Seit mittlerweile dreißig Jahren lebt Kal-El (David Corenswet) auf der Erde. Vor drei Jahren hat er sich als Superman, eines von vielen mystischen, sogenannten Meta-Wesen, zu erkennen gegeben und steht seitdem in Konflikt mit dem machthungrigen Lex Luthor (Nicholas Hoult). Immer neue Bedrohungen haben jedoch auch neue Helden auftauchen lassen, die mittlerweile als sogenannte Justice Gang auftritt und die Superman bei seinen Kämpfen gegen wilde Monster und finstere Roboter unter die Arme greift. Der neue Plan von Lex Luthor sieht nun jedoch vor, Superman endgültig in die Schranken zu weisen - nicht nur physisch, sondern auch emotional, mit einem Versuch, die Zivilisation von Superman's Boshaftigkeit zu überzeugen. Bei dem Versuch, sowohl Luthor zur Strecke zu bringen als auch seinen Namen zu rehabilitieren, bekommt es der Held mit Kräften zu tun, die die seinen übersteigen...
Es hängt unglaublich viel von diesem Film ab. Nachdem der erste Versuch, die DC-Helden in einem großen Franchise zu bündeln und damit in direkte Konkurrenz zu Marvel und ihren Multi-Milliarden-Avengers zu treten, als gescheitert angesehen werden muss, sollte nun noch mal alles auf Null gesetzt werden. In einem wahnsinnigen Coup holte sich Warner Bros. dafür mit James Gunn einen selbsternannten Nerd, der seit seinen drei Guardians of the Galaxy-Filmen (ausgerechnet bei der Konkurrenz von Marvel) bei den Zuschauern einen Stein im Brett hatte, als kreativen Kopf, der über das gesamte Franchise wachen sollte. Große Pläne wurden geschmiedet und sämtliche Verantwortlichen dürften mit durchaus schwitzigen Händen darauf gewartet haben, wie der als endlicher Startpunkt des neuen DC-Universums ausgewählte Superman an den Kassen performen würde. Der Ansatz, den man dafür wählte, ist mindestens mutig, vielleicht sogar größenwahnsinnig. Denn um das Publikum sofort abholen zu können, fing man quasi mitten in einer bereits lange laufenden Geschichte an... was sich als zweischneidiges Schwert herausstellt. Dass man nun nicht zum drölfzigsten Mal Superman's Entstehungsgeschichte erzählen wollte, leuchtet zwar ein, doch den ersten Film eines als langjährigen Mega-Franchise geplanten Superheldenschaulaufens quasi mittendrin zu beginnen, geht nicht auf. Über weite Strecken kommt man sich nämlich so vor, als hätte man zwei vorhergehende Filme verpasst und würde sich bereits in einer Fortsetzung befinden.
Überall schwirren bereits Helden und Gegenspieler herum, der brodelnde Konflikt zwischen Superman und seiner Mega-Nemesis Lex Luthor scheint auch bereits auf einem Höhepunkt zu agieren und eine Liebesgeschichte gibt es auch nicht aufzuklären - Lois und Clark Kent sind nämlich längst ein Paar. Daher fühlt sich besonders die erste Stunde wie ein wahnwitziger Irrgarten an, denn als würde diese schwerfällige Orientierung inmitten einer Handlung, die schon vor dem Start des Films lange losgegangen ist, nicht reichen, plustert man diese auch noch an allen Ecken und Enden auf. Hier noch ein paar weitere Helden, die dem titelgebenden Superman sogar regelrecht die Show zu stehlen drohen; alle paar Minuten eine neue Supertechnik, ein neues Universum, neue Figuren und Gegenspieler, neue Monster und neue, finstere Pläne. Bei dem offensichtlichen Versuch, den achtzehnjährigen Vorsprung des Marvel-Universums aufzuholen, kleistert James Gunn förmlich jeden Pixel mit gigantomatischen Erkenntnissen und Bildern zu. Das ist für einen Film, der eigentlich erstmal nur den Startpunkt bieten sollte, natürlich viel zu viel. Die Dramaturgie wird förmlich erstickt unter allem, was zu viel ist in diesem Film. Charaktere bleiben oft blass, was vor allem auch für den Gegenspieler gilt und zentrale, menschliche Konflikte haben höchstens Soap-Charakter. Hier muss James Gunn fürchterlich aufpassen, dass das DC-Universum nicht wieder in die gleiche Falle wie vor rund zehn Jahren tappt. Damals konnten diese Filme ebenfalls kaum abwarten, möglichst viele Helden einzuführen und diese dann miteinander arbeiten zu lassen... nicht genug schätzend, dass das Marvel Cinematic Universe für diese Dramaturgie viele Jahre und Filme ins Land ziehen ließ und ihren wohl austarierten Master-Plan mit aller Ruhe ausarbeiteten.
Aber Hand aufs Herz: Ich hatte trotzdem Spaß mit Superman. Das liegt vor allem an James Gunn's humorvoller Regie, der neben aller spektakulärer Action und einem gewissen CGI-Overload während der letzten Dreiviertelstunde immer auch kleine, feine Gags findet, um die Figuren nebst ihren Superkräften auch menschlich erscheinen zu lassen. Das liegt auch an David Corenswet, der mit sanftem Humor auftritt und definitiv eine gute Besetzung für den bekanntesten Helden aller Zeiten darstellt... auch wenn Henry Cavill vor zwölf Jahren noch mehr Charisma hatte. Und es liegt daran, dass das Tempo hoch ist und die dünne, wenn nicht gar stumpfe Geschichte rund um völlig wirre Pläne der Antagonisten deswegen geradezu an einem vorbeirauscht. Imposante Bilder, ein schöner Soundtrack und charmante Nebendarsteller*innen, auch wenn sie angesichts der völlig überfrachteten und überfüllten Handlung allesamt zwangsläufig zu kurz kommen, gereichen dazu, dass man durchaus kurzweilig unterhalten wird. Hier und da gibt es ein paar nette Überraschungen, die Action hat James Gunn sehr gut im Griff und es gibt auch ein bisschen was fürs Herz. Ob das nun aber reicht, um ein riesiges Franchise anzuschieben, wird sich in den nächsten Jahren zu zeigen. Iron Man war damals, um noch einmal den Vergleich zum großen Konkurrenten Marvel zu ziehen, nämlich nicht nur ganz nett, sondern eine regelrechte, filmische Offenbarung. Und das ist dieser neue Superman bisher definitiv nicht. Vielleicht liegt es dann diesmal an anderen Charakteren, wie dem nächstes Jahr die Leinwand erobernde Supergirl, das Publikum wirklich für diese neue Großoffensive an Comic-Helden zu begeistern. Man darf zumindest gespannt sein, was James Gunn da demnächst noch so alles aus dem Ärmel schüttelt.
Fazit: Als Startschuss einer neuen Mega-Franchise ächzt Superman unter zahllosen Figuren, Handlungssträngen und erst später wichtig werdenden Super-Plänen und Universen. Dass er sich nicht erst selbst in einem eigenständigen Film austoben darf, wird hier zur Krux - der Film ist völlig überfüllt und überfrachtet. Dank charismatischer Darsteller*innen, grandios bebildeter Action und viel süffisantem Humor hatte ich zwar durchaus viel Spaß, doch etwas mehr hätte man sich von diesem neuen Versuch, in Konkurrenz zu Marvel zu treten, sicherlich erwarten dürfen.
Note: 3-
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