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Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat

Was war das nur für ein Brimborium, was zur Produktion von "Valkyrie" gemacht wurde. Da regten sie sich alle über den Dreh an Originalschauplätzen und die Besetzung des heldenhaften Stauffenberg mit Scientology-Mitglied Tom Cruise auf, und dass Hollywood-Regisseur Bryan Singer diese Geschichte des deutschen Nationalsozialismus sicherlich amerikanisieren und verweichlichen würde... und dann war der ganze Aufstand es gar nicht wert. Nicht, weil der Film so überragend geworden ist, dass er alle Zweifler und Zyniker verstummen ließ. Und auch nicht, weil er so lächerlich ist, dass man es eh kaum glauben könnte. Nein, er ist nur einfach solide... ein guter Film, mehr nicht.

OPERATION WALKÜRE

Oberst Stauffenberg (Tom Cruise) wird während seines Einsatzes 1943 in Afrika schwer verletzt. Bei seiner Rückkehr nach Berlin, wo er weiterhin der deutschen Wehrmacht dienen soll, beginnt er ein Komplott gehen Adolf Hitler (David Bamber) und die gesamte SS zu planen, als ihm der deutsche General Olbricht (Bill Nighy) eröffnet, dass er und eine Gruppe Männer einen Hochverrat und einen Putsch anzetteln wollen, um Berlin zu übernehmen, den Krieg zu beenden und somit Europa vor dem Untergang zu bewahren. Doch um die Regierung zu stürzen und im Hintergrund schnell eine neue aufzubauen, muss Hitler getötet werden...

Eines von fünfzehn auf Hitler geführten Attentaten, die alle scheiterten. Es war das letzte einer langen Reihe und schreib somit Geschichte. Rückblickend werden Stauffenberg und seine Mitverschwörer selbstverständlich als Helden gefeiert, die ihr Leben für eine gute Sache ließen und sich selbstlos opferten. Leider machte Bryan Singer daraus nun einen Thriller, der sich wenig um die eigentliche Geschichte kümmert, historisch immer wieder ungenau ist und sich einzig und allein auf einfache Spannung, Suspense und Nervenkitzel verlässt, anstatt seine Story konsequent und mit Tiefgang auszuspielen. Über die Charaktere und deren Beweggründe erfahren wir wenig bis nichts, sodass die Geschichte über die kompletten zwei Stunden recht dünn und emotionslos wirkt. Viel Potenzial wird liegengelassen, denn da wir ohnehin wissen, dass das Attentat zum Scheitern verurteilt ist, ist es unverständlich, dass wir nicht mehr als das bereits Bekannte sehen dürfen. Bei so vielen verschiedenen, differenzierten Charakteren wäre es doch ein Leichtes gewesen, diese zu unterfüttern und interessanter zu machen. Anstattdessen sehen wir einen immerhin sehr spannenden Thriller, der mit allen Zutaten der amerikanischen Spannungsmacherei ausgestattet ist und somit über weite Strecken gut funktioniert. Das ist alles dick aufgetragen, aber trotz des gewissen Ausgangs fesselt es und lässt teilweise richtig mitfiebern. Auch die Besetzung macht, neben einem schönen Soundtrack, Freude: Tom Cruise war sicher schon mal besser, dafür schillern Bill Nighy, Christian Berkel und Tom Wilkinson in Nebenrollen mit hervorragenden Leistungen. Mit dabei sind auch noch die "Fluch der Karibik"-Stars Kevin McNally, Tom Hollander und Davis Schofield sowie Kenneth Branagh und, dank deutscher Unterstützung, hierzulande bekannte Gesichter wie Wotan Wilke Möhring, Matthias Schweighöfer und Thomas Kretschmann in mal mehr, mal weniger großen Rollen. Das sieht alles also gut aus, ist aber doch recht oberflächlich und reicht, besonders angesichts des großen Potenzials, für nicht viel mehr als hohe, kurzweilige Spannung. Mit historischer Genauigkeit hat das Ganze hier dann recht wenig zu tun und funktioniert als bloßer Blockbuster. Aber das ist ja auch schon mal was.

Note: 3

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