren, aufzuspüren. Doch bisher führte jede Spur ins Leere... bis sich plötzlich doch noch ein vielversprechender Hinweis ergibt. Um sein Ziel zu erreichen, ist Gi-hun mittlerweile jedes Mittel recht und so greift er sogar auf Waffengewalt zurück. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat er jedoch nicht mit den Tricks gerechnet, die seine Feinde gegen ihn einsetzen und so schwebt er nach kurzer Zeit erneut in tödlicher Gefahr...
Diese knapp dreieinhalb Jahre haben sich wahrlich lang angefühlt, doch nun ist sie endlich hier: Die Fortsetzung zu Netflix' bislang größtem Serienerfolg "Squid Game" ist angelaufen und der Hype gefühlt fast genauso groß wie damals, als dieses Serienevent so ziemlich jeden sprachlos zurückließ. Die unvermeidliche Fortführung muss dabei in sehr große Fußstapfen treten und verheddert sich leider genau in den Problemen, die so viele Fortsetzungen von richtig großen Filmen und Serien haben: Sie wollen dem Publikum genau das bieten, was sie zuvor geliebt haben, wobei Variationen riskant wären. Zwar bietet die zweite Staffel von "Squid Game" diese durchaus - so ist gerade Gi-hun als Charakter spürbar gereift, seine Motivation gänzlich anders als zuvor und sein Ziel damit ein neues. Allerdings wollte man wohl nicht zu arg auf einen gänzlich neuen Blick auf das tödliche Spektakel freuen und stürzt sich deswegen schon bald in das, was diesen Hype auslöste, ohne dabei all zu viel Neues zu wagen. Der Handlungsstrang rund um den geplanten Sturz dieses fürchterlichen Regimes muss bald weichen und nimmt nur noch wenig Raum ein, um Platz zu machen für das, was wir bereits kennen: Blutige Spiele.
Diese sind auch in der Fortsetzung noch höchst spektakulär, kreativ und vor allem in höchstem Maße spannend - ganz gleich, ob es sich dabei um gänzlich neue, tödliche Varianten von harmlosen Kinderspielen handelt oder um welche, die wir bereits aus der ersten Staffel kennen. Die Inszenierung, die die Spannungskurve mit jeder Minute immer wieder ungeahnt in die Höhe treibt, tut ihr Übriges, sodass man in den zentralen Spielszenen wie gehabt mitfiebern kann. Darüber hinaus wagt die zweite Season aber nicht nur kaum etwas Neues, sondern verliert sich auch in unnötigen Wiederholungen. Abseits der Spiele werden in recht zähen Dialogsequenzen nämlich praktisch noch einmal die gleichen Konflikte abgehandelt, die wir bereits kennen... nur eben mit (zwangsläufig) neuen Figuren, die zum ersten Mal in die Fänge der Spiele geraten sind. Dementsprechend wird sich weiterhin lange gestritten, ob man die Spiele nun abbricht und weiterführt; es werden Zwietracht und Zwiste zwischen den gutmütigen und den reichlich brutalen Spielern gesät; und es geht natürlich auch immer wieder darum, was man tun kann, um möglichst lange zu überleben. Das besitzt immer noch seine Faszination, ist aber aufgrund der deutlichen Wiederholungen längst nicht mehr so packend wie zuvor, da einfach der ganz neue, große Überraschungseffekt fehlt.
Auch die Charaktere wissen selten zu überzeugen. Notgedrungen musste hier natürlich ein beinahe komplett neues Ensemble her, nachdem beinahe alle Spieler in der ersten Staffel ihr trostloses Ende gefunden haben. Die neuen Figuren wirken in den schlechtesten Momenten wie ein völlig klischeehaftes Abziehbild, in den besten Momenten haben sie immerhin noch Charme... doch halten sie niemals mit den wesentlich ambivalenter gezeichneten und viel tiefer ausgemalten Figuren der ersten Staffel mit. Das liegt auch daran, dass diese zuvor deutlich mehr Zeit hatte, um den einzelnen Menschen bei den Spielen Gesicht und Persönlichkeit zu verleihen, aber auch daran, dass man sich mittlerweile auf deutlich einfachere Klischees verlässt, um die altbekannten Konflikte voranzutreiben. Dadurch fällt das Mitfiebern automatisch geringer aus, da man nur zu wenigen Charakteren eine Verbindung aufbauen mag und die meisten von ihnen ohnehin nur Kanonenfutter zu sein scheinen. Auch die bisweilen regelrecht eintönigen Cliffhanger, die wie zu ganz alten Serienzeiten mitten im Geschehen platziert sind, wirken einfallslos - eine ansonsten so makellose Serie wie "Squid Game" hätte solch eine effekthascherische Dramaturgie nicht nötig. Dementsprechend frustriert kann man auch über das Ende der siebten Folge sein, wo die Dinge endlich in Bewegung zu kommen scheinen, bevor dann der Blackscreen folgt. Immerhin müssen wir auf die weitere Fortführung diesmal aber nicht so lange warten, denn die dritte und finale Staffel folgt bereits im nächsten Jahr und wird die Serie hoffentlich runder und origineller abschließen, als es diese doch ziemlich enttäuschende und im Schatten der ersten Staffel stehende zweite Season vermuten lässt.
Fazit: Anfänglich scheint man sich hier tatsächlich auf neuen, durchaus interessanten Pfaden zu begeben, doch mit der Zeit verlässt die Macher der Mut - in den schwächsten Momenten wirkt "Squid Game" in seiner zweiten Staffel wie ein müder Abklatsch der ersten Season. Spektakuläre Spiele stehen dabei blassen Figuren und einer Dramaturgie, die sich in faulen Wiederholungen von altbekannten Themen und Konflikten verliert, gegenüber.
Note: 3-
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