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Maria (2024)

Eigentlich war die junge Maria (Noa Cohen) alleine Gott versprochen und sollte daher in einem Kloster leben - so versprachen es ihre Eltern Joachim (Ori Pfeffer) und Anna (Hilla Vidor) damals dem Engel Gabriel (Dudley O'Shaughnessy), als dieser ihren Kinderwunsch gegen eben jene Voraussetzungen erfüllte. Doch die Geschichte soll Maria für eine ganz andere Aufgabe auserkoren haben und Gabriel ist zur Stelle, um zu versichern, dass es auch so geschehen wird. So macht Maria die Bekanntschaft mit Josef (Ido Tako) und in Israel macht das Gerücht die Runde, dass bald der Messias, der sie alle befreien wird, geboren wird - als König aller Juden. Das will der von Rom eingesetzte jüdische König Herodes (Anthony Hopkins) jedoch nicht wahrhaben und setzt alles daran, um seine Macht gegen das ungeborene Kind zu sichern. 

Neben einer wahren Flut an kitschigen Weihnachts-RomComs wie der völlig platte "The Merry Gentlemen" setzt Netflix in diesem Jahr noch auf eine weitere, filmische Säule, die zu dieser Jahreszeit immer wieder sehr beliebt ist: Die Bibel-Filme. Natürlich kommt man dabei nach vielen, vielen Dekaden zu dem Problem, dass biblische Geschichten mittlerweile eigentlich aus jedem erdenklichen Blickwinkel ausreichend verfilmt wurden und man fast nur noch den Weg gehen kann, die bereits erzählten Geschichten mit moderner Tricktechnik neu aufzusetzen, wie es Ridley Scott vor zehn Jahren mit seinem "Exodus" tat. Über die Geschichte von der Mutter Jesu, der Jungfrau Maria, ist zumindest aus historischer Hinsicht wenig bekannt, weswegen man einen filmischen Stoff über die Jugend dieser Frau bis hin zur Geburt Jesu durchaus hätte nutzen können, um einen frischeren, auch feministischeren Blickwinkel zu wagen. Das war sicherlich auch irgendwie mal der Plan gewesen, doch ist dieses filmische Werk in jeder Hinsicht viel zu unentschlossen, um sich wirklich für einen klaren Weg zu entscheiden. So will man Maria zwar als stärkere Frau zeichnen, dabei aber auch den bekannten, biblischen Geschichten nicht zu viel abverlangen, um womöglich eine große, christliche Zuschauerschaft zu erzürnen. Am Ende setzt sich "Maria" dabei deutlich zwischen alle Stühle.
Allein die Besetzung des Regisseurs sorgte jedoch bereits vorab für einige Fragezeichen - D.J. Caruso hatte sich zuvor eher durch unterhaltsame, aber auch nicht unbedingt feinsinnige Thriller-Stoffe wie die beiden Shia-La-Beouf-Klopper "Disturbia" und "Eagle Eye" einen Namen gemacht. Würde Netflix die Geschichte der Jungfrau Maria nun also auch in Action-Hinsicht ein wenig modernisieren? Möglich wäre es angesichts der brutalen Feldzüge, die König Herodes im Verlauf des Films befiehlt, durchaus gewesen, doch auch hier hält man sich zurück. Es gibt ein paar kleinere Actionszenen, die in ihrer Dynamik aber ziemlich flach bleiben und darüber hinaus weder erinnerungswürdig inszeniert sind noch das Publikum durch wirkliche Finsternis fordern. Hier hat man sich ganz klar den einfachsten Platz ausgeruht, auf welchem die Zuschauer*innen von dem eigentlich sehr harschen Geschehen bloß nicht zu arg mitgenommen werden sollen. Das bezieht sich auch auf die reine Geschichte: Immer wieder geraten die einzelnen Figuren in schwierige Situationen, auch in moralischer Hinsicht. Statt sich näher mit diesen zu beschäftigen, wischt das Drehbuch sie jedoch förmlich hinfort und macht aus Charakteren, die in dieser modernen Version ambivalent hätten sein können, flache Abziehbilder, die entweder richtig heldenhaft oder richtig böse sind.
Aus der Titelfigur macht man dann leider auch wenig mehr als das, was die Vorlage vorgibt und verzichtet somit darauf, Maria zu einer wirklichen Heldin zu machen. Stattdessen bleibt sie eher ein Spielball der Geschichte und muss stets von den Männern um sie herum gerettet werden - vorlagengetreu, aber nicht unbedingt zeitgemäß, weswegen man sich fragen darf, was die Macher im Jahr 2024 denn daran gereizt haben soll, diesen Stoff so auszurollen. Fragezeichen kreiert auch der einzige, wirklich große Name in der Besetzungsliste, denn Anthony Hopkins wird allein durch seine Anwesenheit zwar bereits ein großes Publikum anlocken, scheint sich bis auf ein paar kleine, süffisante Dialogzeilen ansonsten aber ziemlich zu langweilen. Als Bösewicht mit Gottkomplex wirkt er im Gegensatz zu einem sonst sehr bodenständig, beinahe langweilig abgefilmten Werk erstaunlich hochgestochen, was am Rande der Lächerlichkeit zu balancieren droht. In der Hauptrolle schlägt sich die Newcomerin Noa Cohen soweit sehr solide, auch wenn sie vom Drehbuch nur selten die Chance erhält, mehr zu tun als mit traurigen Augen in die Ferne zu blicken. Letztendlich ist an diesem Film zwar nichts wirklich ärgerlich, aber auch nichts aufregend. Es lässt sich wenig diskutieren, was die Frage aufwirft, warum es dieses Werk denn nun geben musste, wenn man denn nun schon so wenig zu erzählen hat, was neu, frisch, mutig oder zumindest in irgendeiner Weise packend daherkommt.

Fazit: "Maria" ist eine solide gemachte Bibel-Historie, die jedoch zu keinem Zeitpunkt etwas Frisches oder Unerwartetes tut. Das ist besonders hinsichtlich der Zeichnung der Hauptfigur schade, aber auch bezüglich der ziemlich steifen und langwierigen Inszenierung, die sich niemals traut, das Publikum in irgendeiner Weise herauszufordern.

Note: 4+



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