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Renfield

Seit vielen Jahrzehnten sorgt der untote Anwalt Robert Renfield (Nicholas Hoult) dafür, dass es seinem Meister, Graf Dracula (Nicolas Cage), an nichts fehlt und schafft ihm in aller Regelmäßigkeit Menschenopfer heran, damit dieser seine Blutdürste stillen kann. Über die Zeit hat Renfield jedoch auch seine Sympathie für die Menschen entdeckt und möchte sich eigentlich von der Beziehung zu seinem grausamen Meister lossagen... nur, dass er diesen damit womöglich ziemlich erzürnen könnte. Auf der Suche nach dem Guten in sich selbst legt sich Renfield daraufhin mit einem brutalen Drogenkartell an und wird somit zu einem plötzlichen Verbündeten für die Polizistin Rebecca Quincy (Awkwafina). Diese ahnt jedoch noch nichts von Renfields blutiger Vergangenheit und erst recht nichts von seinem gefährlichen Meister, der alsbald auf Rache schwört...

Das ist doch mal ein mehr als nur erfrischender Ansatz. In einer Zeit, in der berühmte Filmfiguren und auch Horror-Monster immer wieder für einen neuen Film herausgekramt werden, der dann aber meist nichts Neues erzählt und nur die altbekannten Muster mit moderner Tricktechnik aufwärmt, kommt "Renfield" zumindest in Ansätzen sehr originell daher. Hier wird die Geschichte des finsteren Dracula nun als bisweilen morbide, aber auch erstaunlich herzliche Horror-Komödie erzählt, in welcher es besonders um das (gesellschaftlich aktuelle) Thema von toxischen Beziehungen und wie und warum man sich aus diesen lösen sollte, geht. Nun haben wir hier natürlich kein tiefgründiges Drama vor uns und dementsprechend nimmt sich "Renfield" in dieser überzeichneten und ziemlich blutigen Schlachtplatte auch niemals ernst. Die zentralen Figuren, sofern sie nicht gerade Dracula heißen, werden aber dennoch so sympathisch und sogar nahbar gezeichnet, dass es eine ziemliche Freude ist, ihnen bei der trickreichen Schnitzeljagd zuzusehen, die sich über 90 Minuten auf dem heimischen Bildschirm entfaltet.
Zwar fällt der Kontrast zwischen übersinnlichem Blödsinn mit allerlei mauen Sprüchen und dem Bemühen, dazwischen auch noch herzliche Glückskeks-Weisheiten zu streuen, natürlich ziemlich steil aus. Dementsprechend fällt "Renfield" genau dann ab, wenn er sich nicht mehr nur auf den offensichtlichen Schwachsinn seiner Geschichte verlässt, sondern plötzlich auch noch in die Tiefe gehen will - was dann arg klischeehaft daherkommt. Da zeigt sich dann auch ein Nicholas Hoult als das schwächste Glied eines ansonsten ziemlich achtbaren Ensembles, da dessen Figur, trotz einiger ambivalenter Grundhaltungen, zu wenige Ecken und Kanten hat, um in diesem sonst sehr überinszenierten Blutrausch wirklich Spaß zu machen. Den Spaß muss daher Nicolas Cage einbringen, der sein bekanntes Chargieren hier endlich in einer Rolle darbringen darf, in der es auch wirklich passt. Sein schräges Grimassieren, das wilde Augenaufreißen und Gekreische, machen seine vollkommen wilde Dracula-Performance dann auch zu einem echten Highlight. Generell stimmt die Chemie zwischen ihm und "X-Men"-Star Hoult auch soweit... und auch Awkwafina darf sich als toughe Polizistin, die noch mit echten Moralvorstellungen zur Arbeit geht, in einigen Einzelszenen profilieren, ohne dabei zu arg in alberne Monologe abdriften zu müssen.
Spaß macht die ganze Sache aber nicht nur wegen dem durchaus solide aufgelegten Ensemble, sondern auch wegen einiger knackiger Actionszenen. Diese sind durch die Bank weg gut inszeniert, behalten die Übersicht und haben feine Choreos zu überbieten - natürlich auch hier alles überspitzt, aber thematisch passend. Über die Computereffekte lässt sich dabei geflissentlich streiten, da es durchaus sein könnte, dass die Macher hier absichtlich auf schwächere und bisweilen gar billig aussehende Animationen gesetzt haben, um den Trash-Faktor des Films noch ein wenig zu unterstreichen. Bei solch einem blutlastigen Film hätte man aber gerade bei den Splatter-Szenen noch ein wenig Sorgfalt walten lassen sollen, denn die gewaltigen und völlig überzogenen Blutfontänen, die aus diversen Körperöffnungen spritzen, sorgen für allerlei Diskrepanzen. Es mag zu der albernen Überzeichnung passen, wirkt an vielen Stellen aber auch zu gewollt, wenn Arme von Serviertellern abgeschnitten werden, als bestünden sie bloß aus Butter. Das führt dann immer wieder dazu, dass das Geschehen auf dem Bildschirm in jeder Faser absolut unreal wirkt und somit auch zu einem Abstandnehmen zu dem Film. 

Fazit: Die originelle Idee wirft ein neues, gar nicht mal so dummes Licht auf die Geschichte von Dracula und seinem Gehilfen Renfield. Auch wenn die Erzählung im Grunde ziemlicher Blödsinn ist, unterhält sie durch charmante Charaktere, knackige Action und einen herrlich vom Rad drehenden Nicolas Cage als blutsaugender Vampir.

Note: 3



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