Direkt zum Hauptbereich

...und dann kam Polly

Ben Stiller ist ja schon seit Jahren die Allzweckwaffe für harmlose, romantische Komödien und spielt leider auch kaum etwas anderes. Wie gern würde ich ihn mal in einer gänzlich anderen Rolle sehen, aber vielleicht reicht da auch sein zugegebenermaßen begrenztes Schauspieltalent einfach nicht. Immerhin wurde mit Stillers ein richtiges Meisterwerk namens "Meine Braut, ihr Vater und Ich" erschaffen und auch Streifen wie "Nachts im Museum" oder "Nach 7 Tagen ausgeflittert" sind sicher nicht schlecht. Ansonsten ist aber viel Massenware in seiner Filmographie zu finden, wozu auch der 2004 erschienene "...und dann kam Polly" zählt...

...UND DANN KAM POLLY

Risikoanalyst Reuben Feffer (Ben Stiller) hat für sein Leben immer einen Plan und sein jetziger scheint ziemlich gut zu funktionieren, denn mit Lisa Kramer (Debra Messing) hat er soeben seine Traumfrau geheiratet. Blöd nur, dass sie ihn bereits in den Flitterwochen mit dem französischen Tauchlehrer Claude (Hank Azaria) betrügt. Frustriert und verletzt reist Reuben nach New York zurück und trifft dort auf einer Party, die er gemeinsam mit seinem besten Freund, dem erfolglosen Schauspieler Sandy Lyle (Philip Seymour Hoffman) besucht, seine alte Klassenkameradin Polly Prince (Jennifer Aniston) wieder. Feffer springt über seinen Schatten und verabredet sich mit ihr... doch das bringt ihn, da Polly eine viel ungeplantere und risikohafte Person ist, immer wieder in verschiedene Maleure.

Ben Stillers Komödien fallen mittlerweile in die Sparte "kennst du eine, kennst du alle". Somit gibt es über "...und dann kam Polly" auch recht wenig zu sagen, da der Film durch die niedrigen Erwartungen, die ich ohnehin hatte, nicht enttäuscht, trotzdem aber absolut kein guter Streifen ist. Die Story ist unglaubwürdig und natürlich, wie es sich für eine RomCom gehört, vollkommen vorhersehbar und mündet in einem kitschigen Schluss, der jedoch (im Gegenteil zu vielen seiner Kollegen und Konkurrenten) so gar nicht zu berühren weiß. Das liegt zum einen daran, dass die Chemie zwischen Aniston und Stiller als Leinwandpaar überhaupt nicht funktioniert und zum einen daran, dass die Geschichte zuvor so uninteressant und schematisch erzählt wurde, dass es uns schon früh gar nicht mehr kümmert, wie das ganze Ding denn nun ausgeht. Nun dürfte man hoffen, dass zumindest die Gags stimmen, doch auch hier ist größtenteils Flaute angesagt. Ein sehr hoher prozentualer Teil an Witzchen geht unter die Gürtellinie und bei der Anzahl an Furz-, Pipi- und Kacka-Jokes lockt man kein Lachen mehr hinter dem Ofen hervor. Die Witze werden natürlich auch in vorhersehbaren Abständen immer wieder widerholt, damit man mehrmals drüber lachen können, allerdings sind diese höchstens einmal lustig. Bestes Beispiel sind dabei die miesen Basketballkenntnisse von Sandy Lyle. Kann man bei seinen ersten verhauenen Würfen noch grinsen, ist dies nach dem zehnten Mal einfach gar nicht mehr komisch. Ben Stiller zieht seine Standard-RomCom-Schau durch, wirkt dabei gewohnt sympathisch, kann jedoch nicht verhindern, dass einem schnell langweilig wird bei dem ganzen lahmen Murks, der zusammenhängend keinen Sinn ergibt. Jennifer Aniston kann ich sowieso nicht gut sehen, einzig Philip Seymour Hoffman schafft es, einige Kohlen aus dem Feuer zu holen und mit einer absoluten Glanzleistung viele Szenen zu retten. Am Ende bleibt von "...und dann kam Polly" ein marodes Gerüst, welches von einem müden Gag zum nächsten führt, eine lahme Geschichte mit noch lahmeren Witzchen erzählt und innerhalb von knappen 86 Minuten mehrfach ermüdet. Ärgerlich ist das nicht und vor allem dank Hoffman kann man ein paar Mal auch lauter Lachen (allein sein erster Auftritt ist bereits der beste Witz des ganzen Films und zum Schreien komisch), aber es ist sicher kein Film, bei dem man was verpasst. Dann lieber noch mal "Meine Braut, ihr Vater und Ich" ansehen.

Note: 4-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se