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Zeitverschwendung: Filmkritik zu Netflix' "Time Cut"

Die Teenagerin Lucy Field (Madison Bailey) konnte ihre ältere Schwester Summer (Antonia Gentry) nie kennenlernen. Noch vor Lucys Geburt wurde diese im Jahr 2003 von einem mysteriösen Serienkiller, der zuvor schon drei Teenager umgebracht hatte, ermordet. Im Jahr 2024 erhält Lucy durch eine plötzlich in der Stadt aufgetauchte Zeitmaschine jedoch die Möglichkeit, in die Zeit zurückzukehren, als ihre Schwester noch lebte. Nachdem sie den anfänglichen Schock über die Zeitreise verdaut hat, beschließt Lucy, die noch anstehenden Morde zu verhindern und die nie enthüllte Identität des Killers aufzuklären. Dabei muss sie sich jedoch eingestehen, dass ihr Eingreifen auch Auswirkungen auf die Zukunft haben könnte, in welcher sie später leben soll...

Ich habe wirklich nicht viel erwartet und habe mich deswegen mit den desaströsen Logikschlenkern innerhalb dieser ziemlich mauen Geschichte kaum weiter beschäftigt. Während sich andere Zuschauer*innen über die üblichen Kontinuitätsprobleme bezüglich den Storys über Zeitreisen und deren Auswirkungen aufregten, wollte ich gar nicht so tief graben - mir war von Anfang an bewusst, dass dieses Netflix-Original weder in der Lage sein könnte noch wollte, hier eine wirklich sinnige Parabel über Zeitsprünge und verschiedene Realitäten darzubringen. Stattdessen hoffte ich einfach auf einen einigermaßen spannenden Slasher, vielleicht ja mit charmanten Figuren, ein bisschen Humor und ein paar netten Wendungen. Aber ich habe Netflix zum wiederholten Male deutlich überschätzt, denn der Streaming-Gigant liefert auch hier mit einem weiteren Schnellschuss-Projekt das ab, wofür er bekannt ist... nämlich Murks in so ziemlich jeder Hinsicht.
Das Drehbuch allein ist eine Katastrophe, wobei die wenigen Charaktere immer wieder so dermaßen dämlich handeln, dass man aus dem Kopfschütteln kaum noch herauskommt. Bei einem Teenie-Horror-Thriller stelle ich an die Geschichte aber meistens nicht mehr die großen Erwartungen. Umso enttäuschender, dass "Time Cut" auch an allen anderen Stellen versagt. Um die maue Geschichte zu tilgen, hätte man zumindest auf interessantere Charaktere setzen können, doch die hier dargestellten, völlig blassen Teenie-Figuren langweilen praktisch von der ersten Sekunde an und bekommen im Grunde stets nur eine einzige Eigenschaft. Der Technik-Nerd ist schlau, Lucy ist mutig, ihre Schwester ist unsicher und so weiter und sofort. Man muss jedoch auch dem Cast anlasten, dass aus den Figuren nichts wird, denn das hier zusammengetrommelte Ensemble spottet jedem Vergleich und agiert völlig neben der Spur. Keine Geste sitzt hier, gerade die beiden Hauptdarstellerinnen wirken absolut lustlos. Der einzige, der hier noch ein bisschen Ausstrahlung aufzeigen kann, ist "Locke & Key"-Star Griffin Gluck, während alle anderen schon mit den banalsten Dialogzeilen und Regieanweisungen komplett überfordert scheinen.
Wobei diese Überforderung auch von Seiten der Regie zustande zu kommen schien, denn der Inszenierung, die tatsächlich wie die billigste TV-Trash-Episode von vor zwanzig Jahren daherkommt, fehlt es an jeder Ecke an Dynamik. Dabei ist es im Grunde gleich, ob es sich um den nächsten Auftritt des unfreiwillig komisch auftretenden Killers oder um einen kitschigen Dialog auf dem Schulflur handelt - alles wirkt so lahmarschig, so undynamisch und völlig faul geschnitten und gefilmt, dass man nur empfehlen kann, sich dieses Werk nicht bei latenter Müdigkeit anzusehen, da ein seeliges Einschlummern rasch die Folge sein würde. Ein mieser Soundtrack kommt dann noch oben drauf und über die wenigen Computereffekte in diesem Treiben legen wir lieber den Mantel des Schweigens - da ist jede fünfundzwanzig Jahre alte "X-Factor"-Episode technisch besser gealtert. Und zum Ende hin häufen sich die seltsamen Logiklöcher und sinnfreien Auflösungen von zentralen Fragen sogar für einen Zuschauer wie mich, der sich vorher geschworen hatte, auf solcherlei Ballast diesmal einfach nicht zu achten. Aber nein, dieses blödsinnige Geschwafel ist selbst dann noch offensichtlich zu fahl, als dass man es sogar mit ausgeschaltetem Gehirn noch goutieren könnte.

Fazit: Dieser höchstens an Teenager gerichtete Horror-Langweiler ist eine weitere Netflix-Gurke, bei der man sich kaum entscheiden kann, ob hier nun die Regie, der untalentierte Teenie-Cast oder doch das hundsmiserable Drehbuch das größte Grauen darstellt.

Note: 6+



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