Nachdem er im Affekt und im Glauben einer Bedrohung einen Nachbarn erschossen hat, wird der dreizehnjährige Lucas Hollister (Patrick Scott McDermott) zum Tode durch den Strang verurteilt. Noch vor der Vollziehung des Urteils betritt jedoch ein Gesetzloser namens Harland Rust (Alec Baldwin) das Gefängnis und befreit den Jungen gegen seinen Willen. Rust erklärt ihm, dass er sein Großvater sei und er es als seine Pflicht gegenüber seiner verstorbenen Tochter erachte, ihren Sohn vor dem Galgen zu bewahren. Gemeinsam ziehen sie nun durch die Prärie, dauerhaft verfolgt von geldgierigen Kopfgeldjägern und stets neuen Gefahren ins Auge blickend...
Es ist natürlich unmöglich, über Rust zu schreiben und dabei das tragische Unglück während des Drehs des Films außer Acht zu lassen, als die Kamerafrau Halyna Hutchins von einer Kugel aus einem im Film benutzten Revolver getroffen wurde und wenige Stunden später verstarb. Heute spricht im Grunde niemand über den Film, der auf Wunsch von Hutchins' Familie fertiggestellt und dessen Erlöse an diese gespendet wurden - alles dreht sich ausschließlich um den grauenvollen Todesfall am Set. Wie man es nun dreht und wendet, ist Rust jedoch auch ohne die Berücksichtigung dieser Katastrophe kein bemerkenswerter Film geworden, sondern ein durch und durch klassischer Western, der nach der alten Nostalgie des Genres hechelt, ohne dabei einen eigenen Puls zu entwickeln. Entschleunigt, bisweilen gar zäh entwickelt sich dabei eine ewig herummäandernde Geschichte, die vor einigen Dekaden mit einem gewissen Charme gefallen hätte, heute aber nur noch altbacken wirkt.
Dabei bekommen Western-Fans im Grunde alles, wonach es ihnen dürstet, über die prachtvoll eingefangenen Landschaftsbilder, raubeinige Cowboys, Duelle mit dem Schießeisen und Verfolgungsjagden in der malerischen Prärie. Nur, dass wir das im Jahr 2025 eben schon zuhauf kennen und das Genre heute nicht ganz ohne Grund quasi scheintot ist - man wiederholt nur noch, was in den 60ern so gut funktioniert hat, ohne dabei darauf zu achten, ob das ohne diesen damaligen Zeitgeist und dementsprechenden Charme heute immer noch Gravitas hat. Hat es nämlich zumindest in dieser Form nicht, denn Rust plustert eine Mücke von einer Geschichte auf geradezu erschreckend langatmige Weise auf 140 Minuten auf, wobei allenfalls die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Enkel und Großvater einige Gefühle regt. Wobei auch an dieser Stelle nichts erzählt wird, was man so im Western nicht schon zigfach gesehen hätte und die Figuren hier auch eher Klischees bleiben, die immerhin von Baldwin und dem jungen Patrick Scott McDermott ansprechend dargestellt werden.
Richtiggehend geschlampt hat man hingegen bei den Nebenfiguren, was vor allem deswegen harsch ins Gewicht fällt, weil wir ungemein viel Zeit mit ihnen verbringen. Etliche Minuten kosten die Macher dabei zum Beispiel mit den Rust jagenden Kopfgeldjägern aus, ohne dass ihre verbissenen Methoden oder gar die Verführung einer betagten Lady durch dessen Anführer die Geschichte oder auch die Figuren an sich irgendwie voranbringen würden. In diesen Momenten, wenn der Film in seinen etlichen Nebensträngen schier zerfasert, erstickt Rust förmlich an seiner großen Langsamkeit. Das ist dann zwar in jedem Sinne klassisch, aber auch nicht wirklich zielführend, wenn einzig die schön komponierten Bilder von der durchgehenden Langeweile ablenken können. Immerhin ist das Finale (welches aufgrund des Produktionsstopps und damit einhergehender Drehbuch-Änderungen nun nicht jenes ist, welches ursprünglich für den Film vorgesehen war) einigermaßen befriedigend, doch kann dieses die vorherigen Längen ebenfalls nicht ausgleichen.
Fazit: Rust ist ein durch und durch klassischer Western, der aber aufgrund seiner Länge und der im Vergleich äußerst dünnen Geschichte über weite Strecken ermüdet. Für Fans des Genres gerade noch vertretbar, für alle anderen aber außerhalb der malerischen Bilder eher ein Schlafmittel.
Note: 4
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