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Monster: Die Geschichte von Ed Gein

In den 1940ern lebt Ed Gein (Charlie Hunnam) alleine mit seiner tief-religiösen Mutter Augusta (Laurie Metcalf) auf einer Farm in Wisconsin. Unter der herrischen und unmenschlichen Art seiner Mutter hatte Ed stets zu leiden, glaubte jedoch zwangsläufig daran, dass ihre Ansichten wahr seien. Daraus entwickelte sich eine schwere, psychische Störung, die Ed vor allem sexuell beeinflusste. Einige Jahre später begeht er seinen ersten Mord und beginnt damit, Leichen und Körperteile von dem nahen Friedhof zu entwenden. In die Geschichte ging Ed Gein schließlich als einer der grauenvollsten Serienkiller der Menschheitsgeschichte ein, der durch seine Taten fiktive Filmfiguren wie Norman Bates oder Buffalo Bill inspirierte...

Nach Jeffrey Dahmer und den Menendez-Brüdern widmet sich die dritte Staffel von Netflix' True-Crime-Hit-Serie Monster nun Ed Gein, dessen absolut widerwärtige Taten förmlich ein Novum darstellen - so brutal und schonungslos, bis in die abartigsten Abgründe hinaus, agierten nur wenige Serienkiller, weswegen Gein in diesen Kreisen bis heute eine finstere Popularität genießt. Trotz dieser Steilvorlage ist die dritte Staffel der Serie die bisher schwächste. Das mag natürlich auch an den beiden vorherigen Seasons liegen, die in ihrer reinen Qualität beide extrem stark waren und somit sehr hohe Erwartungen an die neue Geschichte erweckten. Allerdings konzentrieren sich die Macher diesmal auch weit weniger darauf, eine wirklich packende Geschichte zu erzählen, sondern fokussieren sich viel mehr auf die einzelnen Gewaltakte des Mörders. Der Fokus liegt auf der reinen Brutalität, minutenlang wird sich an den (auch hier unglaublich gewaltvollen) Taten Ed Gein's ergötzt. Das führt dann zu einem schieren Sammelsurium des Schreckens, welches dramaturgisch aber recht oberflächlich verbleibt.
So versuchen die Macher zwar wie so oft, gewisse Antworten darauf zu geben, was einen Mann wie Ed Gein zu solchen Taten veranlasst haben könnte. Da es aber kaum möglich scheint, ein solch gestörtes Individuum wirklich sinnig zu beleuchten, fallen diese recht flach aus - eine komplizierte Beziehung zur Mutter und zur eigenen Sexualität; die Zurückweisung des anderen Geschlechts; brutale Medien und Fotografien. Dabei scheinen der Serie blutige und eklige Bilder wichtiger zu sein als ein wirklich tiefgründiges Psychogramm einer ohnehin kaum greifbaren Figur. Mit dem Holzhammer wird dementsprechend nicht nur wortgetreu zugeschlagen, sondern auch in der Inszenierung - die Bilder sind dreckig und fatal, aber trotzdem fühlen wir wenig. Die schauspielerische Leistung von Charlie Hunnam ist sicherlich brillant, doch auch er kann dieser Person nicht die Tiefe verleihen, die so auch kaum darstellbar sein dürfte. Zudem fehlt es, ganz im Gegensatz zu den anderen Seasons, an einem emotionalen Anker. Auch die Personen neben Ed Gein sind stets mindestens schräg, oftmals ebenfalls absolute Übeltäter*innen. Über acht Folgen hinweg ohne einen Charakter, an den wir uns zumindest ein bisschen festhalten können, ist diese Dauerbeschallung an Grauen jedenfalls schwer zu ertragen und stumpft irgendwann sogar ab.
Eine feine, wenn auch auf der Hand liegende Idee war zumindest die, die Taten des wahren Ed Gein in den direkten Kontrast mit den Filmfiguren stellen, die von dem Mörder inspiriert wurden. So bekommen Filmfans noch ein paar Einblicke in die Entstehung von solch illustren Klassikern wie Alfred Hitchcock's Psycho oder Tobe Hooper's Texas Chainsaw Massacre. Doch auch das sind allenfalls kurze Lichtblicke, da diese Einschübe dramaturgisch eher schwach gewählt sind und die etwas wirre Inszenierung stets recht einfältig zwischen den Zeiten hin- und herspringt. Die bekannten Hintergründe dieser filmischen Werke machen zwar an und für sich Freude, wirken rein dramatisch im hier gebotenen, direkten Kontrast mit den ganz realen Schandtaten des Serienkillers aber fast schon nichtig. Man hat hier also durchweg das Gefühl, dass irgendetwas nicht ganz stimmt, obwohl sich an der reinen, filmischen Qualität kaum etwas aussetzen lässt. Die acht Folgen vergehen zwar dennoch wie im Flug und es sind kaum wirkliche Längen zu beanstanden, aber wirklich mitfiebern kann man diesmal kaum - dafür fehlt es einfach an emotionalen Ankern. Und wenn Ed Gein gegen Ende der Serie in einer Art äußerst weirder und fehlgeleiteter Heldenverehrung hochstilisiert wird, fühlt sich die ganze Nummer sogar ziemlich falsch an. Hier hat Netflix sich dann in dem Verlangen, einem solch kaum zu verstehenden Charakter einen Einblick in dessen Seele zu ermöglichen, verhoben... auch wenn sie atmosphärisch und in Sachen Spannungsaufbau immer wieder einige meisterhafte Szenen kreieren.

Fazit: Durch mehr Fokus auf Grausamkeiten und die Hochstilisierung eines Serienkillers zum popkulturellen Idol geht die doppelbödige Intensität der Monster-Reihe hier zu oft flöten. Charlie Hunnam ist zwar brillant und die Hintergründe der von Ed Gein inspirierten Filmklassiker wissen an und für sich zu gefallen, doch ein rundes Ganzes ist diesmal daraus nicht entstanden.

Note: 3-



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