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San Andreas

Katastrophenfilme gibt es alle Jubeljahre wieder und "San Andreas" hatte vorab diesbezüglich zwei große Probleme. Zum einen natürlich das reale Beben in Nepal, welches etlichen Menschen das Leben kostete und noch mehr obdachlos machte... es stand außer Frage, dass nach diesen schrecklichen Bildern man sich die digitalen nicht unbedingt direkt wieder auf der Kinoleinwand ansehen wollte. Zum einen erinnerten einen die ersten Trailer dann doch extrem an Roland Emmerichs "2012" und der hatte mit eben diesen dann doch einen der stärksten Katastrophenfilme aller Zeiten abgeliefert. Wie sollte man dies nun also noch toppen? Die Antwort ist vorhersehbar und ganz klar: Gar nicht.

SAN ANDREAS


Der Seismologe Dr. Lawrence Hayes (Paul Giamatti) ist seit kurzem in der Lage, Erdbeben konkret vorherzusagen. Gerade jetzt wird er durch eine Plattenverschiebung Zeuge eines gewaltigen Bebens in Kalifornien. Dieses ist jedoch noch nicht vorbei und Hayes warnt die Bevölkerung, so schnell wie möglich aus den betroffenen Gebieten zu fliehen. Ganz anders sieht das jedoch Rettungsflieger Ray Gaines (Dwayne Johnson). Dessen Familie sitzt nämlich zum Teil in Kalifornien und zum Teil im ebenfalls betroffenen San Francisco aufhält. Gaines macht sich auf, sie zu retten...

Dass "San Andreas" keine großartige Handlung bieten würde, war von vornherein klar. Dass er nun aber so tief in die altbekannte Klischee-Schublade greift und jeden einzelnen Charakter danach baut, um auch ja irgendeine Form der Überraschung oder Neuartigkeit zu vermeiden, das ist schon ein bisschen schade. Zerrüttete Familie, die sich im Chaos wiederfindet? Dabei. Kleine romantische Sidestorys? Drin. Feigling, der seine Familie zurücklässt und zum Einzelkämpfer wird? Natürlich am Start. Starke Männer- und natürlich auch Frauenfiguren, die den Männern aus der Patsche helfen? Muss dabei sein, ist es auch. Leider sind die Charaktere und ihre "Beziehungen" untereinander so flach, so vorhersehbar, dass es einen bereits nach wenigen Minuten furchtbar anödet. Das liegt zum einen natürlich am ziemlich miesen Skript, zum anderen aber auch an den Darstellern, die sich hier kaum Mühe geben, den Trash-Faktor zu überspielen. Dwayne Johnson hält die Fahne etwas hoch, ist jedoch eben auch ein limitierter Schauspieler, der nicht über seine Grenzen kann... und zudem werden ihm jede Menge pathetische Sätze in den Mund gelegt, die auch Johnson nicht mehr retten kann. Viel schlimmer erwischt es hingegen die Frauenquote. Denn was die eigentlich immer gute Carla Gugino hier mit hysterischem Overacting abliefert, ist so unfreiwillig komisch, so nervig, schlichtweg einfach so schlechtes Schauspiel, dass es einen entfernt an die grausame Vorstellung von Maria Bello im dritten "Mumien"-Teil erinnert. Alexandra Daddario ist als Teenager-Tochter besser, aber auch sie leistet sich einige gehörige Schnitzer und auch der große Paul Giamatti wird hier verschenkt. Mit der besten Leistung kann er zwar aufwarten, hat aber auch viel zu wenig zu tun und darf im Grunde nur zugucken und die Menschen ausdrücklich warnen. Das klingt nun alles wirklich schlecht, aber niemand wird sich "San Andreas" wohl wegen Story oder Charakteren anschauen... wir erwarten hier schließlich Schauwerte! Und diesbezüglich wird uns wirklich einiges geboten, die Spezialeffekte sind exzellent, die Zerstörungen weitflächig und es kommt sogar das ein oder andere Mal Spannung auf. Vernichtete Sehenswürdigkeiten kennen wir zwar schon und das große Vorbild Emmerich wusste dies auch intensiver umzusetzen, aber auch "San Andreas" kann uns einiges bieten, auch wenn die großen "Wow"-Effekte nur selten kommen. Der allerletzte Kick fehlt in diesen ansonsten stark umgesetzten Szenen jedoch, denn um eine niedrigere Altersfreigabe zu erhalten, wurde um etwaige Tode so gut wie immer herumgeschnitten. Dass hier hunderttausende Menschen ihr Leben lassen, das wissen die Kamerafahrten stets zu umfahren und so bleibt uns die große Zerstörungswut mit Erdbeben und einem finalen Tsunami zwar als beeindruckend, aber nicht als intensiv in Erinnerung. Da konnte Emmerich in konsequenter Weise mehr Emotionen anregen. "San Andreas" wird wohl niemanden enttäuschen, denn optisch und in Sachen Action ist das Ding schon gut, auch wenn uns nichts Neues geboten wird. In Sachen Charakterzeichung und Storytelling bedeckt man den Film aber lieber mit dem Mantel des Schweigens und erinnert sich somit an keinen schlechten Film, aber wohl an einen der schwächsten Streifen der diesjährigen, recht beachtlichen Sommer-Blockbuster-Saison.

Note: 4+


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