Direkt zum Hauptbereich

Wie ein einziger Tag

Mit Liebesschnulzen verhält es sich ähnlich wie mit Horrorfilmen: Mit der Zeit hat man im Grunde schon alles aus dem Genre gesehen und es ist schwer, die Zuschauer noch mit etwas Neuem, so noch nicht gesehenem zu überraschen. "Wie ein einziger Tag" aus dem Jahr 2004 reiht sich genau dort ein und erzählt eine Geschichte, die wir bereits sattsam kennen... immerhin macht er dies aber weitestgehend sympathischer und emotional treffsicherer als viele seiner Konkurrenten, auch wenn hier ganz sicher kein Meisterstück erreicht wird.

WIE EIN EINZIGER TAG


Ende der Dreißiger lernt der junge, aus armen Verhältnissen stammende Noah (Ryan Gosling) die aus reichem Hause stammende Allie (Rachel McAdams) kennen. Beide verbringen einen Sommer miteinander und glauben, die Liebe ihres Lebens gefunden haben... bis alles bei einem Streit mit Allies Familie zerbricht und die beiden auseinandergehen. Sieben Jahre später treffen sich Allie und Noah zufällig wieder, doch letztere ist nun bereits mit dem gutaussehenden Lebemann Lon Hammond (James Marsden) verlobt...

Eigentlich ist "Wie ein einziger Tag" ein sehr schöner Film geworden, der ganz besonders Freunden von offener Romantik und Kitsch sehr gefallen dürfte: Die Bilder sind wundervoll, das Setting der frühen und späten 40er Jahre ist toll getroffen und sorgt für eine passende Atmosphäre und noch dazu ist der Film von vorne bis hinten mit absoluten Könnern besetzt. Auch die Rahmenhandlung, in welcher ein älterer Herr einer an Alzheimer leidenden Dame im Altersheim eben diese Geschichte aus einem Tagebuch vorliest, ist clever gewählt. Dies geschieht zwar alles sehr vorhersehbar, wird aber sehr hübsch erzählt und hält auch einige etwas heftigere Wendungen bereit, die man so nicht unbedingt erwartet hätte. Der Hauptteil spielt sich jedoch in der Vergangenheit ab und folgt dabei den leidlich bekannten Mustern eines Liebes-Dramas: Das Paar lernt sich kennen und lieben, muss sich unter Tränen trennen und als beide ihr Leben wieder neu begonnen haben, treffen sie sich wieder... und nun müssen Entscheidungen gefällt werden. Neu ist das alles wie gesagt nicht, es wird aber immerhin einigermaßen charmant erzählt. Allerdings gibt es während den zwei Stunden dann doch einige Längen, über einige Subplots (wie den um Noahs besten Freund Finn) wird viel zu rasch hinweggehetzt, um sich doch wieder der zentralen Lovestory zu widmen und einige Logikschlenker gibt es indes auch noch. Zudem entpuppt sich Rachel McAdams als zweischneidige Besetzung, denn obwohl sie hier mit einer kraftvollen Performance aufwartet, nimmt man ihr auch mit gutem Willen keine 17-jährige ab, welche sich Hals über Kopf verliebt... aus dem Alter war sie auch damals optisch schon heraus. Ryan Gosling funktioniert da als leicht reizbarer und etwas verrückter Traummann schon besser und auch die restlichen Nebendarsteller wissen zu gefallen. Da tummeln sich dann bekannte Namen wie Joan Allen, Sam Shepard, "X-Men"-Star James Marsden und der große James Garner in wunderbaren Darstellungen... einzig Marsden wird in seiner einseitigen Rolle ein wenig beschnitten, aus der Figur hätte man mehr herausholen können. Und auch gegen Ende muss man noch ein wenig Kritik anbringen, denn nachdem die Geschichte mit einem sehr mutigen Schluss hätte beendet sein können, welches gegen den Mainstream geschwommen wäre, muss man schließlich doch noch ein höchst unglaubwürdiges, klebriges Happy End vorgesetzt bekommen, welches zwar irgendwie rührend ist, zu der ansonsten aber doch oftmals recht ehrlichen Geschichte wirklich nicht mehr passen mag und wohl auch mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Fazit: Gut besetzt (bis auf eine Ausnahme), schön gefilmt und recht rührend. Die Story bietet rein gar nichts Neues und ist gegen Ende auch nicht mehr mutig genug, dennoch bleibt eine solide, emotionale Liebesgeschichte mit viel Herz und etwas zu viel Kitsch.

Note: 3


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se