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Perfect Sense

Es gibt sie immer wieder, diese Filme, die einfach um die Ecke kommen, auf einmal da sind und man fragt sich, wieso man von denen vorher noch nichts wusste. Dieses Erlebnis hatte ich auch heute wieder mit dem Film "Perfect Sense". Ich hatte von dem Streifen zuvor nichts gehört, erwartete nach einem eher laschen Trailer auch im Grunde gar nichts und sah ihn mir nur an, da ich Ewan McGregor für einen grandiosen Schauspieler halte. Dementsprechend positiv überrascht wurde ich in den Abspann hinterlassen, denn trotz Schwächen zählt "Perfect Sense" für mich absolut zu den übersehenen Perlen.

PERFECT SENSE

Susan (Eva Green) ist Epidemiologin und arbeitet an einem kniffligen Fall. Überall in der Welt verlieren Menschen plötzlich ihren Geruchssinn. Es ist ungeklärt, ob es sich um einen terroristischen Akt, ein Naturphänomen oder um einen (ansteckenden) Virus handelt. Die Krankheit kann jedoch nicht aufgehalten werden, weltweit beginnen die Menschen, ihre Sinne zu verlieren. Dies führt einerseits zu Panik, andererseits zu Lebensfreude, da die Zivilisation angesichts der drohenden Verluste weiterer Sinne versucht, ihr Leben auszukosten. Während der sich überschlagenden Situation lernt Susan den Koch Michael (Ewan McGregor) kennen... und hinter der Kulisse einer sich dem Ende nähernden Zvilisation verlieben sich die beiden langsam ineinander.

Zwei Genres zu verknüpfen ist ja keine Seltenheit, dies aber mit einem Endzeit-Thriller und einer Liebesgeschichte zu versuchen, das ist ja schon was Neues. Zu Beginn wirkt dieser Mix auch schon etwas befremdlich, vor allem, da die Storyline um das Verlieren der Sinne deutlich mehr hergibt als die doch eher 08/15-artig abgespulte Romanze von Susan und Michael... zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Während den ersten fünfundvierzig Minuten fühlte ich mich solide unterhalten, aber nicht mehr. Ich empfand es als seltsam, dass die Menschen trotz dem Verlieren ihrer Sinne kaum zu verunsichern waren, ihr Leben so weiterlebten, wie es nun eben war und sich kaum darum kümmerten, dass alles den Bach runterging. Klar, das ist eine aufbauende Vorstellung und macht Mut, wirkt aber nicht wirklich logisch. Erst mit dem Verlieren eines dritten Sinns (der hier natürlich nicht verraten werden soll) gehen die Menschen die Decke hoch, was aber reichlich spät anmutet. Zum Glück hat der Film bereits zuvor einen guten Schwung gefunden, weiß zu bewegen, zu schockieren und unter die Haut zu gehen, was in der noch etwas seichteren und zielloseren ersten Hälfte noch nicht so ganz der Fall war. Da war das zwar alles noch ganz nett, wirkte aber wenig durchdacht und besonders die so gar nicht wirklich ans Herz gehende Lovestory, die nichts mit dem Rest der Geschichte zu tun hat und somit auch nicht wirklich berühren kann, ist immer wieder ein Klotz am Bein. Aber wie gesagt, die zweite Hälfte entschädigt für einiges, hat mehrere unfassbar intensive Szenen zu bieten, welche Gänsehaut verursachen und bei dem Erahnen der nächsten Ereignisse sogar zu Tränen rühren können. Sehr einfühlsam und gekonnt gemacht erschaffen die Macher hier eine Endzeitgeschichte, die es so noch nicht gab und die uns nachdenklich stimmt, sogar über unser Leben nachdenken lässt, wie wir es leben sollten, so gut, wie es uns momentan noch geht. Ewan McGregor und Eva Green liefern absolut hervorragende, teils sehr mutige und freizügige Leistungen, springen immer wieder ins kalte Wasser und spielen sich dabei die Seele aus dem Leib. Das beide nicht unbedingt Sympathisanten sind, ist gar nicht so schlimm, da wir ihnen gerne durch die Geschichte folgen und sie in den markerschütternden Szenen der Sinnesverluste stimmig und glaubwürdig wirken. Somit ist "Perfect Sense" ein ziemlich merkwürdiger, stellenweise sogar sehr zielloser Film geworden, den ich aber dennoch als absolute Perle bezeichnen möchte, dank einer hervorragenden Grundidee, zwei wunderbaren Schauspielern in den Hauptrollen, zutiefst erschütternden und bewegenden Momenten, einer beinahe perfekten Mischung aus Ton und Bild während der Schlüsselszenen und einigen absolut großartigen Momenten. Der Film wird sicher nicht jedem gefallen, doch wer sich auch nach der recht wechselhaften ersten Hälfte auf die Geschichte einlässt, wird mit einigen der intensivsten Szenen der letzten Filmjahre belohnt.

Note: 2-

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