Direkt zum Hauptbereich

American Hustle

Von drei zuvor gesehenen Filmen des Regisseurs David O. Russell fand ich zwei voll und ganz gelungen, ja, sogar meisterhaft. Während ich "Three Kings" als solide abgestempelt hatte, gehören "The Fighter" und "Silver Linings" seit meiner ersten Sichtung zu meinen Lieblingen, von daher war ich mordsmäßig gespannt auf seinen neuesten Streich: Für "American Hustle" staubte er sich die besten Besetzungsstücke aus seinen beiden letzten Meisterwerken zusammen und vereinte diese in einem Film, welcher für zehn Oscars nominiert und somit zum größten Verlierer der Verleihung wurde, da er keinen einzigen einheimsen konnte. Klar, die Konkurrenz war groß, trotzdem hätte der Film einige von ihnen verdient gehabt... besonders für dieses göttliche Ensemble!

AMERICAN HUSTLE

Trickbetrüger Irvin Rosenfeld (Christian Bale) und seine Geliebte Sydney (Amy Adams) führen ein wunderbares Leben... bis sie bei einem Kreditbetrug von dem verdeckten FBI-Agenten Richie DiMaso (Bradley Cooper) überführt und erpresst werden. Er möchte ihre Gefängnisstrafe erlassen, wenn sie ihm dabei helfen, mehreren Politikern Bestechlichkeit und das Annehmen von Schmiergeldern nachzuweisen und diese somit verhaften zu können. Darunter zählt auch der angesehene, allseits beliebte Bürgermeister von von New York, Carmine Polito (Jeremy Renner). In die Ecke gedrängt gehen Irvin und Sydney auf den Handel ein, doch als sich das FBI immer weiter in die von dem Päärchen geschickt eingefädelten Tricksereien einmischt, wird es für die Beteiligten langsam, aber sicher immer gefährlicher...

"American Hustle" hat einige recht deutliche Schwächen, weswegen man direkt im Vorhinein sagen muss, dass Regisseur Russell diesmal kein so gigantischer Wurf gelungen ist wie bei "The Fighter" oder "Silver Linings". Dass er dennoch einen absolut sehenswerten Film abgeliefert hat, steht außer Frage, dennoch kann er diesmal nicht alle Schlaglöcher umfahren. Zum einen dauert der Streifen für eine Komödie, was "American Hustle" trotz einer recht düsteren zweiten Hälfte noch immer ist, mit deutlich über zwei Stunden viel zu lang und hat besonders in der mühsam in die Gänge kommenden ersten halben Stunde sowie auch im weiteren Verlauf mit störenden Längen zu kämpfen. Auch ist es schade, dass sich die ansonsten sauber ausgearbeiteten, herrlich skurillen und dennoch lebensechten, ernst zu nehmenden Charaktere zu wenig entwickeln und ein wenig zu viel Zeit damit verbracht wird, die verzwirbelten Beziehungsstreitigkeiten zwischen den verschiedenen Parteien zu thematisieren. Das ist alles unglaublich unterhaltsam, nimmt jedoch immer wieder den Schwung und auch die Spannung aus der ansonsten hochinteressanten Thematik. Es gibt sehr viel zu lachen, die Dialoge sind scharf und brillant geschrieben und gegen Ende erreicht auch der Thrill einige ungeahnte Höhen, welchem man den Film in seiner zuvor so lockeren Haltung gar nicht zugetraut hätte. Für die agierenden Schauspieler ist das natürlich ein Fest, denn trotz einer etwas langwierigen und auch nicht immer ganz kohärenten Geschichte bekommen sie hier alle Szenen auf den Leib geschrieben, nach denen sich jeder Mime reißen würde. Christian Bale hat seinem Körper mal wieder alles zugetraut und spielt sich, wie gewohnt, die Seele aus dem Leib. Amy Adams liefert ebenfalls eine hervorragende Leistung ab und holt aus ihrer recht eindimensionalen Rolle viel mehr raus, als es andere Schauspielerinnen ähnlichen Kalibers fertiggebracht hätten, Bradley Cooper hat einige richtig starke Szenen und ist besonders für den Humor zuständig und Jennifer Lawrence frisst in ihren Momenten die Leinwand mal wieder regelrecht auf. Sie ist wohl so ziemlich das Beste, was an Schauspielerinnen in Hollywood zur Zeit so rumläuft, da will ich nicht mal übertreiben, es ist einfach so. Auch ein Jeremy Renner glänzt, nachdem wir in zuletzt desöfteren in gigantischen Blockbustern gesehen haben, mit einem Talent, dass ich so gerne öfters sehen würde. Letzten Endes hebt sich "American Hustle" besonders durch sein durch die Bank weg fantastisches Ensemble stark ab und lässt dabei etwaige Geschichten in der Erzählung immer wieder vergessen. Ein toller Film, wenn auch leider nicht das erwartete Meisterwerk, wie ich es mir gewünscht hatte.

Note: 2-

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Wieder keine neuen Ideen: Filmkritik zu "Der Exorzist: Bekenntnis"

Victor Fieldings (Leslie Odom Jr.) zieht seine Tochter Angela (Lidya Jewett) seit dem Tod seiner Frau Sorenne (Tracey Graves) vor dreizehn Jahren alleine auf und ist aufgrund seiner einschneidenden Vergangenheit dauerhaft besorgt um sein Kind. Als diese eines Tages gemeinsam mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald verschwindet, ist Victor in tiefster Panik und malt sich bereits die schlimmsten Dinge aus, die seiner Tochter zugestoßen sein könnten. Drei Tage später tauchen Angela und Katherine jedoch wieder auf... und verhalten sich höchst sonderbar. Schon im Krankenhaus legt Angela äußerst merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die ihre Mitmenschen in Angst versetzen. Dass die beiden Mädchen von einem Dämon besessen sein könnten, daran will Victor jedoch nicht glauben... bis er jemanden trifft, die vor rund fünfzig Jahren etwas sehr ähnliches erlebt hat. Natürlich habe ich mir als Vorbereitung für diesen Film erneut den Kult-Klassiker "Der Exorzist" angesehen ...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...