Direkt zum Hauptbereich

Triff die Robinsons

Nachdem Disney zur Jahrtausendwende von Pixar in Sachen Erfolg, teils auch in Sachen Kreativität, der Rang abgelaufen worden war, zögerte das Muasstudio nicht länger und kaufte den Konkurrenten für ein ansehnliches Sümmchen auf. Seit 2009 ist Disney mit Meisterwerken wie "Küss den Frosch" und "Rapunzel" auch wieder oben auf, obwohl es ja nie schlechte Filme abgeliefert hat... oder? Doch, einen gibt es da schon. 2007 erschien ein Film über einen kleinen Wissenschafts-Freak und mit "Triff die Robinsons", wie er betitelt ist, hat sich das Mausstudio ein kräftiges Eigentor geschossen, denn hier stimmt wirklich so gut wie gar nichts.

TRIFF DIE ROBINSONS

Als Säugling bei einem Waisenhaus abgegeben ist der mittlerweile zwölfjährige Lewis besessen darauf, eine eigene Familie zu erhalten. Doch kein Adoptionspaar möchte den Jungen haben, da er alle mit seinen fehlgeschlagenen Erfindungen, denen er sich als Wissenschaftsfreak, der die Welt verbessern möchte, verschrieben hat, in die Flucht schlägt. Eines Tages sucht ein Junge namens Wilbur Lewis bei einem Wettbewerb auf und nimmt ihn mit in die Zukunft, wo er viele abenteuerliche Dinge erlebt... wäre da nicht ein Fiesling mit einem Melonenhut, der finstere Pläne verfolgt.

Klingt wirr? Ist es auch, denn diese kurze Rahmenhandlung gibt nur einen kleinen Teil von all den großen und kleinen Geschichten wieder, in denen sich "Triff die Robinsons" immer wieder verirrt. Nach einem recht schläfrigen und erstaunlich witzlosen Beginn wird der weitere Verlauf leider auch nicht besser. Es wird regelrecht turbulent, dutzende Nebenfiguren huschen durchs Bild, quasseln in erstaunlichem Tempo, wobei jedoch, durch all die anstrengende Verrücktheit, das Rumgequieke und der sinnfreien Action kein brauchbarer Gag, geschweige denn irgendeine Art von rührender Tiefe herumkommt. Der Film schraubt sich selbst immer höher, nimmt von allen Ecken irgendwas mit, was noch eingebaut werden muss, über singende Frösche, einen tumben Dinosaurier und viele Erfindungen und Gerätschaften, was jedoch bloß für eine maue Nummernrevue reicht und nie zu einer Einheit findet. Eine Geschichte sucht man hier bis zum Finale wirklich vergebens, die Charaktere haben keinen Reiz und übersteuern ihre Albernheit stellenweise bis an die Grenzen des Aushaltens. Immerhin kommt in der letzten halben Stunde in einem recht düsteren, für Kinder sicher viel zu gruseligen Showdown ein wenig Schwung rein und es gibt sogar die ein oder andere überraschende Wendung... bis zumindest ein paar der Fäden zum Schluss doch noch zufriedenstellend verbunden werden und uns mit einem kleinen Grinsen entlassen. Da gibt es dann doch noch noch ein paar gute Ideen, die fröhlich stimmen. Für den zuvorgehenden Totalausfall an Film kann dies allerdings nicht entschädigen, so bleibt nur eine nette, finale halbe Stunde, ein schöner Soundtrack und solide Animationen, mehr nicht. Der Rest ist dank nerviger Charaktere, albernem Humor und einer vollkommen wirren und aus dem Ruder laufenden, kaum vorhandenen Geschichte  (und ich hätte wirklich nie geahnt, dass ich solche Worte über eine Disney-Produktion mal sagen würde) für die Tonne.

Note: 4-

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...