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Slow Horses - Ein Fall für Jackson Lamb - Die zweite Staffel

Eigentlich ist Jackson Lamb (Gary Oldman) kein Mann der großen Gefühle. Seine Agenten und Agentinnen im sogenannten Slough House hält er noch immer an der kurzen Leine und ist gerne bereit, sich mal wieder zu einer Schimpftirade hinreißen zu lassen, wenn diese seiner Ansicht nach erneut etwas verbockt haben... wie es in Ungnade gefallene MI5-Agenten seiner Meinung nach so oft tun. Doch als ein ehemaliger Agent in einem Bus tot aufgefunden wird und Lamb zudem ein Mobiltelefon mit einer kryptischen Nachricht hinterlässt, ist sogar er besorgt. An die offizielle Todesursache eines Herzinfarkts möchte Lamb nicht glauben, weswegen er näher nachforscht. Zeitgleich werden Louisa Guy (Rosalind Eleazar) und Min Harper (Dustin Demri-Burns) von dem großkotzigen Agent Webb (Freddie Fox) angeheuert, um einen sehr speziellen Auftrag anzunehmen, der sie in gefährliche Gesellschaft mit russischen Kriminellen bringt...

Slow Horses macht in seiner zweiten Staffel in jeder Hinsicht dort weiter, wo die erste Season endete. Die qualitativen Vorteile sind im Grunde die Gleichen geblieben, hier und da wurden ein paar Fehler ausgemerzt oder zumindest verdünnisiert, während an anderen Stellen ein paar neue Stolpersteine ihren Einzug finden. Nichts davon beeinträchtigt den weiterhin hohen Unterhaltungswert und dass sich einige Charaktere auf Seiten der Antagonisten hin und wieder recht dämlich verhalten, fällt erst gegen Ende deutlicher auf. Da wird dann aber immer eindeutiger, dass Charaktere im Grunde nur deswegen einfach nur unschädlich gemacht und nicht gleich getötet werden, weil es das Drehbuch in diesem Moment so vorgibt - hier schleichen sich also immer noch ein paar dramaturgische Fehler ein, wenn gewisse Figuren hin und wieder out of character handeln, um die recht geradlinige Dramaturgie der Geschichte irgendwie am Laufen zu halten und die Spannung gegen Ende notdürftig weiter zuzuspitzen.
Diese Spannung ist dafür aber durchweg gegeben. Der im Fokus stehende Fall ist zwar nicht ganz so spannend wie der vorherige, baut dafür gegen Ende aber auch nicht signifikant ab und bleibt praktisch durchweg auf dem gleichen Niveau. Längen oder Hänger sind weiterhin nicht zu beklagen, da die Geschichte stets packend genug verläuft, um keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Bemerkbar macht sich diesmal jedoch das häufige Fehlen der Interaktion der Charaktere untereinander: Da diese nun über weite Strecken getrennt voneinander agieren, fällt das gemütliche "Abhängen" der Figuren im heruntergekommenen Slough House, welches in der ersten Staffel noch für allerlei humorvolle und sympathische Momente nützlich war, diesmal kürzer aus. Das führt auch insgesamt zu einem geringeren Humorgehalt, macht diese Staffel aber tonal auch etwas ausgewogener und runder. Die erste Staffel hatte dabei ja noch deutliche Probleme, einen gewissen leichtfüßigen Ton mit einigen sehr düsteren Plotlines zu verknüpfen und verhob sich dabei diverse Male. Hier ist der Tonfall nun recht klar, bleibt finsterer und spannender, ohne aber den typisch-britischen Humor abseits seiner teils sehr dramatischen und aufwühlenden Ereignisse einzubüßen.
Für diesen ist nach wie vor Gary Oldman verantwortlich, der als doppelzüngiger, regelrecht ätzender und deswegen aber auch ungemein sympathischer Agent an der Spitze der gefallenen Agents mal wieder ganz wunderbar mit seinen lakonischen Dialogzeilen jongliert. Obwohl der gesamte Cast seine Sache mindestens solide, meistens aber einfach sehr gut macht, sticht Oldman's Charakter schon allein aufgrund seines abgehalfterten Aussehens und seiner großkotzigen Attitüde heraus - eine ganz wunderbare Figur, der man sehr gerne zusieht. Die anderen Charaktere bleiben dabei zwar geradliniger, haben aber dennoch spannende Konflikte auszufechten. Einzig mit der Figur des Roddy Ho tut sich die Serie weiterhin schwer, denn der ist nach wie vor ein ganz ekelhafter Widerling, dem man im Grunde keine sympathischen Seiten auferlegt, was dessen dauerhafte Anwesenheit und seine bisweilen regelrecht abartigen Kommentare mitunter anstrengend macht. Man traut sich letztendlich zwar auch, mit der Figur noch ein paar andere Dinge anzustellen, doch Roddy ist und bleibt ein schwarzes Schaf innerhalb einer Familie, die ohnehin aus ambivalent auftretenden Figuren besteht - etwas weniger Aggressivität wäre der Figur also auf Dauer zu wünschen.

Fazit: Die Qualität bleibt auf gleichem Niveau, der Cast macht seine Sache weiterhin sehr gut und der Fall hält, obwohl insgesamt nicht ganz so packend wie zuvor, bei der Stange. Filmisch immer noch stark, dramaturgisch etwas ausgewogener, auch wenn es an charmanten Charaktermomenten mangelt, da die Hauptfiguren diesmal über weite Strecken getrennt voneinander agieren und jeweils ihr eigenes Süppchen kochen müssen.

Note: 3



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