Direkt zum Hauptbereich

Inside Llewyn Davis

Jaja, die Coen Brüder. Nachdem ich mich erst vor zwei Tagen genüsslich über ihren doch eher mäßig überzeugenden "No Country For Old Men" ausgelassen habe, habe ich mir nun auch noch ihren neuesten Streifen angesehen, der wieder einmal ganz anders ist. Weg vom Thrill und auch weg von standartisierten oder auch mal kultig-speziellen Komödien, hin zu einem recht kruden Mix aus Drama, Komödie, Musikfilm und Außenseitergeschichte. Das passt alles nie so recht zusammen und wirkt dabei reichlich zerfranst und ist genau deswegen erneut ein echter Coen-Film:

INSIDE LLEWYN DAVIS

Llewyn Davis (Oscar Isaac) hat sich persönlich der Folkmusik verpflichtet, tritt ab und an in sparsam besuchten Clubs auf und versucht so, über die Runden zu kommen und gleichzeitig irgendwie seinen Traum zu leben. In den 1960er Jahren ist diese Musikrichtung jedoch noch nicht so richtig angelaufen und somit hat Davis kaum Geld in der Tasche, übernachtet bei Freunden auf der Couch und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Als Jean (Carey Mulligan), die Freundin seines guten Freundes Jim (Justin Timberlake) jedoch schwanger wird, nachdem sie und Llewyn miteinander geschlafen haben, beginnt er sich mehr Gedanken um seine Finanzen machen und versucht daher, bis nach Chicago zu trampen, um dort bei dem großen Musikproduzenten Bud Grossman (F. Murray Abraham) vorzuspielen...

"Inside Llewyn Davis" beginnt richtig gut. Die erste Hälfte des gut 104 Minuten langen Filmes ist beinahe perfekt in Sachen leiser Humor, aufkeimendem Ernst und interessanten Charakteren. Zuzusehen, wie Llewyn sich durch seine finanziellen Nöte schlägt, dabei auf eine entflohene Katze aufpassen und seine Konflikte mit Jean beilegen muss, die ihm jedoch in jedem zweiten Satz ein gesalzenes "Fick dich" an den Kopf wirft, das ist nur wahnsinnig unterhaltsam, es bewegt auch auf eine merkwürdig-liebenswerte Art und macht besonders den hilflosen, teils aber auch recht biestigen und engstirnigen Davis zu einer sympathischen Figur, dem man gerne folgt. Die Dialoge sind scharf und sorgen für so einige Lacher, auch wenn sie immer wieder von einer sich durch den ganzen Film ziehenden, aber nie überzogenen, sondern gänzlich ehrlichen Melancholie gebrochen werden. Mit der Zeit scheint der Film jedoch nicht mehr so recht zu wissen, wohin er eigentlich will, packt Szene an Szene, die alle für sich stehen und dadurch mal mehr, mal weniger gut wegkommen, lässt aber eine runde Geschichte stark vermissen. Dadurch zieht sich "Inside Llewyn Davis" in der zweiten Hälfte doch ziemlich und auch die skurillen Nebencharaktere können den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen, da wir rein gar nichts über sie erfahren und sich sowohl Hauptfigur als auch die Handlung nicht weiterentwickeln und im Kreis laufen. So ist das Leben und das wirkt auch alles ziemlich realistisch und ehrlich, doch als Zuschauer langweilt man sich dann etwas, besonders da die zuvor so nett aufgebauten Figuren fallen gelassen werden und am Schluss viele lose Enden ohne Zusammenhänge zu finden sind. Das ist typisch Coen, sicher, aber mein Fall ist es nicht. Dafür muss man jedoch Hauptdarsteller Oscar Isaac ein Lob aussprechen, denn dieser liefert eine beachtliche Leistung, wohingegen eine recht souveräne Carey Mulligan, ein gewohnt präsenter John Goodman und auch Justin Timberlake in einer kleinen und ebenso blassen Rolle nicht ankommen. Ein Film, der mal wieder Geschmäcker teilt, und genau das wollen die Coens sicher auch. Viel hängen bleibt, trotz des wundervollen Soundtracks und schönen Musikszenen, leider nicht viel.

Note: 3-

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...