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Play Dirty

Eigentlich war der Überfall auf ein Wettbüro für Parker (Mark Wahlberg) und sein Team ein todsicheres Ding. Doch dann werden sie von ihrer Mitstreiterin Zen (Rosa Salazar) verraten, die mit dem erbeuteten Geld abhaut und noch dazu einige Kugeln gegen ihr Team austeilt. Parker überlebt jedoch verletzt und macht sich anschließend auf die Suche nach der Verräterin. Diese eröffnet ihm, dass sie das erbeutete Geld einsetzen wollte, um damit nach einem noch viel größeren Gewinn zu suchen - einem Schatz, der vom Meeresboden aufgelesen und nun den Besitzer wechseln soll. Obwohl er Zen nicht vertraut, lässt sich Parker von ihr in den neuen Plan einweihen und schaltet seine eigenen Freunde ein, die dabei als Helfer dienen sollen. Dabei muss er jedoch stets damit rechnen können, dass selbst jene, die ihm Loyalität zusichern, ihm womöglich sehr bald eine Pistole an den Kopf halten möchten...

Der neue Actionstreifen von Kiss Kiss Bang Bang-Regisseur Shane Black war eigentlich für die Kinoleinwände geplant, bevor dann aber doch noch Amazon den Zuschlag bekam und den Film als Highlight im Herbst in seinen Streamingdienst aufnahm. Damit hat sich Amazon dann auch einen wertigen Actioner mit zahlreichen großen Namen gesichert, der bei Fans von Black's Schaffen sicherlich gut ankommen wird. Denn Play Dirty hat im Grunde alles, was man sich von einem neuen Film des Regisseurs erhofft: Knackige Dialoge, bei denen über weite Strecken mehr geflucht denn wirklich mal ein paar Sätze geradeaus gesagt werden; bleihaltige Action, bei denen sich alsbald die Leichen auf den winterlichen Straßen türmen; und namhafte Stars, die hier zwar sicherlich gerade nicht nach dem ersten Oscar lechzen, dafür aber die ihnen angelegten Rollen mit genügend Verve ausfüllen. Dabei ist es aber gar nicht so einfach, den spielfreudigen Mark Wahlberg, Keegan-Michael Key und Co. die Daumen zu drücken, was nichts mit ihren schauspielerisch soliden Darstellungen, sondern mit den Charakteren zu tun hat, die sie verkörpern.
Denn im Grunde sind alle Hauptfiguren, die hier irgendwie als die Helden ihrer Geschichte dargestellt werden sollen, ziemliche Arschlöcher. Keine sympathischen Raubeine oder listigen Verräter, sondern wirkliche Arschlöcher. Insbesondere die im Zentrum stehenden Parker und Zen nieten während ihres zumindest teilweise egomanen Vorhabens etliche Leute um, die ihnen nichts getan haben, um ihrem Ziel näher zu kommen - der große Coup hat dabei etwas extrem Gewalttätiges, bei dem zur Absicherung des Plans dann auch gerne mal unbedarfte Mittelsmänner einfach hingerichtet werden, um den eigenen Stand zu bewahren. Wirklich mögen kann man die Figuren daher nicht, da sie abgrundtief unmoralisch handeln und das ständige, lockere Sprücheklopfen im direkten Kontrast zu all den Morden fast schon etwas Ätzendes hat. Solcherlei war zwar schon immer im Repertoire des Regisseurs, doch hier verliert er bisweilen die Fassung und lässt seine Charaktere beinahe schon Amok laufen - da möchte man ihnen am Ende eigentlich gar nicht mehr die Daumen drücken.
Die Geschichte ist insgesamt zudem etwas dünn und rettet sich nur deswegen über die Zwei-Stunden-Marke, da zusätzlich einige unnötige Abzweigungen genommen werden und unserem Parker zudem noch einige klischeehafte Bösewichte gegenüber gestellt werden, die ebenfalls noch Zeit benötigen, um irgendwie in die Geschichte zu passen. Dass der Film trotz dieser eindeutigen Längen niemals wirklich aus dem Tritt kommt, hat mit dem gekonnten Stil von Regisseur Black zu tun, der einfach ein Ass darin ist, seine Figuren leichtfüßig und mit gewisser Gravitas durch die eigentlich an den Haaren herbeigezogene Story schreiten zu lassen. Auch bei den Actionszenen erreicht er ein gutes Niveau, lässt meistens bleihaltige Kugeln sprechen, hat aber auch einige spektakuläre Momente zu bieten, wenn er ein regelrechtes Explosionschaos anrichtet. Dass diese Szenen mit Hilfe von viel matschigem CGI entstanden sind, stößt dabei nicht wirklich sauer auf, denn diese Momente sind (wie auch der gesamte Film an sich) so unmöglich abgehoben, dass man diesen Wahnsinn gerne noch mitnimmt. Auf mehr sollte man bei dieser düsteren Gangster-Klamotte dann aber besser nicht hoffen.

Fazit: Die Charaktere sind unangenehm unsympathisch, die Geschichte an den Haaren herbeigezogen und recht umständlich ausgefranst. Trotzdem gefällt der lockere Stil des Regisseurs, der seine Figuren ständig Sprüche klopfen lässt und selbst in den überzogensten Actionszenen noch einen gewissen Drive bewahrt, auch in seinem neuesten Werk und wird Fans daher schon irgendwie abholen.

Note: 3-



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