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The Lost Bus

Im November 2018 breitet sich in Paradise, Kalifornien, bekräftigt durch stürmischen Wind und eine trockene Wetterlage, durch einen Funkenschlag, rasch ein Waldbrand von katastrophalen Ausmaßen aus, der schon bald als das sogenannte Camp Fire bekannt sein soll. Während die Lage noch unübersichtlich ist, erhält der Schulbus-Fahrer Kevin McKay (Matthew McConaughey) den Auftrag, zweiundzwanzig Kinder aus einer nahen Grundschule abzuholen und zu evakuieren. Da sie direkt von dem sich rasch ausbreitenden Feuer bedroht sind, ist Eile dringend von Nöten - auch da Kevin selbst eine Familie hat, die er in Sicherheit wissen möchte. Begleitet von der Lehrerin Mary Ludwig (America Ferrera) versucht Kevin, einen Weg aus dem Inferno zu finden, doch das unaufhaltsame Flammenmeer beginnt den sich durch eine reine Apokalypse bahnenden Bus immer mehr einzuschließen...

Regisseur Paul Greengrass hat durchaus schon Erfahrung darin, reale Katastrophen auf möglichst eindringliche Art und unter der Berücksichtigung aller bekannten Fakten zu inszenieren. So verantwortete er vor beinahe zwanzig Jahren auch den hochgelobten Flug 93, der sicherlich noch bei allen Zuschauern, die dieses belastende Werk über ein entführtes Flugzeug am 11. September gesehen haben, seine Spuren hinterlassen hat. Nun hat Greengrass einen Film über das berüchtigte Camp Fire oder genauer über eine darin stattfindende Heldengeschichte abgeliefert, wobei er diesmal aber durchaus einige dramaturgisch günstige Überhöhungen in Kauf genommen hat. Das macht aber nichts, denn der Kampf gegen die tickende Uhr des Feuers ist ohnehin gnadenlos spannend - da ist es nicht weiter schlimm, dass man in manchen Szenen, in denen den Protagonisten stets um Haaresbreite die Flucht aus der nächsten Katastrophe gelingt, ein bisschen übers Ziel hinausschießt. Denn diese reale Begebenheit fesselt schon aufgrund der Umstände: Ein Schulbus mit mehr als zwanzig Kindern, umschlossen von einem tödlichen Flammenmeer, dürfte wohl jeden förmlich dazu zwingen, hier regelrecht mitzufiebern.
Besetzt ist das Werk in den beiden Hauptrollen dann auch mit zwei absoluten Könnern, die sich hier erwartungsgemäß keine Blöße geben, auch wenn sie weitestgehend nur dazu gezwungen sind, auf die Naturkatastrophe und deren Umstände um sie herum zu reagieren. Interstellar-Star Matthew McConaughey gibt den unzufriedenen, grummeligen Busfahrer mit der von ihm gewohnten Intensität - glaubhaft, stoisch und ungemein beeindruckend. Neben ihm glänzt zudem America Ferrara als Lehrerin, die anfangs noch (auch zum Wohle der unter ihrer Aufsicht stehenden Kinder) einen Ruhepol bilden möchte, bevor das verheerende Inferno auch sie an den Rand des Schaffbaren drängt. Neben diesen schauspielerisch bravourösen Leistungen ist der wahre Star aber natürlich das Feuer selbst und wie Paul Greengrass dieses als alles zerstörende, unnachgiebig lodernde Masse inszeniert, das verschlägt einem mehrfach den Atem. Auch wenn die Herkunft aus dem Computer dabei nicht immer geleugnet werden kann, sorgen Schnitt, Kamera und musikalische Untermalung für jede Menge Intensität, bei der der Überblick hin und wieder verloren geht, was aber die Unübersichtlichkeit, welche die Figuren hier ausgeliefert sind, nur noch sehr dicht untermauert.
Das Thema fordert dabei allerdings einen Tribut, für den der Film an sich gar nichts kann, weswegen es auch nicht in die letztendliche Wertung einfließt. Es geht hier nämlich um den Streamingdienst Apple bzw. die technischen Grenzen der Streamingdienste im Allgemeinen. Wer sich ein bisschen mit der Materie auskennt, der weiß, dass gerade dauerhafte Rottöne für die Komprimierung eines Streaming-Dienstes mit am schwersten darzustellen sind. Da sich die Figuren ungefähr ab der Halbzeit aber fast durchgehend in einem feuerroten Inferno und noch dazu permanenter Düsternis aufhalten, geht eben diese Komprimierung oft in die Knie - Schlieren, Artefakte und eine generell geringere Bildqualität sind die Folge. Das ist leider auch eine Krux bei den sonst so gemütlichen Streamern, die die reine Bildqualität stets etwas drosseln müssen, damit diese Informationen noch durch die Internetleitungen passen - und gerade bei einem optisch schwierigen Film wie The Lost Bus kommt man da an die Grenze der Möglichkeiten. Es zeigt sich also, dass dieses Werk besser für eine Kino-Auswertung und die anschließende Veröffentlichung auf wesentlich leistungsstärkeren Blu-Ray's und 4K-Discs geeignet gewesen wäre... denn diese haben aufgrund ihrer deutlich höheren Datenrate, wobei nichts komprimiert werden muss, einfach viel mehr Speicher, um solch komplexe Szenen auch passend darzustellen. Ein Hoch auf die Disks an dieser Stelle also bitte, denn hier zeigt sich, dass Streaming definitiv nicht alles kann.

Fazit: Intensiver Katastrophen-Thriller nach einer wahren Begebenheit, von Paul Greengrass mit einer bestechenden Unbehaglichkeit inszeniert, die einem mehr als einmal den Atem raubt. Trotz einiger Überhöhungen bleibt der Film dank der starken Darstellerleistungen und der dichten Atmosphäre stets bodenständig.

Note: 2-



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