In den 50er Jahren ist Lee (Will Poulter) gerade von einem Einsatz in Korea zurückgekehrt und wünscht sich nichts sehnlicher, als sich ein ruhiges Leben mit seiner Partnerin Muriel (Daisy Edgar-Jones) aufzubauen. Auch Lee's kleiner Bruder Julius (Jacob Elordi) soll ein Teil der Pläne sein, gemeinsam nach Kalifornien zu ziehen. Doch die Wege trennen sich: Während die Beziehung von Lee und Muriel alsbald in einer Klemme steckt und Muriel versucht, über Wetten beim Pferderennen das große Geld zu ergattern, zieht es Julius ins wilde Leben nach Las Vegas. Dort lernt er über einen Job im Casino Henry (Diego Calva) kennen - beide beginnen eine romantische Beziehung miteinander. Zeitgleich verlangt es Muriel aber auch nach Julius und die Leben aller vier Menschen scheinen von den unklaren Gefühlen zu den jeweils anderen immer mehr beeinträchtigt zu werden, ganz gleich, wie viel Raum zwischen ihnen liegt...
Vor einigen Dekaden wäre ein Film wie dieser wohl einer der ganz großen Hits des Kinojahres geworden: Zwei junge Schauspieler*innen, die auf dem besten Wege sind, in die große Riege wirklicher Hollywood-Stars nachzufolgen (sofern sie in den nächsten Jahren eine gute Auswahl ihrer Filmprojekte treffen, was man ja nie wissen kann) in einem wundervoll bebilderten Schmachtfetzen, wo ganz große Gefühle im Vordergrund stehen - passenderweise auch noch in den 50er Jahren angesiedelt, als romantische Dramen wie diese ihre Hochkonjunktur hatten. Mittlerweile sind es aber nicht mehr übergroße Romanzen wie Titanic oder Casablanca, die für das ganz große Geld an den Kinokassen sorgen, sondern weiterhin effektlastige Action- und Fantasyfilme - wobei auch hier eine ganze Riege an unerwarteten Flops dafür sorgen, dass die Studios weiterhin nicht genau wissen, was das heutige Publikum denn nun konkret in den Lichtspielhäusern sehen möchte. On Swift Horses scheint dementsprechend ein bisschen aus der Zeit gefallen, was ja erstmal nichts Schlechtes ist. Ärgerlich ist jedoch, dass ein Film, der sich so bemüht, möglichst romantisch und knisternd zu sein, kaum eine Gefühlsregung hervorruft.
Das liegt einerseits an der etwas zerfahrenen Geschichte, die gleich mehrere Plots parallel abarbeitet, wobei die einzelnen Figuren stets nur wenige Szenen miteinander zu bestreiten haben. Andererseits aber auch an eben jenen Figuren, deren ganz große Dramen nie so richtig zur Geltung kommen. So wird von Anfang an eine schier knisternde Atmosphäre zwischen Muriel und Julius aufgebaut, die aber letztendlich nur auf der Behauptungsebene funktioniert. Warum genau Muriel den ganzen Film über so nach diesem jungen Mann schmachtet, wird nie ganz klar, da die beiden im weiteren Verlauf kaum Szenen miteinander haben. Muriel bleibt hingegen als einzige, weibliche Hauptfigur seltsam unausgereift, verliert sich hier und dort in ihrem Leben, ist jedoch über weite Strecken ungreifbar. Dass ihr Spielpartner Will Poulter dabei wie ein drittes Rad am Wagen agieren und über lange Zeit in der klischeehaften Rolle des emotional kühlen Ehemannes stecken bleibt, hilft da auch nicht viel. Da können die Bilder um sie herum noch so schön gefilmt sein - am Ende fühlt man durch solch eine Stilsicherheit, die die wahren Gefühle der Figuren übertüncht, eben nicht viel mehr als die wirklich hübsche Oberfläche.
Besser und sinniger skizziert ist da schon die Geschichte von Julius, der sich fernab von Muriel und Lee ein eigenes, reichlich wildes Leben voller Risiken aufbaut. Zwar wird auch seine Romanze mit dem ebenfalls im Casino arbeitenden Henry arg plötzlich losgetreten, immerhin kann man deren Leidenschaft füreinander aber auch abseits der kitschig-schönen Bilder durchaus spüren. Es kommt natürlich nicht von ungefähr, dass Elordi bereits als einer der nächsten, großen Superstars des Film-Business gehandelt wird - der Saltburn-Star bringt schlichtweg eine mitreißende Ausstrahlung mit sich, die mit aller Wucht an die großen Schauspiel-Legenden der damaligen Zeit erinnert, aber dennoch nicht altbacken, sondern wunderbar modern daherkommt. Und auch Diego Calva zeigt, dass er sich nach dem (völlig ungerechtfertigten) Flop Babylon definitiv erholen wird und von ihm noch viel zu erwarten ist. Sofern sie an Zugkraft zulegen, können Calva, Elordi und auch Daisy Edgar-Jones, die viel subtile Verletzlichkeit, aber auch eigene Stärke in ihre Rolle legt, noch ganz viel reißen. Schauspielerisch ist dieses ansonsten aber zu oft künstlich überhöhte Liebesdrama zumindest ein Brett - dahinter gibt es aber viel zu wenig zu fühlen, was gerade bei einem Film wie diesem unangemessen ist.
Fazit: Trotz junger Stars mit enormer Ausstrahlung fühlt man in diesem als großen Schmachtfetzen geplanten Liebesdrama viel zu wenig. Da die großen Bilder über die Sinnhaftigkeit der Geschichte und der Spürbarkeit der Charaktere siegen, fühlt man trotz aller Romantik erstaunlich wenig.
Note: 4+
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