Direkt zum Hauptbereich

Smokin' Aces

Tarantino hat mit seinem Debut-Film "Reservoir Dogs" das Genre der obercoolen Gangster-Hunde, der markigen Dialoge und der bleihaltigen Gefechte eingeführt und immer wieder selbst revolutioniert. Im Grunde ist er mit Schuld daran, dass uns innerhalb der letzten Jahre so viele Nachahmer unterkommen, die auf Teufel komm raus Tarantinos Geist atmen wollen und dabei meist nur jämmerliche Abziehbilder sind. Wo sich "Lucky Number Slevin" immerhin noch als geniales Meisterwerk entpuppte, versackt "Smokin' Aces" aus dem Jahr 2006 trotz Starbesetzung und gar nicht so uninteressanter Geschichte schnell in seiner Kopie...

SMOKIN' ACES

Primo Sparazza (Joseph Ruskin) ist eines der letzten und mittlerweile altersschwachen Mitglieder der örtlichen Mafia, des Cosa-Nostra-Clans. Das FBI ist kurz davor, ihn und die verbliebenen Mittäter mit Hilfe des wichtigen Kronzeugen Buddy Israel (Jeremy Piven) an die Wand zu nageln, da dieser sich lange in den Kreisen des Clans aufhielt und sich nun dazu entschieden hat, vor Gericht auszusagen. Das rführt natürlich dazu, dass nicht wenige Menschen Israel tot sehen wollen und auf einmal sind mehrere Auftragskiller, die sich gegenseitig ausstechen wollen, hinter dem abgehalfterten Bühnen-Magier her. Viel zu tun also für die FBI-Agents Messner (Ryan Reynolds) und Carruthers (Ray Liotta), welche Israel abholen und beschützen wollen...

Jede Menge, von Stars gespielte, Charaktere, welche die Zunge nicht verschluckt haben und in einer Tour plappern, knallharte Feuergefechte, viel Blut und ein obercooler Soundtrack. Tarantino reichert seine Filme so an, mit viel Erfolg, und es ist offensichtlich, dass "Smokin' Aces" mit den selben Zutaten das gleiche versucht, da allerdings nicht den richtigen Mix hinbekommt. Die Bildsprache ist wunderbar, die Schießereien unglaublich brutal, irgendwie aber auch richtig stylish und auch Regisseur Joe Carnahan erlaubt es sich, zuvor einigermaßen ausführlich eingeführte Charaktere innerhalb von Sekunden im Kugelhagel dahinscheiden zu lassen. Das ist hier alles andere als neu, hätte aber das Zeug zu einem launigen Action-Thriller mit viel Humor haben können. Leider lässt das löchrige Skript viel zu viele Figuren auf einmal in die Handlung rennen, die sich die ohnehin recht knappe Spielzeit teilen müssen, wobei keine so richtig zu ihrem Recht kommt, auf dem Bildschirm zu glänzen oder einen Eindruck zu hinterlassen. Die Figuren sind zwar größtenteils skurill genug, um unterhaltsam zu wirken, bei kettensägenschwingenden Neonazis und Alicia Keys als knapp bekleidete Auftragskillerin wird der Bogen allerdings doch das ein oder andere Mal überspannt und versinkt in unfreiwilliger Trash-Komik. Ryan Reynolds und Ray Liotta als FBI-Agents sind die einzigen des Casts, welche das Geschehen ein wenig erden, können aber auch nicht gegen die ein oder andere recht dämliche Wendung oder den hyperaktiven, anstrengenden Humor ankämpfen, welcher das ganze letzten Endes als ober-brutalen, lauten und schnöden Blödsinn verpuffen lässt. Immerhin macht das Schaulaufen vieler Stars, darunter Ben Affleck, Matthew Fox, Andy Garcia, Chris Pine, Nestor Carbonell und Kevin Durand eine Menge Laune, die Kameraarbeit ist großartig, ebenso wie die visuelle Ausstattung, einige Einzelszenen sind gut gelungen und auch der Soundtrack ist recht launig. Nach dem miesen Ende bleibt jedoch nicht viel hängen als eine seelenlose Tarantino-Kopie...

Note: 4+

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...