Vier Jahre nach ihrem Kampf gegen den finsteren Dämon Valak (Bonnie Aarons) arbeitet Irene (Taissa Farmiga) in Italien wieder als Nonne. Doch nun wird sie erneut um Hilfe gebeten, da eine erschütternde Mordserie durch Europa für Schrecken sorgt... und der Ursprung in dem rumänischen Kloster St. Carta zu liegen scheint, wo Valak vier Jahre zuvor wütete. Irene ist schon bald davon überzeugt, dass Valak irgendwie zurückkehren konnte oder vielleicht gar nie, wie sie bisher glaubte, ganz von ihr gebannt werden konnte. Unterdessen ist Maurice Theriault (Jonas Bloquet) als Hausmeister in einem Internat untergekommen. Er selbst ahnt nichts von seiner eigenen Besessenheit, bis im Internat mehr als seltsame Dinge geschehen...
Und was es mit diesen seltsamen Dinge auf sich hat, wissen wir natürlich von vornherein. Nicht nur, weil man die typischen Schrecken der meist recht zahnlosen Conjuring-SpinOffs hier wie gehabt kaum variiert, sondern weil uns die letzten Szenen des direkten Vorgängers The Nun ja bereits recht explizit vor Augen führten, wie Valak seinem Verderben doch noch entrinnen konnte und an wessen Fersen er sich geheftet hatte. Trotzdem macht The Nun II zumindest für die Hauptfigur Irene daraus ein großes Geheimnis, weswegen ihre Detektivarbeit, die darin besteht, den neuen Übeltäter ausfindig zu machen, für uns als Publikum aufgrund dieses zwangsläufigen Wissensvorsprungs wahnsinnig öde daherkommt. Bis zum Finale wissen wir praktisch stets mehr als die Protagonisten und können daher, anders als in den meisten anderen Filmen des Franchise, kaum mitraten... oder gar mitfiebern. Der Plot, den man sich für die Fortsetzung zurechtgezimmert hat, ist aber ohnehin reichlich altbacken, kommt ohne originelle Ideen daher und wiederholt das Muster des Vorgängers auf beinahe faule Art nach dem typischen Klischee: "Oh, der Bösewicht ist doch nicht besiegt und macht jetzt wieder böse Sachen".
Trotz der weitestgehend drögen Handlung ist The Nun II ein Fortschritt gegenüber dem ersten Teil. Man mag anmerken, dass das angesichts dessen Qualität nun wirklich nicht schwer ist, aber immerhin wurde aus einigen Fehlern gelernt. So wurde nicht nur die Anzahl tragender Figuren nach oben geschraubt, die zentralen Charaktere werden zudem auch ansatzweise besser ausgearbeitet. Nicht, dass es hier wirklich in die Tiefe gehen würde, doch man traut den Figuren zumindest auch ein Innenleben zu, was sie sympathischer macht. Auch auf unpassenden Comic-Relief-Humor verzichtet man diesmal, was die Atmosphäre etwas schneidender macht. Tatsächlich gelingen Michael Chaves, der als Regisseur zuvor bereits den dritten Conjuring-Hauptteil verantwortet hatte und diesen Posten auch für den vierten Teil wieder übernahm, hier ein paar schicke Szenen, die zumindest eine gewisse Grusel-Stimmung erahnen lassen. Leider sind diese Momente aber in der Unterzahl, denn größtenteils verlässt sich Chaves auf genau den Stil, der beim ersten The Nun-Streifen bereits dafür sorgte, dass keinerlei Horror-Atmosphäre aufkommen wollte... und der somit im direkten Kontrast insbesondere zu den ersten beiden Conjuring-Filmen stand.
Diese bauten, auch dank der findigen Regie-Künste von Horror-Meister James Wan, ihre Stimmung wesentlich dringlicher und vor allem stiller auf, bevor der wahre Horror gegen Ende auch etwas lauter Bahn brechen durfte. Eine solch schneidende Atmosphäre geht auch The Nun II fast durchgehend ab, da man hier wieder viel zu oft auf die typischen Jumpscares setzt, alles möglich laut sein muss und eigentlich schauerliche Szenen aufgrund der ständigen Bewegung und ohne Sinn für echten, feinen Grusel immer wieder im überlauten Terror untergehen müssen. Offenbar unfähig darin, echten Horror auf wirklich fiese, kriechende Art zu erzeugen, wie es James Wan stets gelang, greift Chaves dann sogar auf bisher von der Reihe vermiedene, brutale Szenen zurück, in denen möglichst drastisch-blutige Bilder die fehlende Anspannung ausgleichen sollen. Das gelingt natürlich nicht und wirkt, ebenso wie die ständigen, wenig kreativen Jumpscares und das überlange, viel zu laute und überzogene Finale, wie ein unrühmlicher Versuch, diese nichtige Story irgendwie am Leben zu halten. Letztendlich werden sich in diesem Film auch wieder nur die wirklich beinharten Conjuring-Fans wohlfühlen und hier und da einige Steigerungen im Vergleich zu dem schnarchigen, ersten The Nun-Film sehen. Dem großen, filmischen Universum wird hier aber erneut praktisch nichts beigepflichtet und auch für sich alleinstehend ist The Nun II über weite Strecken nur eine weitere, ziemlich müde Horror-Mär, die wir so schon zigfach (besser) gesehen haben.
Fazit: Obwohl dank sympathischerer Figuren und mehr Verve in der Inszenierung ein deutlicher Fortschritt zum Vorgänger bemerkt werden kann, bleibt die Gruselstimmung aufgrund viel zu lauter und somit wenig erschreckender Horror-Szenen wieder auf der Strecke. Die Geschichte, die mit einem unpassenden Wissensvorsprung für das Publikum nie wirklich Fahrt aufnimmt und ohnehin an und für sich bereits sehr dünn ist, ist dabei wenig mehr als ein zweckdienlicher Plot, um möglichst viele uninspirierte Jumpscares aneinander zu reihen.
Note: 4+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen