Jerry Bruckheimer hat auf der Erde ziemlich viele Fans, auch wenn seine Filme von Kritikern meistens eher misstrauisch beäugelt werden. Als Produzent weiß er aber eben ganz genau, was das Publikum will und braucht und daher klotzt er mit Super-Blockbustern wie "Fluch der Karibik", "Armageddon" und "Das Vermächtnis der Tempelritter", bis es kein Morgen mehr gibt. Da erstaunt es dann auch weniger, dass es Bruckheimer immer wieder gelingt, trotz eines gerne mal miesen Skripts, erstaunlich viele Stars für Haupt- und Nebenrollen zu gewinnen. So geschehen auch bei Bruckheimers Actioner "Nur noch 60 Sekunden" aus dem Jahr 2000...
NUR NOCH 60 SEKUNDEN
Eigentlich hatte sich Randall Raimes (Nicolas Cage) aus dem Autodiebstahl-Geschäft, in welchem er sich erfolgreich bewegte, zurückgezogen. Als sein kleiner Bruder Kip (Giovanni Ribisi) jedoch einen Auftrag vermasselt und nun bei dem wütenden Kriminellen Raymond Calitri (Christopher Eccleston) in der Kreide steht, muss Raimes wieder ran... sonst droht Calitri mit der Ermordung Kips. Um das Leben seines Bruders zu retten, muss Randall den Auftrag zu Ende führen. Dies beinhaltet den Diebstahl von fünfzig Autos, innerhalb einer Nacht. Raimes trommelt seine ehemaligen Kollegen zusammen, um das Ding durchzuziehen. Doch die Polizei hat bereits Wind von dem Coup bekommen und ist dem Team auf den Fersen...
Die beeindruckende Starbesetzung in diesem Bruckheimer-Film, unter der Regie von Dominic Sena, liest sich wie folgt: Nicolas Cage, Angelina Jolie, Giovanni Ribisi, Christopher Eccleston, Robert Duvall, Will Patton, Scott Caan, Timothy Olyphant, Vinnie Jones, Delroy Lindo... noch Fragen? Dass alle diese ansonsten mindestens sehr guten, gerne mal auch herausragenden Darsteller in diesem Film kaum Gelegenheiten haben, ihr wirkliches Talent zu zeigen, das dürfte außer Frage stehen. Nicolas Cage hat offensichtlich viel Spaß, hier mal wieder mit sympathischer Leidensmiene und leichtem Overacting Sprüche zu klopfen und auch Delroy Lindo als verbissener Polizeibeamter sorgt für einige starke Szenen, der Rest ist jedoch so unterfordert, dass es wehtut. Was einen Ausnahmeschauspieler wie Robert Duvall dazu veranlasste, hier mit an Bord zu steigen, lässt sich nur mit Geld erklären und Angelina Jolie wird im Grunde nur dazu gebraucht, weil ein Autoklauer-Team ohne hübsche Frau eben nicht ganz vollständig ist. So ist die aufgezwungene und unglaubwürdige Kurz-Romanze zwischen ihr und Cage nicht nur eine reine Pflichtabhakung, sondern auch einer der merkwürdigsten Momente des Films. Doch auch abseits davon kann sich "Nur noch 60 Sekunden" nicht wirklich retten. Mit der faden Story kann man sich ja noch abfinden und dass auch die Charaktere alles andere als dreidimensional gezeichnet sind, ist im Rahmen eines Blockbusters, der einfach nur unterhalten will, schon in Ordnung... ein wenig mehr Gehirnschmalz und vor allem etwas mehr Tempo hätte man dem Zuschauer aber zumuten können. So gibt es gerade im Mittelteil einige herbe Längen, die spürbare Abwesenheit von wirklich guten Actionszenen sorgt gerne mal für Langeweile und die ultracoolen Sprüche, welche die Protagonisten in solchen Filmen eben stetig drücken müssen, wirken aufgesetzt und lahm. Das hat das ein Jahr später begonnene "The Fast and the Furios"-Franchise mit seiner sehr ähnlichen, aber damals viel cleverer genutzten Thematik doch um einiges besser und spaßiger hinbekommen und dabei nebenbei sympathische Figuren erschaffen, an die man sich auch noch länger erinnert. Davon sind Randall Raimes und Co. hier jedoch meilenweit entfernt, was nicht nur an der flachen Zeichnung aller Figuren liegt sondern auch daran, dass vielen eben keinerlei Entwicklung oder irgendetwas anderes redundantes zugesteuert wird. Immerhin, optisch ist der Film wirklich mal ein Leckerbissen und erinnert gerne mal an die inhaltsleeren, aber visuell immer sehr ansprechenden Michael-Bay-Streifen. Auch die letzte halbe Stunde, in welcher Nicolas Cage mal richtig freifahren und einige irre Stunts hinlegen darf und sich eine wilde Verfolgungshatz mit der Polizei liefert, ist sehr unterhaltsam und gibt uns nach gut anderthalb Stunden endlich mal ein wenig den Action-Quotienten, der zuvor vermisst wurde. So endet "Nur noch 60 Sekunden" schließlich eben doch nicht als Bauchlandung, doch die zuvor verhauenen Gelegenheiten werden auch dadurch nicht rehabilitiert. Fazit: Flotte Karren, tolle Optik... das wars. Der Auto-Actioner ist in Sachen Handlung und Charakteren so flach, dass es wehtut. Dass dann auch die Action kaum stimmt und der Film mit zwei Stunden bereits zu lang geraten ist, sagt wohl alles über diesen luftleeren und schnell vergessenen Film. Lieber noch mal "Fast & Furious" einlegen.
Note: 4
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