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Der Spitzname

Eine Hochzeit steht an! Da sich Thomas (Florian David Fitz) und Anna (Janina Uhse) endlich das Ja-Wort geben wollen, laden sie die Familie zu einem entspannten Wellness-Urlaub mit wunderschöner Aussicht in die verschneiten Berglandschaften Österreichs ein. Doch natürlich wäre es keine Hochzeit in der Familie Böttcher/König/Wittmann/Berger, wenn es nicht schon Tage vor der geplanten Trauung zu einigen herben Konflikten kommen würde. So echauffiert sich Stephan (Christoph Maria Herbst) aufgrund seiner Suspendierung als erfolgreicher Dozent, während Stephans und Elisabeths (Caroline Peters) Tochter Antigone (Kya-Celina Barucki) schon früh keinen Hehl daraus macht, dass sie jegliche politische und gesellschaftliche Gesinnung ihrer Familienmitglieder für unzureichend hält. Und dann wäre da auch noch Rene (Justus von Dohnanyi), der in seiner neuen Vaterrolle droht, seine beiden Kinder unter Fürsorge förmlich zu ersticken und dabei auch seiner geliebten Dorothea (Iris Berben) bisweilen den letzten Nerv kostet...

Wieder eine wechselnde Location und wieder ein wunderschöner Urlaubsort: Von Spanien geht es diesmal in die Tiroler Berge und was das Team hier mal wieder an Urlaubskatalog-Bildern auffährt, ist in der Tat wunderschön. Es zeigt aber auch ein bisschen, dass man sich hier offensichtlich mit immer neuen Aufnahmen der wunderschönen Natur ein wenig herauswinden will, wenn es um die Handlung geht. Tatsächlich vermisse ich mittlerweile die Bodenständigkeit des originalen Der Vorname, in welchem eine handelsübliche Kölner Wohnung ausreichte, um fünf originelle Charaktere mit einigen herrlich schnippischen Konflikten zu konfrontieren. Da sich die mittlerweile zweite Fortsetzung auch schon wieder im Bereich der wohlverdienenden Professoren und Schauspielerinnen tummelt, bleiben einem die Figuren wieder etwas fern. Die Probleme, die sie diesmal ausdiskutieren, haben sicherlich etwas von Problemen, die wir zwar nachfühlen können, die aber eigentlich keine richtig großen Probleme sind. Das macht die Charaktere, die sich quasi in ihrem Leid suhlen, denen es aber eigentlich in jeder Hinsicht absolut prächtig geht, ein bisschen unsympathisch.
Das macht aber eigentlich nichts, denn um das auszugleichen, hat man zum dritten Mal das großartige Ensemble rund um Iris Berben und Co. versammelt, die allesamt mal wieder mit außerordentlicher Spielfreude agieren. Wo ein Justus von Dohnanyi nun aber bereits zum zweiten Mal erstaunlich im Hintergrund bleibt und nur noch mit recht schematischen, eigenen Konflikten überhaupt im Rennen gehalten wird, ist es diesmal wieder vorrangig Contra-Star Christoph Maria Herbst, der als sprachlich übergewandtes Ekelpaket großartigst mit den schnippischen Dialogzeilen umspringt und dabei mehr als nur einen sehr lauten Lacher kreiert. Neben den bekannten Stars tummeln sich zudem auch einige quasi-neue Figuren, denn erstmalig bekommen wir auch die zuvor nur durch Erzählungen erwähnten Kinder von Stephan und Elisabeth zu sehen. Mit der Einführung einer quasi dauerhaft belehrenden Teenagerin, die offensichtlich möglichst woke wirken soll, in ihrer durchgehend ablehnenden Über-Moral-Haltung aber nur noch wie eine Karikatur daherkommt, schießt man allerdings den Vogel ab. Man fragt sich mehrfach, was der Sinn dieses Charakters sein soll - soll sie nerven oder doch belehren? Letzteres gelingt definitiv nicht, ersteres aber sicherlich.
Dabei sind die Dinge, die eben diese Figur anspricht, nicht mal per se falsch, werden aber mit solch einer Aggressivität bedient, dass sie nur dazu da scheint, um minutenlange Provokationen, aufgereiht in einer langen Liste von Anklagen, zum Besten zu bringen. Vertieft werden diese Themen indes nicht weiter... sowie auch der titelgebende Spitzname bis kurz vor Schluss ein Mysterium bleibt. Hüben wie drüben hatte ich aber dennoch meinen Spaß mit dem insgesamt bereits dritten Film der Namen-Reihe... sogar noch ein bisschen mehr als beim arg überkonstruierten Der Nachname. Das liegt daran, dass sich hier durchaus auch ein paar herzliche Momente finden und zumindest die bekannten Figuren hier immer wieder sehr gelenk aufeinander losgelassen werden. Einige dramatische Wendungen gegen Schluss verpuffen jedoch, da nicht genügend Zeit bleibt, um sich diesen durchaus düsteren Themen noch angemessen zu widmen. Der wie gehabt bravouröse Cast spielt über solcherlei dramaturgische Unebenheiten aber erneut ziemlich locker hinweg und sorgt neben vielen Schmunzlern gar auch für die ein oder andere Lachträne. Über Christoph Maria Herbst habe ich mich beispielsweise so sehr amüsiert, dass ich aus dem Lachen kaum mehr herauskam.

Fazit: Wieder etwas arg konstruiert und in seiner ziemlich überzeichneten Belehrungs-Debatte und in seinem Füllhorn aus aktuellen Themen sehr überladen und angestrengt. Dank eines mal wieder herrlich aufgelegten Casts, knackigen Dialogen und sogar dem ein oder anderen rührenden Moment dennoch ein solider Abschluss der Reihe, der versöhnlich stimmt und zwischendurch auch einige echte Comedy-Highlights bietet.

Note: 3



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