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What If...? - Die dritte Staffel

Erneut nimmt uns der mächtige Watcher mit auf einige Abenteuer, die in den Tiefen des Multiversums warten und in denen die uns bekannten Geschichten rund um die Avengers völlig anders abliefen als wir sie kennen. So beobachtet er zum Beispiel, wie der Red Guardian den Mord an Tony Starks Eltern verhindert und daraufhin ein wackliges Bündnis mit dem gehirngewaschenen Winter Soldier eingeht; oder wie Shang-Chi im Wilden Westen ein Komplott aufzuhalten versucht, wobei er auf die Hilfe der Bogenschützin Kate Bishop vertrauen kann. Allerdings wartet am Horizont auch auf den Watcher eine große Gefahr, denn dieser droht sich über die Grenzen des Multiversums hinwegzusetzen... mit furchtbaren Folgen. 

Ein letztes Mal nimmt uns der allsehende Watcher mit auf einige Multiversums-Abenteuer und es dürfte wohl kein Geheimnis sein, dass ich auf die finalen acht Folgen dieser weitestgehend als haltloses Gimmick für das Marvel Cinematic Universe gedachten Animations-Serie nicht wirklich scharf war. Die zweite Staffel halte ich mit ihren überbordenden und kaum enden wollenden Dauerfeuer-Gefechte sogar für das bisher schwächste Glied des MCU, weswegen ich befürchtete, dass die finale Season nur noch mehr vom anstrengenden Gleichen bieten würde. Überrascht war ich daher, dass diese Staffel sich ein wenig auf ihre bisherigen Stärken zurückbesinnt und zumindest ab und an ein paar kleine Atempausen streut. Wir sehen diesmal nicht ausschließlich Folgen, in denen alles nur noch in bunten Farben in die Luft fliegt und die Figuren sich wild schreiend aufeinanderstürzen, sondern auch einige Episoden, in denen es zumindest zeitweise richtige Dialoge gibt. Dabei fällt zum Beispiel die Folge positiv auf, in welcher der Red Guardian und Bucky Barnes ein sympathisches Bündnis eingehen. Und auch die Folge rund um Howard the Duck ist zwar völlig überhöht, in ihrem herrlichen Wahnsinn aber auch so witzig, dass ich hier durchaus meinen Spaß hatte.
Dem gegenüber stehen zwar weiterhin mehrere Folgen, die doch nur auf den großen Krach aus sind und dementsprechend viel zu wenig aus der eigentlich interessanten Grundidee der Serie machen - diese Ideen schwinden immer wieder in dem großen Action-Marathon, der aufgrund dessen, dass die Charaktere hier irgendwie immer alles können, keinerlei Fallhöhe haben. Das große Serienfinale setzt dabei zwar auf einen passenden Klimax, welcher die Show und ihre zentralsten Figuren zu einem soliden Abschluss führen und einige der zuvor gesehenen Handlungsstränge verzweigt, aber auch hier steht die tosende Action natürlich wieder ganz und gar im Vordergrund. Auch hatte ich nach wie vor meine Probleme mit dem Zeichenstil, der zwar mit spektakulären Farben daherkommt und dementsprechend einige optische Augenöffner bietet, in Sachen Figurenanimation aber immer noch recht unschick daherkommt. So habe ich Oscar Isaac's Moon Knight nur aufgrund seiner originalen, deutschen Synchronstimme erkannt, nicht jedoch wegen seines Aussehens. Und bei einer Serie, die über weite Strecken auf dem Wiedererkennungswert mit zahlreichen bekannten Figuren aufbaut, ist ein solcher Stil irgendwie nicht passend.
Dass die dritte Staffel dennoch deutlich mehr Spaß macht als die zweite und von daher ungefähr auf einem Level mit der ersten Season steht, liegt daran, dass man nicht mehr nur auf die immergleichen Figuren vertraut. Statt zum wiederholten Male etliche Folgen rund um den nun schon zigfach gesehenen Doctor Strange oder den nur Partys feiernden Thor aufzubauen, nutzt man das Figurenensemble hier deutlich besser aus. So finden endlich zahlreiche neue Charaktere, die seit dem Zwischenhöhepunkt "Avengers: Endgame" in den Kinofilmen und Serien auftraten, ihr animiertes Stelldichein und sorgen dementsprechend für Abwechslung. Als großer Fan des zugrundeliegenden Films habe ich mich darüber gefreut, dass hier zumindest Teile der Eternals endlich mitmischen durften und auch viele Figuren, die in den aktuelleren Filmen und Serien nur Nebenrollen einnahmen, kommen hier zum Tragen. Das ist eine feine Abwechslung zu den dauerhaften, aber schon viel zu oft genutzten Nebencharakteren und sorgen zumindest zeitweilig für ein paar schöne Überraschungen. Das ist dann am Ende zwar immer noch nur ein Gimmick und für die Zukunft des seit einigen Jahren ohnehin arg unfokussierten Marvel Cinematic Universe sicherlich nicht von Belang. Aber es macht zumindest mehr Spaß als noch vor einem Jahr.

Fazit: Weil man sich mehr auf Figuren verlässt, die in der Serie bisher selten oder noch gar nicht aufgetreten sind und auch aufgrund des etwas zurückgefahrenen, überzogenen Action-Krachs macht die finale Staffel zumindest zeitweilig Laune. Wirklich erhellend oder abseits der etwas oberflächlichen Kurzweil packend ist sie aber weiterhin nicht und kann sich nicht aus ihren Gimmick-Fesseln befreien, die diese Serie eigentlich auch irgendwie unnötig machen.

Note: 4+



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