Direkt zum Hauptbereich

Ed Wood

Tim Burton war schon immer einer meiner Lieblingsregisseure. Meisterhafte Filme wie "Sleepy Hollow", "Sweeney Todd" oder "Edward mit den Scherenhänden", allesamt mit Johnny Depp in der Hauptrolle, zählen zu meinen Favoriten und auch wenn Burton sich 2001 mit dem unseeligen Remake von "Planet der Affen" einen gigantischen Fehltritt erlaubte und auch 2012 mit dem belanglosen "Dark Shadows" nicht zu überzeugen wusste... kaum einer schafft es mich, mich immer wieder aufs Neue mit seinen skurillen, detailreichen Filmen in seinen Bann zu ziehen. Nun habe ich auch endlich das zweifach oscarprämierte Werk "Ed Wood" aus dem Jahre 1994 von ihm gesehen... ebenfalls mit Johnny Depp in der Hauptrolle.

ED WOOD

Ed Wood (Johnny Depp) versucht als Regisseur im Filmgeschäft Fuß zu fassen, hat jedoch herbe Probleme damit, das Geld für seine Produktionen zusammenzubekommen. Er kann seiner Freundin Dolores (Sarah Jessica Parker) kaum ein zufriedenstellendes Leben bieten und wird, obwohl er sich selbst für einen großen Künstler hält und sich gar mit "Citizen Kane"-Legende Orson Welles vergleicht, von Produzenten und Publikum nur müde belächelt. Eines Tages freundet er sich mit der Stummfilmlegende Bela Lugosi (Martin Landau) an, welcher nun morphiumsüchtig und abgehalftert ist und keine Rollen mehr an Land ziehen kann. Wood ist das gleich und er beginnt, gemeinsam mit Lugosi an der Produktion eines B-Movies, welches endlich die Kassen klingeln lassen soll...

Nach seinem frühen Tod im Jahr 1978 wurde Ed Wood inoffiziell als der schlechteste Regisseur aller Zeiten angesehen, trotzdem genießen seine Filme auch heute noch einen gewissen kultigen Charme, gerade wegen ihres Trashs und der miesen Produktionsverhältnisse. Burton gelingt es, Wood als einen ambivalenten Charakter zu zeichnen, dem wir gerne durch den Film folgen, für den wir Sympathien empfinden und der uns interessiert. Von dem jungen Johnny Depp hervorragend verkörpert ist Wood eine Identifikationsfigur, wie sie im Buche steht, der seinen Träumen trotz stetigen Rückschlägen nachjagt und sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen lässt. Burton drehte "Ed Wood" vollständig in Schwarz-Weiß, was eine vollkommen richtige Entscheidung war, der Charme der B-Movies aus den 50er-Jahren ist jederzeit spürbar und überträgt sich schnell, was der Atmosphäre viel gibt. Der Film weiß sowohl zu unterhalten, mit scharfen Dialogen und einer beeindruckend ironischen Komik, aber auch zu berühren... wir fühlen mit Edward mit, wollen ihm endlich beim Erfüllen seines Traumes zusehen, aber belächeln ihn ebenso wie das Publikum, wenn er misslungene Szenen nicht wiederholt und sich der offensichtlich miesen Produktionsverhältnisse kaum bewusst ist, da er so geblendet von seinen Geschichten ist. Die Geschichte macht dabei jede Menge Freude und erschafft (natürlich auf wahren Begebenheiten beruhende) Charaktere, die trotz der wahren Geschichte viel von der Skurillität mit sich bringen, die Burtons Filme so auszeichnen, ohne dabei den Realismus zu verlieren. Neben Depp gefällt ganz besonders Martin Landau in der Rolle des Bela Lugosi, welcher für seine enorme Präsenz zu Recht einen Oscar für den besten Nebendarsteller bekam. In jeder seiner Szenen frisst er förmlich die Leinwand auf, und ihm gemeinsam mit Depp in den wunderbaren Dialogszenen zuzusehen, ist eine Pracht. Auch Bill Murray, Sarah Michelle Gellar und Jeffrey Jones wissen zu glänzen, leider kann die Wucht der Schauspieler aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Ed Wood" zu lange dauert und vor allem im Mittelteil ein wenig in Langatmigkeit versinkt, sich im Kreis dreht und sich in Einzelschicksalen verfängt. Dies kostet einige Punkte, auch wenn am Ende wieder ein wenig aufs Gas gedrückt wird, wettmachen kann dies die zwischenzeitliche Ziellosigkeit und die störenden Längen aber nicht. Somit ist "Ed Wood" sicher keines von Burtons Meisterwerken, aber dennoch ein erinnerungswürdiger Film, welcher uns trotz Schwächen mit fabelhaft agierenden Mimen eine schöne Geschichte mit Herz und Humor serviert.

Note: 3+

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...