Alle jagen Gabriel (Esai Morales). Der finstere Bösewicht weiß als einziger, was genau der geheimnisvolle Schlüssel, den Ethan Hunt (Tom Cruise) und seine Partnerin Grace (Hayley Atwell) zwei Monate zuvor aus dem Orient-Express stibitzt haben, entschlüsselt. Irgendwie soll er die Entität, eine KI mit der Macht, die ganze Menschheit auszurotten, aufhalten und somit einen globalen Atomkrieg verhindern. Doch Gabriel ist Hunt einen Schritt voraus und verlangt seinerseits die Herausgabe des Schlüssels, um die Entität unter seine Kontrolle zu bringen. Um nicht nur Gabriel, sondern auch die ebenfalls nach der Entität jagenden IMF-Chefs rund um Eugene Kittridge (Henry Czerny) auszutricksen, muss Ethan ein letztes Mal all seinen Erfindungsreichtum und seinen Mut zusammennehmen... und dabei womöglich auch lernen, dass das Leben seiner Freunde nicht über dem erfolgreichen Abschluss seiner Mission steht.
Zum (höchstwahrscheinlich) allerletzten Mal schwingt sich Tom Cruise in seiner Paraderolle auf, um das Action-Kino zu revolutionieren. Und angesichts der enormen Qualität der gesamten Mission: Impossible-Reihe ist klar, dass hier etwas ganz, ganz Großes zu Ende geht - ein Franchise, das in seiner grandiosen Kinetik und zeitgleich mit seinem unvergleichlichen Charme eigentlich ziemlich alleinsteht unter all den großen CGI-Blockbustern. Und um dieses Ende auch angemessen zu unterstreichen, wird noch mal alles aufgefahren und vergrößert, was man aus der Reihe kennt. Ja, Cruise kletterte wirklich über zwei (!) herumfliegende Doppeldecker und glänzt in einer nervenzerfetzend spannenden Tauchszene, die in ihrer Wucht restlos begeistert. Und auch das, was hier auf dem Spiel steht, ist größer als alles zuvor: Die gesamte Menschheit steht vor ihrem Abgrund. Das lässt sich praktisch nicht mehr steigern, weswegen die Reihe auch auf einem hohen (wenn auch nicht dem höchsten) Level an Spektakel zu Ende geht. Ausgerechnet bei diesem Schwanengesang schleichen sich aber auch bezeichnende Schwächen ein, welche die Reihe zuvor nicht kannte (von dem mauen zweiten Teil natürlich abgesehen).
Der oft kritisierte Punkt der extrem langen Exposition der Handlung ist an und für sich eigentlich noch kein großes Problem. Zwar ist es erstaunlich, dass ein Film, der als Finale einer ganzen Reihe angelegt ist und seine Geschichte eigentlich schon mit dem direkten Vorgänger auf Position gebracht hatte, nun noch einmal runde 80 Minuten braucht, um den Plot wirklich in Gang zu bringen. Diese weitestgehend actionlose Zeit ist aber vor allem deswegen so kurzweilig und spannend, da man sich hier viel Zeit nimmt, um die vergangenen Filme der Reihe noch einmal Revue passieren zu lassen. Da greift die Handlung längst vergessene Figuren und Gegenstände erneut auf, erinnert an vergangene Zeiten und Missionen und zeigt in zahlreichen Rückblenden, was uns Ethan Hunt und sein Team an glorreichen Kino-Momenten geschenkt haben. Natürlich ist das Fanservice, der extrem forciert wurde und nicht immer gelingt dieser Nostalgie-Bash. Rührend ist es trotzdem und zeigt, wie sehr die gesamte Reihe letztendlich doch aus einem Guss war. Einige Längen bleiben bei der enormen Laufzeit von 170 Minuten dennoch nicht aus und die düstere Schwere der Handlung kostet den Film fast die gesamte Leichtigkeit, die die Reihe zuvor ausmachte.
Das ist angesichts eines großen, cineastischen Showdowns und der ziemlich pessimistischen Ausgangslage zwar nur folgerichtig, sorgt aber auch dafür, dass dieser letzte Mission: Impossible-Film kaum noch Humor, dafür aber vor allem Unmengen an pathetischen Monologen besitzt. Diese unvergleichliche Team-Chemie, die nicht nur Cruise, sondern auch seine Co-Stars in den Mittelpunkt stellte und die gerade deswegen so grandios-witzige und hochspannende Szenen wie das Erklimmen des Burj Khalifa in Ghost Protocol ermöglichten. Hier sind die beiden zentralen Actionszenen aber durchweg auf Cruise zugeschnitten, was den Rest des Teams, der über weite Strecken fernab von Ethan Hunt operiert, noch deutlicher in den Hintergrund treten lässt. Das ist etwas unpassend, denn gerade für das Finale der Reihe hätte man die alten Recken doch noch deutlicher als echte Familie aufzeigen können. Trotz einiger emotionaler Tiefschläge mag The Final Reckoning deswegen nicht mehr so richtig berühren, liefert zeitgleich zu wenig Humor und wirkt deswegen bisweilen etwas kühl.
Aber Schwamm drüber: Selbst wenn hier auf dramatischer Ebene nicht mehr alles glatt läuft und die zentralen Actionszenen zwar durchweg spektakulär, aber nicht mehr so irrwitzig-verspielt wie noch in den vorhergehenden Filmen sind: The Final Reckoning ist ein stimmiger, packender und durchweg unterhaltsamer Abschluss der besten Action-Reihe unserer Zeit und selbst in seinen schwächsten Momenten noch intensiver und wuchtiger als die gesamte Konkurrenz. Und genau das wird in den kommenden Jahren wirklich fehlen, wenn wir Ethan Hunt auf den Kinoleinwänden tatsächlich nicht wiedersehen. Bis dahin - Mission erfolgreich beendet, Mr. Cruise und Mr. McQuarrie.
Fazit: Trotz einiger dramaturgischer Stolpersteine und dem Fehlen von großen Emotionen sowie dem sonst so frischen Humor ist The Final Reckoning ein hochspannender, spektakulärer und durchweg stimmiger Abschluss der Reihe, der einmal mehr Tom Cruise in absoluter Top-Form präsentiert und zudem eine düstere Geschichte erzählt, die in ihrer reinen Größe kaum noch zu steigern ist.
Note. 2-
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