Direkt zum Hauptbereich

Public Enemies

Die deutsche Synchronisation ist schon zu einigem fähig und auch wenn der O-Ton so gut wie immer vorzuziehen ist, habe ich mich schon lange an die deutschen Stimmen der Hollywood-Stars gewöhnt und höre ihnen gerne zu. Schwierig wird es aber, wenn zwei Stars, die sich die selbe Synchronstimme (in diesem Fall David Nathan) teilen, in einem Film auftauchen. Einer der beiden muss dabei natürlich anders vertont werden, diesmal hat es Christian Bale erwischt. Stören tut die neue Synchronstimme nicht, dafür ist bei "Public Enemies" aber leider einiges an anderen Dingen schief gelaufen.

PUBLIC ENEMIES

Das Jahr 1933 ist das Jahr der berüchtigten und national bekannten Gangster. Einer von ihnen ist John Dillinger (Johnny Depp), der bereits aus mehreren Gefängnissen ausbrach, mehrere Banken überfallen und dabei riesige Summen ergaunert hat. FBI-Chef Hoover (Billy Crudup) steht, da Dillinger einfach nicht festgehalten werden kann, mit dem Rücken zur Wand und stellt daher ein Team aus Agents zusammen, angeführt von dem nach Gerechtigkeit und Ruhm lechzenden Melvin Purvis (Christian Bale). Dieser setzt alles daran, Dillinger und seine Mitstreiter dingfest zu machen...

Es scheint mittlerweile so, als hätte Michael Mann, welcher mit "Heat" und "Collateral" durchaus beachtliche Filme ablieferte, sein Handwerk irgendwie verlernt hätte. Bereits "Miami Vice" war eine Enttäuschung und dasselbe gilt nun auch für den 2009 in die Kinos gekommenen "Public Enemies", der auf wahren Begebenheiten um den damaligen Staatsfeind Nr. 1 John Dillinger beruht. Wobei das auch so eine Sache ist, denn der Film verdreht die Fakten schon außerordentlich, um die ohnehin karge Dramatik zu schüren und funktioniert so sicher nicht als Geschichtsstunde. Leider funktioniert er auch nicht als guter Film. Die Story dümpelt zu einem Großteil ereignislos vor sich hin, der Spannungsaufbau funktioniert vor all den Subplots und den losen Enden nicht und über die Charaktere erfahren wir im Grunde gar nichts. "Public Enemies" bleibt von vorne bis hinten gefühllos und kalt, gesteht seinen Figuren kein Innenleben zu, wobei vieles nur auf der Behauptungsebene funktioniert. Knackpunkt ist dabei die Liebesbeziehung zwischen Dillinger und Billie Frechette, die große Fragezeichen aufwirft. Wieso genau Dillinger so sehr hinter dieser Frau her ist und umgekehrt, wieso sie sich eigentlich so mir nichts, dir nichts in ihn verliebt, das wirkt relativ konfus und unverständlich. Genau so wie der ganze Plot recht ziellos wirkt, selten so wirklich genau weiß, wo er eigentlich hin will und mit seinen zahlreichen Längen innerhalb der 142 Minuten kaum zu unterhalten weiß. Das haben anscheinend auch die Schauspieler gemerkt. Während Marion Cotillard noch eine beachtliche Leistung darbringen kann, spielt Johnny Depp auf Autopilot und kann dabei nicht begeistern. Und was Christian Bale, der ja ansonsten ein gutes Händchen für Rollen hat, dazu getrieben hat, diesen kühle und vollkommen langweiligen Part zu übernehmen, in welchem er nie glänzen kann, sogar blass bleibt, das weiß wohl auch nur er selbst. Große Namen wie Stephen Lang, Giovanni Ribisi, Emilie de Ravin, David Wenham und Channing Tatum werden in kleinen Rollen verschenkt und es zeigt sich bei einigen nur ansatzweise, was sie hätten leisten können, wenn man ihnen etwas mehr Raum zur Entfaltung gegeben hätte. Aber "Public Enemies" ist ja auch kein komplettes Ärgernis geworden, denn dafür ist Michael Mann noch immer zu sehr ein Künstler seines Fachs. Die Bildsprache ist beeindruckend, der Flair der 30er-Jahre sehr gut eingefangen und in den spärlich gesäten Actionszenen beweist der Regisseur auch wieder, dass dies genau sein Metier ist. Perfekt abgemischt in Bild und Ton knallen die Schüsse herum, die Spannung geht auf einmal hoch, der Soundtrack sitzt und der Schnitt macht seine Sache gut. Da ist dann doch wieder kurzweilige Unterhaltung drin, auch wenn die restliche Story da nicht mithalten kann.

Note: 4


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se