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Guns Up

Da er als Polizist nicht genug verdiente, um seine Familie wirklich über Wasser zu halten, überschritt Raymond Hayes (Kevin James) vor fünf Jahren die rote Linie des Gesetzes und arbeitete für die gut vernetzte Michael Temple (Melissa Leo) als Schläger und Schuldeneintreiber. Nun hat er in diesem Job jedoch genug Geld gesammelt, um seiner Frau Alice (Christina Ricci) den Traum eines eigenen Diners zu erfüllen und möchte daher, wie zuvor mit Michael vereinbart, aus dem blutigen Geschäft aussteigen. Doch dann kommt es zu einem Vorfall, der alle bisherigen Deals mit einem Schlag nichtig macht. Um seine Familie zu schützen, muss Raymond also doch noch einmal zur Waffe greifen und es dabei mit dem gefährlichen Gangster-Boss Lonny Costigan (Timothy V. Murphy) aufnehmen...

Nach dem Ende seiner King of Queens-Ära versuchte sich Kevin James nun schon mehrfach darin, sein Image ein wenig ad absurdum zu drehen. Dabei ist die Herangehensweise, seine Comedy-Wurzeln nicht ganz zu verweigern und dennoch etwas härtere, rauere Charaktere zu verkörpern, durchaus sinnvoll - es muss ja nicht gleich immer eine solch super-groteske 180-Grad-Drehung wie zuletzt im superbrutalen Becky sein, in welchem er einen blutrünstigen Neonazi spielte. So richtig von Erfolg gekrönt ist dieser Weg aber bislang noch nicht, da James vielleicht doch zu oft in eher halbgarem Mittelmaß mitspielte und die Filme, in denen er nun wirklich tragende Rollen verkörpern darf, budget-mäßig sicherlich nicht mit den großen Blockbustern mithalten. Dabei ist seine Performance in Guns Up nun zwar in der Tat sehr launig, doch der Film, der um ihn herum geschustert wurde, ist arg vergessenswert.
Schon alleine die ganze Ausgangssituation wird äußerst umständlich heraufbeschworen, sodass der Film in der ersten Hälfte arg damit zu kämpfen hat, überhaupt in Schwung zu kommen. Der anfängliche Mangel an Actionszenen mag sicherlich auch mit dem geringeren Budget zu tun haben, doch dann sollte man entweder etwas mehr Schmalz in die hier ungemein triste Geschichte stecken oder das zweite große Element des Films mehr herausstechen lassen: Die Comedy. Diese wirkt hier aber arg bemüht und von der großen Komödien-Vergangenheit ist nun ausgerechnet bei James, dessen maue Sprüche ziemlich fade daherkommen, kaum auszumachen. Da stiehlt ihm Christina Ricci, auch wenn sie erst sehr spät wirklich von der Leine gelassen wird, doch mehr als einmal die Schau. Tatsächlich scheint sich Guns Up nie so richtig entscheiden zu können, ob er nun die Wege eines ernsthaften Actioners oder doch einer leichteren Action-Komödie beschreiten möchte. Die faserige Geschichte deutet auf zweiteres hin, doch der Tonfall ist dafür oft viel zu ernst. Erst im großen Finale wird die ganze Nummer, trotz einem schieren Leichenberg auf Seiten der Gangster, deutlich heiterer.
Allerdings liefert das Werk auch auf Seiten der Actionszenen allerhöchstens solide Durchschnittskost ab. Kevin James war zwar schon immer gut darin, vor allem physisch zu agieren, doch dass der Hitch-Star mittlerweile ebenfalls 60 Jahre alt ist, lässt sich trotz seines opulenten Looks nicht immer kaschieren. Dementsprechend sind die Handgemenge entweder recht langsam choreographiert oder werden im Halbdunkel böse zerschnitten. Etwas mehr Wucht kommt auf, wenn Feuerwaffen ins Spiel geraten, wobei Guns Up auch hier eine echte Highlight-Szene abgeht. Das liegt sicherlich auch an den wenig überzeugenden, inszenatorischen Fähigkeiten von Regisseur Edward Drake, der offensichtlich nicht die Stärke besitzt, erinnerungswürdige Bilder zu kreieren - ständige Explosionen und grell aufleuchtende Gewehrschüsse in der Dunkelheit reichen da auf Dauer nicht. Immerhin unterstreicht der Hauptdarsteller dabei aber erneut, dass er sich nicht mehr bloß auf seine Comedy-Vergangenheit festlegen lassen möchte und experimentiert munter drauf los. Dementsprechend darf man gespannt sein, was er als nächstes abliefert - Gerüchten zufolge soll es ihn ja demnächst an der Seite von Reacher-Star Alan Ritchson erneut ins Genre der Action-Komödie verschlagen.

Fazit: Die Story ist wahnsinnig zerfasert und generisch, der Comedy-Einschlag funktioniert nicht recht und die wenigen Actionszenen kommen reichlich müde daher. Immerhin kommt der gesamte Cast sehr spielfreudig daher, was vor allem für Ricci und Luis Guzman gilt. Für einen knalligen, heiteren Actioner ist das in der Summe aber zu wenig.

Note: 4+



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