Seit vielen Jahren ist die verwitwete Mutter Violet (Meghann Fahy) nun schon alleinstehend... und möchte nun endlich wieder einen neuen Schritt wagen. Nach drei Monaten geduldigen Hin- und Herschreibens trifft sie sich endlich mit ihrem Online-Date, dem Fotografen Henry (Brandon Sklenar), in einem noblen Restaurant. Die erste Nervosität wird noch darin bestärkt, dass Violet vor Ort plötzlich seltsame Nachrichten von einem Fremden erhält, der um ihre Aufmerksamkeit buhlt. Sowohl Violet als auch schließlich Henry sind sich aufgrund der Chat-Eigenheiten sicher, dass der mysteriöse Jemand sich in ihrer direkten Umgebung, im Restaurant, aufhält - ausmachen können sie die Person jedoch nicht. Was sich erst wie ein schlechter Scherz anfühlt, wird jedoch immer schlimmer... bis die Person Violet zu Dingen zwingen möchte, die direkt mit ihrem Date zu tun haben und sie vor eine grausame Wahl stellen.
Eigentlich hätte der als junges Genie des Horror-Kinos geltende Regisseur Christopher Landon ja den neuen und im nächsten endlich bei uns startenden, siebten Scream-Film inszenieren sollen. Nachdem er jedoch aus dem Projekt ausstieg und dieses letztendlich als seinen persönlichen, beruflichen Alptraum bezeichnete, war wieder Platz für etwas Neues... und Landon machte diesen Film. Und der steht ganz im Zeichen seiner bisherigen Biografie: Eine ebenso simple wie treffsichere Grundidee, die sich über neunzig ziemlich flott vergehende Minuten schier verselbstständigt und dabei die Spannung gezielt im oberen Bereich hält. Drop ist mit seiner schnell erklärten und deswegen umso aufregenderen Prämisse zwar nie so spannend, dass man sich die Nägel abkauen will, hält aber vortrefflich bei der Stange, da sich sehr schnell gleich mehrere prekäre Fragen und Geheimnisse auftun, die man unbedingt ergründen will. Was ist das Ziel der mysteriösen, textenden Person? Warum hat sie es gerade auf Violet und Henry abgesehen? Und natürlich vor allem: Wer ist es?
Clever führt Landon gleich zu Beginn und auch im weiteren Verlauf charmante oder prägnante Nebenfiguren ein, die sich alle sogleich als potenzielle Verdächtige in Stellung bringen. So suchen wir auch selbst die bemerkenswert atmosphärisch durchkomponierten Bilder immer wieder nach neuen Hinweisen, aber auch nach neuen möglichen Auswegen für die Hauptfigur ab. Und das macht nicht nur deswegen so viel Spaß, da die zwar schon oft gesehene, aber nichts desto trotz spannende Ausgangslage rund um eine Frau, die hier immer wieder mit cleveren Mitteln versucht, aus ihrer Situation zu entkommen, so sehr packt. Sondern auch deswegen, weil Landon die begrenzten Mittel innerhalb dieses weitestgehend an nur einem Ort spielenden Filmes so wunderbar ausnutzt. Er greift auf durchaus kreative Mittel zurück, wie er die Kamera benutzt, um die prekäre Lage für die Figuren zu verdeutlichen; und zudem sorgt das Set des ohnehin optisch sehr schicken, aber niemals protzigen Restaurants dafür, dass wir immer was zu Gucken haben. So ist das Restaurant beinahe wie eine Art zusätzliche Figur, die auch ihre eigenen Fallstricke mitbringt.
Natürlich ist das mit einem Plot wie diesem aber so eine Sache - wenn man sich spätestens mit dem Rollen des Abspanns einige Fragen stellt, warum denn all das nun auf diese Art und Weise gemacht werden musste, wird man signifikante Löcher im Plot aufdecken. Das Ganze macht ähnlich wenig Sinn wie der in dieser Hinsicht ähnlich geartete Trap: No Way Out von M. Night Shyamalan aus dem letzten Jahr. Auch dort gab es eine faszinierend spannende Ausgangssituation, die jedoch im weiteren Verlauf so dermaßen unlogisch wurde, dass es mit dieser Faszination schnell dahin war. Ganz so schlimm ist es bei Drop nun nicht, denn der findet sich zwar auch zu einem reichlich überzogenen und allzu wilden Finale ein, weiß dann aber immerhin, wann er enden muss. Die Löchrigkeit des Plots wird durch die durchweg charmanten Leistungen der Darsteller*innen (nicht nur die Hauptrollen, vor allem auch die Nebenfiguren) und einige clevere Ideen aufgefangen. Ganz nebenbei erzählt der Film zudem auch noch recht gewieft und wirkungsvoll von der heute leider alltäglichen Lage einer Frau, die sich in einer Gefahrensituation befindet, ohne dabei wirkliche Hilfe zu bekommen... auch wenn Drop an dieser Stelle immer wieder schlau die Erwartungen unterläuft oder übertrifft. So bleibt zumindest eine Stunde starke Unterhaltung, die genre-bedingt gegen Ende etwas zu stark nachlässt, aber niemals so weit, dass man nun enttäuscht in den Abspann entlassen werden würde.
Fazit: Drop ist mit seiner ebenso simplen wie spannenden Ausgangssituation ein durchweg unterhaltsamer Thriller, der bei der Stange hält. Dass der Plot eigentlich ziemlicher Unsinn ist, fällt zwar auf, doch wird sowas immerhin zeitweise von den charmanten Figuren und den packenden Regie-Künsten aufgefangen... zumindest bis es im Finale doch wieder arg laut und übertrieben zugehen muss.
Note: 3
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