Mit ihren vier besten Freunden macht sich Clover (Ella Rubin) auf die Suche nach ihrer seit einem Jahr vermissten Schwester Melanie (Maia Mitchell). Ein Hinweis leitet sie in die scheinbar völlig verlassene Stadt Glore Valley, wo nach der Erzählung eines mysteriösen Tankstellenwarts (Peter Stormare) schon mehrere Menschen spurlos verschwunden sind. Als sie nach einer seltsamen Entdeckung in einem Haus nach dem Weg fragen wollen, entdecken Clover und ihre Freunde, dass Melanie tatsächlich an diesem Ort verschwunden ist und beginnen, weitere Nachforschungen anzustellen. Dabei geraten sie jedoch in die gleiche Falle, in die auch Melanie und vor ihr noch viele weitere Menschen getappt sind - ein tödlicher Ort voller Gefahren, bei dem der Tod selbst jedoch nicht das Ende, sondern nur ein weiterer Anfang ist. Denn eine scheinbar übernatürliche Sanduhr setzt den jeweiligen Tag mit dem Tod aller fünf Freunde wieder zurück, um ihnen eine weitere Chance zu geben, aus Glore Valley zu entkommen. Doch haben sie wirklich unendlich viele Chancen, um dem endgültigen Tod zu entrinnen? Und wo ist Melanie abgeblieben?
Während die The Last Of Us-Serie vor allem bei der zweiten Staffel ungemein damit zu kämpfen hatte, ein an und für sich bereits perfektes Videospiel verfilmen zu müssen, welches in seiner filmischen Version zwangsläufig nur verschlechtert werden konnte, sah die Sache bei Until Dawn eigentlich anders aus. Deren Game-Vorlage hat zwar viele Fans (darunter durchaus auch mich), war aber eigentlich auch nur ein recht trashiger und bisweilen unfreiwillig komischer, weil mit zahlreichen Klischees vollgestopfter Teenie-Slasher, bei dem man in einer Verfilmung doch einige Details hätte verbessern können. Aber Pustekuchen: Mit der Handlung des Spiels hat das hier nämlich einfach gar nichts zu tun und teilt sich, von einigen eher halbgaren Referenzen mal abgesehen, eigentlich nur den Namen mit der zugrundeliegenden Vorlage. Die Figuren sind entweder völlig neu oder zumindest so abgeändert, dass man sie im Grunde nicht wiedererkennt und das Prinzip von immer neuen Chancen, um dem Tod zu entrinnen, mag zwar zu einem herkömmlichen Videospiel passen, aber ausgerechnet nicht zu Until Dawn. Dieses hatte nämlich eigentlich den Clou, dass nach dem Tod eines Charakters die Geschichte dennoch weiterlief und man (sofern man nicht betrog und einen früheren Spielstand lud) keine Gelegenheit hatte, die verlorene Figur zu retten.
So richtig passte das also alles von vornherein nicht, doch eine Chance wollte ich dem Film dennoch geben. Denn wenn schon keine gelungene Verfilmung der eigentlichen Geschichte des Videospiels das Ziel war, dann ja vielleicht ein feiner, für sich stehender Film. Aber auch hier verfolgen die Macher rund um Lights Out-Regisseur David F. Sandberg ihre an und für sich spannenden Ideen aber zu selten. Denn der Einfall einer Art Und täglich grüßt das Murmeltier-Variante, bei dem die Figuren nach und nach lernen, wie sie den zahlreichen Gefahren, die sie immer wieder das Leben kosten, begegnen können, um doch nicht zu sterben, klang nach jeder Menge Spannung und auch nach makaberem Horror-Spaß. Bis diese Geschichte aber in Schwung kommt, vergeht eine ganze Weile und sobald sich die Figuren dann doch mal aufraffen, um einen wirklich sinnvollen Plan zu schmieden, wird schon beinahe zum (mal wieder überlangen) Finale geblasen. Zuvor vertreibt man sich die Zeit dann mit einem Horror-Szenario, welches vorrangig an eine beliebige Geisterbahn erinnert. Immer wieder springen diverse Kreaturen aus dunklen Ecken, Jumpscares werden reihenweise abgefeuert, eine sinnige Horror-Atmosphäre kommt dabei nicht herum.
Alles ist wahnsinnig laut und soll uns auf Gedeih und Verderb erschrecken... aber niemals schauern. Gruselig ist Until Dawn dabei nämlich nie, da er zwar sehr viel Wert auf die genaue Austarierung der zahlreichen (und für eine FSK-16-Freigabe ziemlich schmadderigen) Kills legt, aber deutlich weniger auf eine packende Atmosphäre. Da hilft es dann natürlich auch nicht, dass die Geschichte ungemein dünn ist und auch die zentralen Charaktere einen nicht vom Hocker hauen. Diese werden nämlich nicht nur von Schauspieler*innen verkörpert, die hier extrem hüftsteif agieren, sondern sind darüber hinaus stets entweder unsympathisch oder emotional unterentwickelt... oder beides. Wirklich mitfiebern mag man mit dieser Truppe, denen auch die typischen, völlig banalen Dialogzeilen in den Mund gelegt werden, dementsprechend nicht wirklich. Rein audiovisuell kann man dem Film dafür kaum etwas vorwerfen - er sieht sehr schick aus, ist immer wieder sehr hübsch gefilmt und hat an den Rändern auch viele kleine Referenzen und Einfälle, die Fans der Videospiel-Vorlage bemerken und abfeiern werden. Für einen guten und vor allem runden Film reicht das aber nicht - nächstes Mal könnte man sich also gerne daranmachen, einfach die originäre Handlung des Spiels zu verfilmen. Eine echte Verschlimmbesserung ist da im Gegensatz zu The Last Of Us eigentlich nicht zu erwarten.
Fazit: Trotz einiger netter Ideen und manch einem visuell gelungenen Einfall will Until Dawn nicht mitreißen und erst nicht recht schauern. Die dünne Handlung und die reichlich banale Geisterbahn-Show lassen keine spannende Atmosphäre zu und die Charaktere sind ebenso austauschbar wie nervtötend.
Note: 4+
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