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Der Nachname

Aus anfangs noch recht mysteriösen Gründen lädt Dorothea Böttcher (Iris Berben) ihre beiden Kinder Thomas (Florian David Fitz) und Elisabeth (Caroline Peters) sowie deren Lebenspartner Stephan (Christoph Maria Herbst) und Anna (Janina Uhse) auf das Familiendomizil in Lanzarote ein. In der ehemaligen Jugendheimat von Thomas und Elisabeth lebt mittlerweile Rene König (Justus von Dohnanyi), Dorotheas Adoptivsohn und somit Thomas' und Elisabeths Adoptivbruder, gemeinsam mit Dorothea, nachdem ihre Liebesbeziehung vor rund zwei Jahren verkündet worden war. Die möglichen Gründe, aus denen Dorothea und Rene nun die ganze Familie versammeln wollen, sorgen für jede Menge Fragezeichen und Befürchtungen. Am Ende kommt jedoch alles noch viel schlimmer, als etliche Geheimnisse der einzelnen Familienmitglieder ans Licht kommen und diverse Konflikte vor den paradiesischen Hintergründen Spaniens ausdiskutiert werden wollen...

Eine Fortsetzung musste nach allen (finanziellen) Regeln der Filmwirtschaft zwar her, doch ein großes Problem gab es bereits von Anfang an: Für die Weiterführung von Der Vorname stand diesmal kein erfolgreiches Theaterstück als Vorlage bereit, weswegen sich Regisseur Sönke Wortmann und sein Team selbst etwas aus den Fingern saugen mussten, um die sechs Hauptfiguren aufgrund neuer Konflikte wieder zusammenzuführen. Auch der sehr sozialkritische Ansatz des Vorgängers, bei dem es über weiten Teilen darum ging, ob man ein Kind heutzutage denn noch Adolf nennen darf oder sollte (und was damals wirklich urkomisch und herrlich zynisch war), fällt natürlich ebenfalls weg. Nun konzentriert man sich wirklich völlig auf die rein privaten Konflikte und Eskapaden der sechs Familienmitglieder, was im Ansatz immer noch unterhaltsam, aber längst nicht mehr so weitreichend gerät. Tatsächlich muss sich das Autorenteam diesmal ganz schön anstrengen, um noch irgendwelche Streitereien vom Zaun zu brechen, die ähnliches Gravitas haben... wobei sie sich bisweilen ziemlich verheben.
Der Versuch, doch noch ein paar sozialkritische Untertöne einzubringen, indem gewisse Themen diskutiert werden, die heutzutage ziemliche Kraft haben, schlägt dabei fehl. Oftmals sind diese Themen doch nur unwirsche Stichwortgeber, um die verschiedenen Figuren mit ihren grundsätzlich sehr unterschiedlichen Meinungen gegeneinander aufzuhetzen. Um echtes Streitpotenzial gleich von Beginn an zu erschaffen, muss zudem mit dem Holzhammer zugeschlagen werden. Das führt dazu, dass einige Figuren in ihrer extremen Sturheit und schier mittelalterlichen Ansichten reichlich unsympathisch werden, was hier vor allem die Figur von Florian David Fitz betrifft, der ab einem gewissen Punkt im Grunde gegen alles zu sein scheint, was irgendwie fortschrittlich ist. Das Drehbuch wirkt dabei sehr forciert, um das Tempo hochzuhalten. Alle paar Minuten wird ein neues Geheimnis gelüftet, eine neue Lebensbeichte unter großem Staunen der anderen Figuren abgehalten, bis am Ende alles ein ziemlich großes Chaos ist. Dies geschieht dann zudem unter der gerade in deutschen Komödien-Fortsetzungen nun schon zigfach gesehenen, hier aber nicht wirklich für Mehrwert sorgenden Ortsverschiebung zu einem sommerlichen Urlaubsdomizil, was immerhin ein paar hübsche Bilder kreiert.
Klingt nun ziemlich streng? Nun ja, nicht so ganz. Denn da die meisten von uns ohnehin schon mit der realistischen Erwartungshaltung an diese Fortsetzung herangegangen sind, dass Der Vorname ohnehin nicht getoppt werden kann, ist es durchaus möglich, noch Spaß mit einer zweiten Runde zu haben. Die gepfefferten Dialoge, die nur dann arg konstruiert wirken, wenn zahlreiche Konflikte in einem pathetischen Monolog zusammengefasst werden müssen, hat Autor Wortmann immer noch drauf und sie sorgen durchaus noch für einige Lacher. Und die grandiose Besetzung des ersten Teils findet sich ebenfalls wieder vollständig ein, was dann schon mal von grundauf für gute Laune sorgt. Die knallige Chemie zwischen Christoph Maria Herbst und Florian David Fitz funktioniert noch immer. Zudem sorgt Iris Berben, die im ersten Teil ja im Grunde nur mittels zweier kurzer Telefonate Teil der Handlung war, als neue Hauptfigur für frischen Wind. Auch Spieleabend-Star Janina Uhse kann nun, wo sie nicht erst zur Halbzeit ihren Auftritt feiert, gleich von Anfang an Akzente setzen und dabei ziemlich herrlich sticheln. Im direkten Vergleich muss nur Justus von Dohnanyi etwas zurücktreten... auch, da seine Figur diesmal noch etwas karikaturesker daherkommt und als Ruhepol zwischen all den Streithammeln noch am ehesten zahm wirkt.

Fazit: Schlussendlich ist es die mal wieder hervorragend aufgelegte Besetzung, in der sich nur deutsche Top-Schauspieler*innen tummeln, die die arg konstruierte Fortsetzung vor dem Schiffbruch bewahren. Das wahre Übermaß an oftmals nur sehr barsch thematisierten Konflikten, bei der nicht jede Figur noch gut wegkommt, ist zu viel des Guten und oft am Rande der bemühten Karikatur. Aufgrund scharfer Dialoge kommen dennoch noch genügend Lacher herum.

Note: 3-



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